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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben?
Autoren: Marie Lu Pera
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Mädchen zu holen“, informiert er mich. Das nimmt mir sichtlich den Wind aus den Segeln. Aber nur kurz – sogleich schüttle ich die rosa Brille ab.
    Energisch teile ich ihm mit: „Da hab ich auch noch ein Wörtchen mitzureden.“
    „Ich weiß“, bestätigt Beliar. „Es steht in dem Buch.“ Er hält mir einen ziemlich dicken Schmöker mit dem Titel: „
Die emanzipierte Frau des 21. Jahrhunderts
“ vor die Nase. Meine Fresse, er liest echt so einen Emanzipationsscheiß.
    „Von wem hast du das?“, frage ich ihn stirnrunzelnd.
    „Von Junus. Er hat mich beraten“, antwortet er. Mir bleibt der Mund offen stehen.
    „Warte mal“, wende ich ein. „Du holst dir Frauen-Beziehungstipps von meinem Bruder?“
    „Ja“, bestätigt er.
    Ich muss darüber schmunzeln. „Du weißt schon, dass Junus ausschließlich männliche Gefährten bevorzugt.“ Er wusste es nicht – seinem geschockten Gesichtsausdruck zufolge.
    Damit ich ihn noch mehr ärgern kann, informiere ich ihn: „Er ist mit Artis zusammen. Sie werden bald heiraten. Also meinen Segen haben sie.“
    Jemand sollte Beliar mal den Kiefer wieder zuklappen. „Komm schon Beliar. Mach nicht so ein Gesicht. Ich sagte dir doch, es gibt kein schwarz oder weiß. Es gibt nur das, was einem sein Herz sagt. Sie lieben sich und stehen auch dazu. Etwas, das wir zwei nie geschafft haben“, necke ich ihn.
    Nach ein paar Sekunden hat er sich wieder halbwegs gefangen, streckt die Hand nach mir aus und fordert: „Komm mit mir Raven.“
    „Nein“, erkläre ich. „Hast du dich nicht beim Mädchen geirrt? Solltest du nicht bei Hope sein?“
    Beliar erklärt: „Ich werde Hope nicht zur Frau nehmen. Ihre Eltern und sie selbst wissen davon. Niemals würde ich die Person ehelichen, die solch eine Grausamkeit an dir begangen hat. Sie lebt wieder auf der Burg ihrer Eltern. Das ist vorbei.“
    „Wieso bist du so sicher, dass sie Drahtzieher des Hinterhaltes gegen mich war?“, hinterfrage ich seine Aussage.
    „Du hast es mir selbst verraten“, antwortet er.
    „Nein, eigentlich nicht“, wende ich ein.
    „Du hast dich verraten, indem du mir gesagt hast, dass ich den Zirkel als Ausrede benutze, um ihr meine Zärtlichkeiten vorzuenthalten. Das konntest du nur von ihr wissen“, erklärt er. Verdammt.
    „Was willst du von mir hören Beliar? Dass sie dabei war? Dass sie selbst zugeschlagen hat? Mich deine Hure genannt hat? Irgendwie kann ich sie verstehen. Sie liebt dich“, raune ich wild.
    „Nein. Sie hat im Zorn über die Aufhebung unseres Status als Gefährten zugegeben, dass sie nur an der Macht unserer ungeborenen Kinder interessiert war“, klärt er mich auf. Wow, das ist hart.
    „Wie romantisch“, spotte ich. „Und was jetzt Beliar? Du bist ein freier Mann – willst du mir das sagen? Falls es dir entfallen ist, das löst nur einen Bruchteil der Probleme, die noch zwischen uns stehen. Ich bin halb weiße, halb schwarze Hexe. Dein Zirkel würde mich nie akzeptieren. Unsere Verbindung würde dich schwächen. Wir müssten es geheim halten – uns verstecken. Wo wir wieder am Anfang wären. Findest du das nicht auch langsam unendlich mühsam, das alles ständig durchzukauen? Außerdem, nur so nebenbei, ich bestimme allein, ob du mich haben kannst und entscheide auch, ob ich diese Hand überhaupt ergreife, die du mir hinhältst. Nur weil du deine Eltern als Verstärkung mitgebracht hast, heißt das nicht, dass ich dir wie ein devotes Weibchen an den Hals falle, jetzt, da du nun endlich für dich entschieden hast, was du willst. Denn das muss nicht unbedingt das sein, was
ich
jetzt will.“ Okay zugegebenermaßen, ich bin grad total genervt.
    Eigentlich waren meine Worte mehr als frech, doch überraschenderweise grinst Beliar: „Nichts anderes hätte ich von dir erwartet. Wie ich bereits mehrmals am eigenen Leib erfahren habe, beherrschst du es in Perfektion, mir immer wieder überdeutlich verstehen zu geben, dass du erobert werden willst, stolze Raven.“
    „Dann solltest du vielleicht einmal damit anfangen. Oder nein warte – erspar mir das lieber. Wer weiß, was dir mein Bruder noch geraten hat“, knalle ich ihm entgegen.
    Beliar bleibt ruhig, erträgt meine schlechte Laune ohne eine Miene zu verziehen und verkündet: „Ich habe die Führung des Zirkels an meinen Vater zurückgegeben. Da du ihm deine Kräfte geschenkt hast, wird er meinen Platz mehr als ebenbürtig einnehmen“, sagt er doch tatsächlich.
    Ich bin absolut perplex. „Wieso tust du das?“,
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