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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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Prolog
      

    Sepher Rasim
    (Buch der Geheimnisse, 7. Rolle)
      

    Dies ist die Geschichte Geschans, den der Höchste zum siebten Richter erwählte, damit er die Welt Neschan befreie aus der Hand dessen, der sie in Finsternis verbarg. Und dies ist die siebte Rolle im Sepher Rasim, das zu versiegeln mir bestimmt wurde, der ich in die Welt Neschan kam, um mit ihr unterzugehen.
    Doch die Verheißung sagt: Der Weltentaufe folgt ein neuer Anfang. Das Siegel wird erbrochen und das Buch der Geheimnisse zu einem der Offenbarungen werden. Ein jeder wird dann Einblick haben in die Geschichte, die ihm bis dahin verborgen war. Jeder wird frei sein, nach seinem Willen den eigenen Weg zu bestimmen.
    Aber die Bürde, die mir auferlegt wurde, wiegt schwer. Denn wenn ich scheitere, wird diese Welt für immer untergehen, und wenn ich siege, wird sie zu ewigem Frieden gelangen. So lautet die Prophezeiung und dies lehrte mich auch Goel, der sechste Richter und mein Lehrmeister.
    Nicht mehr lange und ich führe den letzten Kampf, für Neschan, die Tränenwelt, die mir zur einzigen Heimat geworden ist… Doch ich will von vorne beginnen.
    Wie die sechs Richter, die mir vorausgingen, wurde auch ich auf der Erde geboren. Ich lebte in einer Region, die man Schottland nennt, und trug den Namen Jonathan Jabbok. Nach dem frühen Tod meiner Eltern kümmerte sich mein Großvater, ein schottischer Lord, um mich. Er übergab mich der Obhut einer Schule, in der junge Männer darin ausgebildet wurden, als Heiden für ihr Land zu sterben oder als Regierungsbeamte an ihren Schreibtischen zu verstauben.
    Von Neschan erfuhr ich zum ersten Mal, als ich acht Jahre alt war. Ich erkrankte damals schwer, und obwohl ich zur Verwunderung vieler überlebte, wollten mich danach meine Beine nicht mehr tragen: Ich war gelähmt. Zu jener Zeit begann ich von Yonathan zu träumen, der als gesunder Junge in dieser anderen Welt heranwuchs. Er führte ein beschauliches Leben, bis er beinahe vierzehn Jahre zählte.
    Damals streifte mein Traumbruder Yonathan gerne durch die Wälder und Wiesen im Hinterland von Kitvar, seinem Heimatort hoch im Norden. Auf einem dieser Ausflüge stürzte er in eine tiefe Grube. Bei dem Versuch sich aus ihr zu befreien, fand er einen Stab, der seine Sinne auf wundersame Weise stärkte. Wenig später stieß er auf einen Erdfresser, der es darauf abgesehen hatte, ihn zu verschlingen. In die Enge getrieben bohrte er dem Ungeheuer die Spitze des Stabes in den Leib. Es gab einen gleißenden Blitz und der Körper des Untiers verwandelte sich zu Asche.
    Und während die Ereignisse ihren Lauf nahmen, glaubte der irdische Jonathan noch immer zu träumen. Für ihn war sein Gegenstück – und damit die ganze Welt Neschan – nur ein buntes Bild seiner Phantasie.
    Doch ich hatte mich getäuscht, das sollte ich bald erfahren. Dieser andere Yonathan erwies sich als sehr lebendig, so wirklich wie ein Zwillingsbruder. Ja mehr noch: Wir waren wie die zwei Seiten eines Goldevens: jeder ein Teil des Ganzen, keiner konnte ohne den anderen bestehen. Durch den Ratschluss Yehwohs wurden unser beider Leben schließlich zu einem verschmolzen. Doch bis dahin hatte mein Traum-Ich noch einige Prüfungen zu bestehen.
    Nach der Auseinandersetzung mit dem Erdfresser kehrte ich wohlbehalten nach Hause zurück. Dort erklärte mir mein Pflegevater, Navran Yaschmon, dass ich den heiligen Amtsstab der Richter Neschans gefunden hätte. Über zweihundert Jahre lang hatte er in der Erde geruht, damit er nun dem siebten Richter übergeben werden konnte. Das, so sagte es die alte Prophezeiung, sei der Zeitpunkt für den Beginn der letzten Richterschaft, die zur Weltentaufe führen sollte. Navran Yaschmon machte mir klar, dass es meine Bestimmung sei den Stab zum Garten der Weisheit, nach Gan Mischpad, dem fernen Verbannungsort des sechsten Richters, zu tragen.
    Noch in derselben Nacht besuchte mich Benel, ein Bote Yehwohs, des Höchsten und himmlischen Vaters allen Lichts. Benel warnte mich vor den herannahenden Häschern Bar-Hazzats, des dunklen Herrschers von Temánah, und bestärkte mich in meinem Auftrag. Bereits am Morgen danach stach ich deshalb mit der Weltwind in See, dem Schiff von Kapitän Kaldek. Sein Adoptivsohn Yomi und ich wurden schon bald gute Freunde.
    Wenig später begannen die Schwierigkeiten. Vor den Klippen des Ewigen Wehrs entdeckte uns Sethur, der Heeroberste Bar-Hazzats. Es kam zu einer mörderischen Jagd, in deren Verlauf Yomi und ich über Bord gingen,
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