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Wer braucht denn schon Liebe

Wer braucht denn schon Liebe

Titel: Wer braucht denn schon Liebe
Autoren: Marte Cormann
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meinem Herzen …«
    »Schöngeist!«, brummelte sein Vater, aber ausnahmsweise klang es nicht verächtlich.
    Lorenzo ignorierte ihn. Karen war seine Chance, ein besserer Mensch zu werden, das hatte er in den vergangenen Tagen schmerzlich begriffen. Er, der dafür erzogen war, seine Gefühle stets unter Kontrolle zu halten, breitete sie nun wie einen wärmenden Mantel vor Karen aus.
    »Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen, Karen.« Er zog seine Hand von ihrem Mund und sah sie zärtlich an. Bevor er langsam in die Knie ging und zu ihr aufsah. »Karen Rohnert, ich biete dir mein Herz und mein Bett. An deiner Seite möchte ich alt werden. Ich möchte mit dir Kinder zeugen und dich davor bewahren, in Einsamkeit zu leben. Ich frage dich nur einmal und bitte dich, dir deine Antwort gut zu überlegen. Denn wenn du einwilligst, meine Frau zu werden, heiratest du nicht nur mich, sondern auch meine Lebensaufgabe. Karen, ich liebe dich. Willst du meine Frau werden?« Voller Liebe und Zärtlichkeit blickte Lorenzo zu ihr auf.
    Der Kloß, der sich in Karens Hals gebildet hatte, nahm ihr fast die Luft zu atmen. Aufgewühlt fuhr sie sich mit der Hand über die Augen. Noch nie zuvor hatte ein Mann derart schöne und romantische Worte für sie gefunden. Noch nie hatte ein Mann sie gefragt, ob sie ihn heiraten wollte.
    Im Raum hätte man eine Stecknadel fallen hören können. So gespannt warteten alle auf ihre Antwort.
    Karen beugte sich zu Lorenzo hinunter und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Sie liebte diesen Mann und würde ihn immer lieben.
    »Nein«, sagte sie dann in die Stille hinein. Und noch mal etwas energischer: »Ich kann dich nicht heiraten, Lorenzo.«
    Es fiel ihr schwer zu lächeln, als sie sich die Mappe mit den sorgfältig vorbereiteten Bewerbungsunterlagen unter den Arm klemmte und den Raum verließ.
    Die drei Männer im Zimmer brauchten eine Weile, bis sie begriffen, was geschehen war.
    »Also an deinem Heiratsantrag hat es nicht gelegen«, stellte Antonio schließlich trocken fest. Sekunden später krachte Lorenzos Faust auf sein Kinn.
    Es juckte Antonio zurückzuschlagen, doch in Gegenwart des alten Fürsten verbat sich eine solche Reaktion von selbst. »Lass das nicht zur Gewohnheit werden, alter Freund«, knurrte er stattdessen.

Fünfzehn
    Karen nahm kaum wahr, wie die Tür des fürstlichen Krankenzimmers hinter ihr ins Schloss fiel. Benommen ging sie den Korridor hinunter, beschleunigte mit jedem Schritt, bis sie fast lief. In einem Geflecht widerstreitender Gefühle gefangen, hätte sie um ein Haar die breite Treppe verfehlt, die nach unten zum Ausgang führte. Ohne dass sie es bemerkte, rutschte ihr auf der obersten Stufe die Mappe mit den Bewerbungsunterlagen unter dem Arm hervor und klatschte zu Boden. Mit einem Hauch von Panik in der Stimme murmelte sie ein Dankeschön, als wie aus dem Nichts ein Mann in Palastuniform auftauchte, um ihr die Unterlagen hinterherzutragen.
    Erleichtert atmete sie auf, als sie endlich draußen im Freien stand. Noch immer strahlte der Himmel in seinem kräftigsten Blau. Noch immer glitzerte das nahe Meer im Sonnenschein. Doch Karen wünschte sich nichts sehnlicher, als auf schnellstem Wege die größtmögliche Entfernung zwischen sich und dieses Paradies zu legen.
    Der Kies knirschte unter ihren Füßen, als sie den Gartenweg zur Palastpforte nahm. Unter anderen Umständen hätte sie vielleicht den Gärtnern, die mannshohe Buchsbäume kunstvoll zu Tierfiguren formten, bei der Arbeit zugesehen. Sie spürte die neugierigen Blicke der Männer in ihrem Rücken, als sie vorbeieilte.
    Übelkeit stieg in ihr auf.
    Nur noch ein paar Schritte, dann war die Pforte erreicht. Karen atmete tief durch, bevor sie dem älteren Mann in Uniform, der ihr wachsam entgegenblickte, ein Lächeln schenkte.
    »Arrivederci«, murmelte sie.
    Der Mann nickte freundlich. »Signora Rohnert?«
    »Si?«
    »Seine Durchlaucht bittet Sie, noch ein paar Minuten zu warten. Man wird Sie abholen.«
    Karen riss entsetzt die Augen auf. »Aber es ist alles besprochen, wir sind fertig. Ich kann gehen.«
    »Scusi.« Der Miene des Mannes war nicht anzusehen, was er dachte. Bedauernd zuckte er mit den Achseln. Keinen Millimeter wich er zur Seite. Unüberwindbar wie ein Fels versperrte er ihr den Weg zurück in ihr altes Leben.
    Innerlich tief aufgewühlt ging Karen ein paar Schritte zurück in den Park, von dessen farbenprächtigem Blumenmeer sie kaum Notiz nahm. Im Schatten einer Hecke ließ sie sich
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