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Wer braucht schon Zauberfarben?

Wer braucht schon Zauberfarben?

Titel: Wer braucht schon Zauberfarben?
Autoren: Marie Lu Pera
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die Wohnung, die ich so richtig gepflegt manierlich ignoriere.
    „Da bist du ja. Wir haben nach dir gesucht“, raunt Junus.
    „Ich bin nach dem Training noch gelaufen“, informiere ich ihn. Mein Bruder setzt sich mir gegenüber.
    „Das war ein echter Gänsehautmoment. Die Musik gepaart mit deinen Bewegungen. Ich glaube, so etwas formvollendet Schönes habe ich noch nie zuvor gesehen.“ Mit den schleimigen Worten will er mich besänftigen. Keine Chance Mann.
    „Es war nicht für die Augen anderer bestimmt“, fauche ich gereizt.
    „Hat dich das, was der Seher gesagt hat verärgert?“, will er wissen.
    „Der Quacksalber ist mir scheißegal. Ich bin von euch enttäuscht, weil ihr ihm nicht die Hölle heißgemacht habt, um mich zu verteidigen. Ich meine – Halloooooo, ihr wisst doch genau, wer ich bin“, erkläre ich.
    „Er hat uns vorher gebeten, nicht in seine Befragung einzugreifen“, gesteht Junus.
    Verblüfft mustere ich meinen Bruder.
Was
? Welche
Befragung
denn? Der Schwachmat hat nicht eine einzige Frage gestellt. Das war nur eine volle Ladung Beschuldigungen, die ich frontal abbekommen habe.
    „Es war eine Prüfung“, ergänzt Beliar.
    „Was denn für eine Prüfung?“, stoße ich erbost aus.
    „Er wollte sehen, wie du reagierst, wenn er dich mit seiner Vermutung konfrontiert“, antwortet Junus.
    Ich versuche, ruhig zu bleiben. „Okay, er glaubt also nicht, dass ich eine Ador bin. Das ist sein Problem. Er soll mich damit in Ruhe lassen“, erkläre ich.
    „Der Seher ist ein einflussreicher Mann. Es ist nicht klug, ihn zu erzürnen“, meint Beliar.
    Energisch kontere ich: „So wie ich das sehe, hat er mich zuerst erzürnt. Das ist das Aktions-Reaktionsprinzip. Davon hat er wahrscheinlich noch nie gehört. Womöglich glaubt er auch noch, die Erde sei eine Scheibe.“ Meine Worte scheinen Beliar zu belustigen.
    Wütend stoße ich mich vom Fensterbrett ab und will in mein Zimmer abhauen, da überkommt mich plötzlich ein Schwindel. Oh, verdammt – zu schnell aufgestanden. Zu spät, die Umgebungsgeräusche werden bereits dumpf. Meine Knie knicken ein.
    Nach ein paar tiefen Atemzügen komme ich wieder so halbwegs zu mir. Beliar hat mich aufgefangen.
    „Hope?“ Ich blinzle ein paar Mal und entreiße mich sogleich seinen Armen. Mann, ganz toll. Jetzt hält er mich sicher für ein zart besaitetes Weibchen, das ständig in Ohnmacht fällt.
    „Alles okay? Lass mal sehen.“ Junus ist an meiner Seite, um meinen Puls zu kontrollieren. Genervt ziehe ich ihm meine Hand weg.
    „Mir geht’s gut. Bin einfach nur zu schnell aufgestanden“, beschwichtige ich.
    „Du trainierst zu hart“, stellt Beliar fest. Ich lächle. Er hat echt keine Ahnung. Das ist gar nichts. Früher hab ich fast vier Stunden täglich geturnt. Jetzt schaff ich es gerade mal noch dreimal die Woche. Ich sollte einfach was essen. Sogleich krame ich im Schrank nach dem Müsli.
    Junus nimmt sich ein Bier aus dem Kühlschrank und verkündet: „Ich gehe heute noch aus.“
    Ich grinse. „Hast du ein Date?“ Er läuft tatsächlich rot an. Das heißt dann wohl ‚ja‘.
    „Ein Freund holt mich nachher ab. Wir gehen zusammen auf Brautschau“, erklärt er etwas zu ertappt aussehend – also für meinen Geschmack.
    „Dann viel Spaß“, wünsche ich ihm. In dem Moment klingelt es bereits an der Tür. Junus küsst mich auf die Wange und stürmt im nächsten Augenblick auch schon aus der Wohnung. Mann, der hats aber eilig hier rauszukommen.
    Toll, jetzt bin ich mit Beliar allein, der bereits auf mich zukommt und mir über die Wange streichelt.
    Als Zeichen, dass er mehr braucht, als nur diese Geste, um mich zu besänftigen, drehe ich mich einfach weg, kippe Joghurt über das Müsli und schmolle.
    „Du solltest Fleisch zu dir nehmen. Dein Körper ist viel zu dünn“, stellt Beliar fest. Das hat er nicht grad echt gesagt.
    Ich kneife die Augen zusammen und strecke ihm warnend meinen Löffel entgegen. „Dann solltest du dir eine Frau aus deinem Zeitalter nehmen, wenn dich das stört“, knalle ich ihm hin.
    „Das habe ich nicht gesagt“, redet er sich raus.
    „Du bewegst dich hier auf dünnem Eis, mein Freund“, informiere ich ihn.
    Er ignoriert meine Warnung, fragt stattdessen: „Drohst du mir etwa?“ Daraufhin kommt er wie ein lauernder Löwe auf mich zu und ergänzt mit diesem sexy Blick, den er bis zur Perfektion beherrscht: „Nun, ich kann mich an eine Drohung erinnern, die ich heute Morgen ausgesprochen habe.“ Ja, ich
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