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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben?
Autoren: Marie Lu Pera
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Gedanke.
    Als er meinen Nacken packt und mich an seine Lippen führt, schmelze ich schlagartig dahin. Sein Kuss beginnt zärtlich, wird aber immer wilder. Ich weiß, wohin das früher oder später führen wird, aber ich will ihn noch zappeln lassen. Nach allem, was passiert ist, bin ich einfach noch nicht soweit.
    Das realisiert Beliar nun auch, nachdem ich ihn sanft davon abhalte, die Erkundungstour seiner Hand, die sich unter meinem Shirt gerade einen Weg über meinen Rücken bahnt, fortzusetzen. Dass
er
mehr als „soweit“ ist, zeigt mir sein Gesichtsausdruck, aus dem ich entschlüsseln kann, dass er sichtlich an der Abweisung zu knabbern hat.
    Egal was ich jetzt sage, es wird seinen männlichen Stolz nur noch weiter ankratzen. Deshalb tue ich so, als wäre das gerade nicht passiert. Ja okay, das ist vielleicht etwas gemein, aber es dient einem höheren Zweck. Der Griff nach meiner Zahnbürste soll als Ablenkungsmanöver dienen.
    Sein aufgebrachtes „Hope“, bringt mich dazu, mich ihm wieder zuzuwenden.
    Auf seiner Hand ist Blut. Schnell ist er an meiner Seite, zieht mein Shirt runter und sieht sich meinen Rücken genauer an. Verdammt, diese blöde Wunde an meiner Schulter ist wohl durch die Wucht meiner Badewannenaktion erneut aufgeplatzt. Die Kratzer wollen einfach nicht heilen. Alles nur wegen meinem Raben, der mich damals mit seinen Krallen erwischt hat. Wahrscheinlich habe ich Tollwut oder so eine Scheiße.
    „Die Wunde hat sich wieder geöffnet“, informiert er mich. „Ich bringe dich zu meinem Heiler. Er wird sich das ansehen“, stößt er bestimmt aus.
    Oh, oh. Quacksalber-Alarm. Vorsichtshalber wende ich ein: „Beliar, ich war bereits hier beim Arzt. Er sagt, die Wunde hätte sich nur entzündet. Ich nehm einfach die Salbe, die er mir gegeben hat und dann wird es schon heilen. Nichts gegen deinen Heiler, aber in Sachen Medizin sind wir in diesem Jahrhundert weiter entwickelt.“ In Sachen Hygiene auch, aber das verkneife ich mir. Keine zehn Pferde bekommen mich zu seinem Medizinmann, der mir höchstwahrscheinlich einen Aderlass verschreibt. Bei dem Gedanken zieht es mir die Gänsehaut auf.
    „Mir gefällt das nicht“, stößt Beliar raunend aus. „Du hast Schmerzen, die du zwar gut verbirgst, aber ich sehe es dir dennoch an.“ Er hat recht. Die Wunde tut mir den ganzen Tag über weh, aber eigentlich wollte ich das sauber vertuschen. Soviel dazu.
    „Ich muss jetzt zum Training“, schiebe ich als Grund vor, um dieses Thema endlich abhaken zu können.
    Manchmal kommt er mit. Sieht mir dabei zu, wie ich turne, aber heute muss er etwas für den Hexenzirkel erledigen, sagt er zumindest. Insgeheim hoffe ich, dass er eine Überraschung für mich plant. Ich drücke ihm einen Kuss auf die Wange und schrubbe weiter meine Zähne.
    Junus ist schon vor einer Stunde weg. Er studiert hier in Irland Medizin. Nach dem Frühstück verlassen Beliar und ich gemeinsam die Wohnung.
    Vor dem Wohnhaus trennen sich unsere Wege. Zum Abschied küssen wir uns fast bis zur gegenseitigen Besinnungslosigkeit. Dieser Mann macht es mir echt nicht leicht, den Keuschheitsgürtel anzubehalten.
    „Dann bis später Beliar“, ist mein jämmerlicher Versuch, ihn abzuwimmeln, bevor wir hier wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet werden.
    Im nächsten Augenblick küsst er galant meine Hand. Dabei lässt er mich keine Sekunde lang aus den Augen. Mann, wie ich auf diese Eroberungsnummer stehe, die er ständig mit mir abzieht.
    Beliar haucht mit funkelnden Augen: „Ich sollte gehen, bevor ich dich über meine Schulter werfe und dich zurück in das Bett entführe, das du heute viel zu früh verlassen hast.“ Was für ein verlockender Gedanke.
    „Ich bin aber gar nicht mehr müde“, kontere ich, während ich mir lasziv in die Unterlippe beiße.
    „An Schlaf hätte ich auch nicht gedacht“, erklärt er. Meine Fresse, wieso ist es plötzlich so heiß hier draußen? Eigentlich herrscht tiefster Winter.
    „Du scheinst das Bett noch nicht verlassen zu haben, da du augenscheinlich noch träumst“, spotte ich frech grinsend.
    Er sieht herausgefordert aus, entfernt sich aber schrittweise von mir. „Warte es ab, bis ich nach Hause komme. Dann zeige ich dir, wie nahe Traum und Realität beieinanderliegen können.“ Schmacht. Okay, ich muss mich an meinen Übungen abreagieren oder kalt duschen. Dieser Kerl bringt mich um den Verstand. Lächelnd ziehe ich mir die Mütze weiter über meine Ohren und schreite davon.
     
    Das
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