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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum
Autoren: Mara Andeck
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ihn ja nicht, es war zu dunkel.
    Jetzt griff Tom wieder zu den Rudern und ich hörte, wie er sie ins Wasser tauchte.
    »Woher weißt du, wo es jetzt langgeht?«, fragte ich ihn.
    »Das weiß ich doch gar nicht«, murmelte er zerstreut und ruderte weiter.
    »Wie bitte? Das weißt du nicht? Wie kommen wir dann zurück zum Haus?« Ich wollte jetzt nur noch in mein Bett.
    »Ach, so hast du das gemeint.« Er lachte leise. »Das ist echt kein Problem. Wenn wir noch ein Stück auf den See rausrudern, sehen wir drüben hinterm Haus das Licht, das immer an der Toilette brennt. Und wenn man da genau darauf zu rudert, landet man am östlichen Steg. Du, sag mal, bist du eigentlich mit Simon zusammen?«
    »Hä? Was? Ich? Mit Simon??? Wie kommst du denn darauf?« Ich fiel fast aus dem Boot vor Schreck.
    »Ach, nur so, Vicky hat so was gesagt.«
    »Vicky!?« Ich war plötzlich ganz müde und kraftlos. »Du lernst es aber echt nicht, oder?«
    Wir sprachen kein Wort mehr, bis wir am Steg angelegt hatten. Wasser schwappte leise an unser Boot. Die Bäume rauschten.Der Himmel war mit Sternen übersät. Oh Mann, es hätte so romantisch sein können, mit Tom ganz allein nachts auf dem See. War es aber nicht. Kein bisschen.
    13.00 Uhr   Warum behaupten eigentlich immer alle, man müsse miteinander reden? Was soll das bringen?
    Nach diesem Gespräch gestern war ich noch mieser drauf als davor. Mühsam kletterte ich mit dem schmerzenden Fuß aus dem Boot.
    »Irgendwie riecht es hier immer noch nach Kuh«, murmelte Tom, hievte irgendeinen schweren Gegenstand auf den Steg, vermutlich den Rucksack mit den Einkäufen, und ging an mir vorbei Richtung Haus.
    Und da war ich plötzlich so was von genervt und frustriert, ich fühlte mich so dermaßen eklig und schmutzig und klebrig, und ich wollte überhaupt nicht mit Tom rüber zu dem beleuchteten Haus und zu den anderen laufen und mir all die blöden Kommentare über meine Kriegsbemalung und meinen Geruch anhören, also zog ich einfach ganz leise meine Klamotten aus, ließ sie auf den Steg fallen und sprang in den See. Platsch!
    »Lilia? Hey? Alles in Ordnung?« Tom klang ganz erschrocken. Ich hörte, wie seine Schritte zurückkehrten, und plötzlich flammte eine Taschenlampe auf.

    So ein Mistkerl! Ich hatte gedacht, er hätte kein Licht dabei, aber im Rucksack musste wohl eine Lampe gewesen sein.
    »Mach sofort das Licht aus! Ich hab nichts an!«, kreischte ich und tauchte unter. Und dann rieb ich mir unter Wasser erst mal ganz schnell den Schlamm und die Kuhkacke von der Haut.
    Tom gehorchte, aber sehr zögernd!
    »Was machst du denn da im Wasser?«, fragte er, als ich wieder auftauchte.
    »Das ist nur so ein Tipp aus meinem schlauen Buch. Gegen Knöchelverletzungen. So eine Art Ganzkörperkühlung, hemmt Entzündungen und so.«
    »Aha.«
    »Lass ja das Licht aus! Ich komm jetzt raus.« Vorsichtig kletterte ich die Leiter hoch.
    Tom gab keinen Mucks von sich.
    »Hast du ein Handtuch?«, fragte ich. Ich bibberte vor Kälte. Ganzkörperkühlung, wie wahr!
    »Nee.«
    Oh, er war viel näher, als ich gedacht hatte.
    »Irgendwas sonst zum Abtrocknen? Ein T-Shirt oder so?«
    Ich hörte es rascheln und nach einer Weile reichte Tom mir wortlos ein Stück Stoff, mit dem ich mich abrubbelte. Zuletzt wickelte ich mir den Fetzen als Turban um den Kopf. Dann zog ich mich wieder an.
    »Und jetzt?«, fragte er. »Darf ich jetzt mal Licht machen und deinen Fuß sehen?«
    »Was soll das bringen?«, fragte ich. »Davon wird er doch auch nicht besser.«
    »Jetzt setz dich hin, Mädchen, und zeig mir diesen verdammten Fuß.« Er klang richtig sauer.
    Gehorsam ließ ich mich auf den Steg fallen, Tom knipste die Taschenlampe an, betrachtete mein Gelenk und atmete zischend aus. »Das ist ja ganz blau«, murmelte er und runzelte besorgt die Stirn.
    »Das war doch klar«, sagte ich. Viel überraschender fand ich die Tatsache, dass sein Oberkörper nackt war. Auf seiner Brust baumelte mein Koru. Ich hatte nicht gewusst, dass er es trug.
    »Ey, ist das etwa dein T-Shirt, da auf meinem Kopf?«, fragte ich.
    »Ja, was dachtest du denn?« Er betrachtete immer noch meinen Fuß.
    »Ich dachte, du hättest vielleicht Klamotten im Boot gehabt. In deinem Rucksack.«
    »Nö.« Tom knipste die Lampe wieder aus. »Lil, wir müssen irgendwas mit deinem Fuß machen. Den können wir so nicht lassen. Vielleicht sollte ich dich rüber zu einem Arzt rudern?«
    »Jetzt spinn nicht rum, ich kenn das schon. Das Band ist überdehnt und
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