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Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038

Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038

Titel: Beutewelt 05 - Bürgerkrieg 2038
Autoren: Alexander Merow
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Verschwunden
    Frank Kohlhaas öffnete die Augen und blinzelte. Um sich herum erkannte er drei verschwommene Gestalten, die sich laut auf Russisch unterhielten. Er schmeckte einen kleinen Rinnsaal aus Blut, der ihm aus der zerschlagenen Nase in seinen Mund lief. Der General lag in einem Lieferwagen auf dem Rücken und konnte sich kaum bewegen, da seine Arme und Beine mit dicken Seilen verschnürt waren. Hilflos wie ein Fisch im Netz zappelte er herum. Nach und nach wurde sein Blick etwas schärfer, Frank kam wieder zu sich. Die drei Männer schienen Kollektivisten zu sein. Einer von ihnen warf ihm einen wütenden Blick zu und stand von seinem Platz auf.
    „Ah! Der Herr General ist wieder wach!“, sagte er mit einem hämischen Grinsen.
    „Soll ich ihm noch eine verpassen?“, fragte sein unrasierter Nebenmann, dessen schwammiges Gesicht erwartungsvoll zuckte.
    „Nein! Nur wenn er uns nervt. Wir brauchen ihn noch, haben sie gesagt!“, erklärte die dritte Gestalt.
    Der Kollektivist zog ein Messer aus seiner Feldjacke und fuchtelte damit vor Franks Augen herum.
    „Ich kann dir auch die Ohren abschneiden, du Hurensohn!“, fauchte er mit sadistischer Miene und entblößte seine gelben Zähne.
    „Lass das, Alexander!“, tönte es von hinten. „Sieh lieber nach, wer er ist!“
    Der Mann versetzte Kohlhaas einen Tritt und drehte ihn auf den Bauch. Dann durchwühlte er seine Taschen. Er fand nichts außer einem DC-Stick und ein paar weißrussischen Geldscheinen. Fluchend drehte der Kollektivist Kohlhaas wieder auf den Rücken und knurrte: „Wir kriegen schon noch raus, wer du bist, Rus-Schwein! Notfalls schneiden wir dir alle Informationen aus deinem Leib raus!“
    Frank versuchte keine Angst zu zeigen, doch in seinem Inneren überkam ihn eine ungezügelte Panik. Sein Herz hämmerte in einem nervösen Stakkato und er konnte vor lauter Aufregung kaum noch atmen.
    Sein Peiniger setzte sich wieder zu den beiden anderen Männern und unterhielt sich mit ihnen. Frank konnte verstehen, dass sie darüber sprachen, wie ihre Gegner St. Petersburg erobert hatten. Sie schwadronierten vor sich hin, was sie mit diesen alles anstellen würden, wenn sie könnten.
    „Wir reden von Schweinen wie dir!“, rief einer der Milizionäre, den Kopf zu Frank herüber gewandt.
    „Diesen Krieg werdet ihr nicht gewinnen, ihr verfluchten Reaktionäre!“, schimpfte sein Nebenmann.
    Der General hob seinen Kopf und schnaufte: „Wenn Russland untergeht, dann geht auch ihr unter!“
    „Ich bin gar kein Russe, du Arsch! Ich bin Tadschike und ich scheiß’ auf Russland!“, schrie ihm einer entgegen, während die anderen lachten.
    „Was redest du mit dieser Ratte überhaupt?“, fuhr ihn sein Kamerad an, sprang von seinem Sitz auf und trat Frank mit seinem klobigen Stiefel in den Magen.
    „Halt jetzt dein Maul! Kapiert?“, befahl er.
    Kohlhaas krümmte sich vor Schmerzen und drehte seinen Kopf so gut es ging von den drei Männern weg. Das waren Soldaten des KKG, des militanten Arms der kollektivistischen Bewegung, dessen war sich Frank inzwischen sicher.
    Das Fahrzeug fuhr noch etwa eine Stunde über holprige Straßen und hielt dann irgendwann an. Der Gefangene war mittlerweile außer sich vor Entsetzen und noch immer zappelte er, als würde er an einem Angelhaken hängen. Schließlich schleiften ihn die drei Kollektivisten aus dem Fahrzeug, brachten ihn zu einem Gebäude mit vielen Fenstern und Frank landete in einem dunklen Kellerraum mit grauen Betonwänden.
    Die KKG-Männer verschlossen eine dicke Stahltür hinter ihm. Er hörte, wie sie sich auf dem Gang unterhielten und lachten. Jetzt war er eingekerkert, irgendwo in Russland. Die bösartig glänzende Stahltür erinnerte ihn an die grauenhafte Zeit in der Holozelle. Heißer und heißer kochte die Panik in Franks Schädel. Er versuchte zu schreien, doch es blieb ihm versagt, Luft zu holen. Nicht einmal bewegen konnte sich der General, denn er war noch immer mit dicken Seilen verschnürt und sie hatten ihn hier einfach im Schmutz liegen lassen. Verzweifelt betrachtete er die graue Decke des Raumes und wälzte sich dann in eine Ecke. Einige Stunden lang geschah nichts. Irgendwann wurde die Stahltür jedoch wieder geöffnet.
    Außenminister Wilden war für einige Tage nach Ivas gefahren und hatte sich heute schon den ganzen Tag in die geräumige Bibliothek seines Hauses zurückgezogen. Nachdenklich schritt er vor den mit alten Büchern vollgestellten Regalen auf und ab. Plötzlich hielt er
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