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Wer liebt mich und wenn nicht warum

Wer liebt mich und wenn nicht warum

Titel: Wer liebt mich und wenn nicht warum
Autoren: Mara Andeck
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wurde ich ernst. »Komm, bringen wir’s hinter uns. Zwischen uns hakt es doch seit zwei Wochen. Irgendwann müssen wir das klären wie erwachsene Menschen. Wir können doch nicht ewig davor weglaufen.«
    »Klar. Von mir aus. Nur ob das jetzt der optimale Moment ist?« Tom war ein bisschen von mir weggerutscht, das hatte ich gehört. Schade, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.
    »Okay, wenn du nicht willst, kein Problem.« Ich verschränkte die Arme vor der Brust, weil ich plötzlich fröstelte.
    »Wer sagt, dass ich nicht will?« Jedes seiner Worte hatte Abwehrstacheln. Typisch Mann.
    Aber dann klang er plötzlich ganz vergnügt. »Hey, Lil, ich hab’s. Ich weiß jetzt, wie wir hier wegkommen.«
    »Aha. Und wie?« Eigentlich interessierte mich das gerade nur ganz am Rande.
    »Der Treibewagen hat doch Räder. Wir können ihn ins Rollen bringen und uns mit ihm möglichst nah an den Strand arbeiten. Und dann ab ins Boot!«
    »Der ist aber ganz schön schwer. Und damit das Teil rollt, mussvorne jemand die Deichsel anheben. Und außerdem kann ich nur einbeinig schieben.«
    »Das schaffen wir schon! Es geht zum Wasser sogar ein bisschen bergab. Du schiebst von innen, ich klettere raus, hebe die Deichsel an und ziehe.«
    »Und wenn Yksi kommt?«
    »Das höre ich und springe schnell wieder zu dir rein.«
    Ich glaube, in diesem Moment hätte er Yksi gesattelt und wäre auf ihr weggeritten, nur um einer Aussprache zu entkommen.
    Toms Plan funktionierte. Ich stemmte mich mit meinem ganzen Körpergewicht von innen gegen das Geländer, er zog von außen an der Deichsel, und das Teil bewegte sich wirklich. Anfangs musste Tom ein paar Mal schnell in den Treibewagen springen, weil wir Yksi schnauben und stampfen hörten, aber nach einer Weile blieb sie zurück.
    Wir bewegten uns Zentimeter für Zentimeter vorwärts und irgendwann waren wir tatsächlich ganz nah am Wasser. Mein Fuß tat so weh, ich konnte kaum noch atmen vor Schmerz.
    »Soll ich dich tragen?«, flüsterte Tom, der mein unterdrücktes Schluchzen anscheinend gehört hatte.
    »Wage es!«, fauchte ich. Ich humpelte zum See und kletterte selbst ins Boot.
    Irgendwie war ich sauer auf ihn. Obwohl unsere Rettung seine Idee gewesen war, fühlte ich kein bisschen Dankbarkeit in mir. Das war jetzt vielleicht die letzte Chance für ein Gespräch gewesen und ich fand es seltsam, dass Tom so gar nicht dazu bereit gewesen war. Klar, Aussprachen sind nicht so seins, aber wenn es darauf ankommt, kann er durchaus ganze Sätze sprechen. Warum dann nicht mit mir? Mit Vicky sitzt er ja auchnächtelang vorm Haus und redet. Und ich dachte: Vielleicht ist er doch längst mit Vicky zusammen und ich bin mal wieder die Einzige, die das nicht weiß. Aber dann hätte er mir das jetzt sagen können. Sagen müssen! Wann, wenn nicht jetzt?
    Tom stieß das Boot vom Steg ab und ruderte ein Stück aufs Wasser hinaus. Ich sah nur noch seinen Umriss. Hinter ihm auf dem Festland leuchteten orangefarbene Lichter, die Nachtbeleuchtung des Campingplatzes.
    »Können Kühe eigentlich schwimmen?«, fragte er, um das Schweigen zu brechen.

    »Klar, aber nur mit Schwimmflügelchen«, schnaubte ich.
    »Oh, Mann, Lil, dann reden wir halt. Was willst du mir denn sagen?« Tom zog die Ruder ins Boot.
    »Ich? Dir? Nichts.«
    »Lilia!«
    Ich mochte es nicht, wie er meinen Namen sagte. Mit dieser tiefen Stimme. Das ließ meinen Ärger dahinschmelzen und den brauchte ich gerade zur Aufrechterhaltung meiner Selbstdisziplin.
    »Na gut.« Ich holte ganz tief Luft. »Tom, seit der Nacht neulich beim Klassenfest im Wald bist du komisch zu mir. Wahrscheinlich hast du seitdem dauernd Angst, dass ich dich noch mal küssen könnte, und deswegen weichst du mir aus. Ich wollte dir nur sagen: Das musst du nicht. Da besteht keine Gefahr. Ich küsse dich nicht mehr.«
    »Nicht?« Er klang nüchtern und sachlich. Eigentlich hatte ich an dieser Stelle auf eine andere Reaktion gehofft. Verzweiflung wäre das Mindeste gewesen! Also war er wohl doch mit Vicky zusammen, oder?
    »Nein. Natürlich nicht. Ich küsse keinen, der das nicht will.«
    »Oookay.« Er atmete tief ein.
    Puuuh. Wie er okay gesagt hatte, das war noch schlimmer als die Sache mit meinem Namen. Das war so umwerfend typisch atemberaubend Tom, dass ich ihn am liebsten schon wieder geküsst hätte. Gleichzeitig hätte ich ihn erwürgen können. Ein bisschen Bedauern hätte da mitschwingen können. Wenigstens das. Aber davon war nichts zu hören. Und sehen konnte ich
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