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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben?
Autoren: Marie Lu Pera
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fertiggemacht haben, hereingeführt.
    Jetzt weiß ich, woher Beliar geschwollene Fingerknöchel hatte. Die Gegenstücke zu seinen Verletzungen wurden gerade zur kollektiven Zurschaustellung hereingeholt.
    Zu spät realisiere ich, dass ich Beliars Hand instinktiv fester gedrückt habe. Auch meinen verängstigten Gesichtsausdruck verberge ich viel zu spät, denn da blicke ich schon in Beliars Gesicht, der mich wahrscheinlich die ganze Zeit über beobachtet hat. Meine Reaktion auf die Männer hat mich soeben verraten.
    „Hast du ihnen befohlen, Raven zu töten?“, fragt Beliar Hope mit absolut ruhiger Stimme. Oh, oh. Jetzt ist die Kacke aber gewaltig am Dampfen.
    Hope lacht laut auf. „Ich bitte dich. Das ist ja grotesk“, redet sie sich raus.
    Verdammt, jetzt bin ich gleich an der Reihe. Beliar sieht mich bereits an und verlangt: „Waren das die Männer, die dich angegriffen haben?“
    Leugnen bringt nichts. Er hat mich entlarvt. „Ja“, hauche ich.
    „Waren das alle Männer oder fehlt jemand?“, hakt Beliar nach.
    „Das waren alle Männer“, bestätige ich. Hey, das ist nicht gelogen. Hope ist eine Frau.
    Beliar setzt sein Verhör bei Hope fort: „Hast du dabei zugesehen?“, will er wissen.
    „Soweit ist es also schon gekommen. Du glaubst deiner Hure mehr als deiner Gefährtin“, stellt sie überheblich fest.
    „
Antworte
“, verlangt Beliar forsch.
    „Nein“, antwortet Hope. Was wiederum nicht gelogen ist. Sie hat ja voll mitgemacht.
    Jetzt schwenkt Beliars Blick wieder zu mir.
    „Hat sie dich geschlagen?“, hakt er nach. Verdammt, was sag ich nur?
    „Wieso antwortest du nicht, Raven?“, will er ungeduldig wissen.
    „Ähm“, drücke ich herum.
    Er schüttelt mich an den Schultern. „Sag mir die Wahrheit“, fordert er ungestüm.
    „Beliar“, wirft Hopes Vater ein. „Was ist in dich gefahren? Wie kannst du es wagen, meine Tochter solch einer Tat zu bezichtigen.“ Beliar geht nicht darauf ein, denn er nimmt mich grad in die Mangel. „Außerdem kannst du doch jederzeit feststellen, ob ihre Erinnerungen solch eine Handlung beinhalten. Zumindest konntest du es, bevor du der Hure deine Kräfte ausgehändigt hast“, ergänzt Hopes Vater.
    „Ihre Erinnerungen wurden gelöscht“, informiert ihn Beliar.
    „Raven“, fordert Beliar wild. Als ich nicht antworte, macht er ein Handzeichen.
    Daraufhin zieht einer der Wachen sein Schwert und setzt es einem meiner Peiniger an.
    Wow, hey. Beliar ist bereit, jederzeit seine Hinrichtung zu befehlen, da stoße ich ein „Nein. Sie sind nur das Werkzeug“ aus.
    Beliar sieht mich fordernd an und erklärt: „Sag mir die Wahrheit oder sein Kopf wird rollen.“
    Mann, verdammt. Energisch reiße ich mich los und laufe davon. Gut, dass das auch ohne Zauberkräfte funktioniert hat, denn ich will ihn nicht vor allen demütigen.
    Beliar ist mir dicht auf den Fersen. „Wage es nicht, vor mir davonzulaufen“, droht er mir.
    Nachdem er mich vor der Burg eingeholt hat, reißt er mich zu sich herum. Meine Tränen nehmen ihm sichtlich den Wind aus den Segeln.
    Ich fahre ihn gequält an: „Macht es dir eigentlich Spaß, mich vor allen bloßzustellen?“
    „Ich habe dich nicht bloßgestellt Raven“, erklärt er.
    „Doch das hast du. Du behandelst mich, als wäre
ich
deine Gefährtin und nicht Hope. Du hältst es nicht mal für nötig, ihr zu gestehen, dass du sie nicht liebst. Bist nicht Manns genug zu sagen, dass du sie nicht heiraten willst. Traust dich aber im Gegenzug auch nicht, mir zu sagen, dass du mich nur deshalb noch nicht verjagt hast, weil ich dir gewisse Vergnügen bereite. Du lebst lieber mit deiner Gefährtin zusammen, als wärt ihr Bruder und Schwester. Schiebst die Arbeit im Zirkel als Ausrede vor, warum du sie nicht beachtest. Führst dich auf, als würden wir dir beide gehören. Als könntest du dir das nehmen, was du gerade von der jeweiligen Frau begehrst. Von Hope die Kräfte für dein zukünftiges Kind und von mir meinen Körper für ein Abenteuer. Nur damit du es weißt, mit der Strategie verlierst du uns am Ende des Tages alle beide. Ich habe dich nie belogen, habe dir klar gesagt, dass es entweder mich oder sie gibt. Weißt du eigentlich, wie das für mich ist, deinen und den Eltern von Hope gegenüberzustehen? Was bin ich für dich? Was ist sie für dich? Da du das für dich nie selbst beantwortet hast, beantworte ich es für dich. Sie ist deine Gefährtin und ich bin die Tochter eines Vergewaltigers und einer Mörderin. Ein Mischling,
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