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Wer braucht denn schon Liebe

Wer braucht denn schon Liebe

Titel: Wer braucht denn schon Liebe
Autoren: Marte Cormann
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ins Auge zu sehen. »Dann kehre ich in meine Welt zurück, und du kannst endlich die Schwedin heiraten, die dein Vater für dich vorgesehen hat.«
    »Komm.« Ohne ihr eine Antwort zu geben, zog Lorenzo sie mit sich fort, näher zu den Felsen heran, die die Bucht vom übrigen Hinterland abteilten. Zu Karens Erstaunen erklangen die Mozartklänge mit jedem Schritt lauter – als kämen sie direkt aus dem grauen Stein.
    Instinktiv zögerte sie weiterzugehen. Als Lorenzo ihren fragenden Blick auffing, lachte er spitzbübisch.
    Wie ein kleiner Junge, der sich einen Riesenspaß erlaubt hatte und kurz davor stand, sie hereinzulegen.
    »Kein alter Palast ohne Geheimgang«, grinste er breit. Sie hatten eine tiefe Felsspalte erreicht, die von außen völlig unauffällig wirkte. Eine Sekunde später zog Lorenzo sie mitten hinein.
    Eine Grotte vom Ausmaß eines Ballsaals tat sich vor ihnen auf. Hunderte von Kerzen erwärmten mit ihrem flackernden Licht den Raum. Sogar auf einem kleinen See direkt neben dem Eingang schwammen brennende Kerzen auf dem Wasser.
    In der Mitte der Höhle wartete ein festlich gedeckter Tisch darauf, dass sie Platz nahmen – und das scheinbare Radiogedudel entpuppte sich nun als komplettes Orchester, das nur für sie spielte. Aus dem Dunkel des Raumes traten zwei livrierte Bedienstete hervor, um Karen und Lorenzo die Stühle zurechtzurücken, als sie am Tisch Platz nahmen.
    Überwältigt schossen Karen die Tränen in die Augen. Lorenzo griff zärtlich nach ihrer Hand.
    »Glaub mir, wenn ich damals in Neapel bereits gewusst hätte, wie sehr ich dich liebe – ich wäre niemals ohne Abschied gegangen. Manchmal muss man sich vielleicht erst trennen, um endgültig zueinanderzufinden.«
    Der Kloß in Karens Hals drohte ihre Kehle zu sprengen. Obwohl sie sich intensiv darauf konzentrierte, sich zusammenzureißen und nicht zu heulen, kam bereits die erste Träne. Lorenzo gab dem Ober, der im selben Augenblick nach ihren Wünschen fragen wollte, einen diskreten Hinweis, sich noch einmal zurückzuziehen.
    Lorenzo wollte sich erheben, um zu ihr zu gehen, doch Karen winkte heftig ab. »Ich kann dich nicht heiraten«, flüsterte sie mit rauer Kehle.
    »Nenn mir den Grund. Bitte.«
    Karen atmete schwer, als sie um eine Antwort rang. »Ich habe mich nie um den Job einer Thronfolgerin beworben. Ich erfülle das Anforderungsprofil nicht. Meine Kunden sind Brodes Fleisch- und Wurstwarenfabrik , nicht die Staatsoberhäupter der Welt. Du kannst doch nicht ernsthaft wollen, dass ich neben Königin Silvia über den roten Teppich stolpere.«
    »Sie war Messehostess, bevor sie Königin wurde. Was sie lernen konnte, kannst du auch.«
    Ernst suchte er ihren Blick. »Du bist nicht die Einzige, die Angst hat, Karen. Vor mir liegt ein Leben voller Verantwortung. Werde ich es schaffen, Tag für Tag dem Wohl meines Volkes oberste Priorität einzuräumen? Meine eigenen Träume von einem selbstbestimmten Leben immer wieder aufs Neue hintenanzustellen? Nur die Frau, die ich liebe, kann mir für diese schwere Aufgabe Kraft geben.« Er lächelte schief.
    »Warum das Schicksal ausgerechnet dich, Karen Rohnert, Betriebsökonomin aus Meerbusch mit der Vorliebe für Bratkartoffeln, Spiegelei und Senfgurke, dazu bestimmt hat, kann ich dir leider auch nicht erklären. Aber es ist so.«
    Mit offenem Mund starrte Karen auf die Bratkartoffeln, die eine Geisterhand wie aufs Stichwort in diesem Moment servierte. Bratkartoffeln, Spiegelei und Senfgurke, genau genommen. Karen sah auf ihren Teller, dann auf Lorenzo, der gespannt auf ihre Reaktion wartete.
    »Lorenzo, du verdammter Gangster!«, platzte sie heraus und strahlte ihn an.
    »Es ist das Originalrezept deiner Großmutter. Nicht gestohlen, sondern ehrlich erbeten«, gestand er eifrig. »Sie findet übrigens, es wäre eine gute Idee zu heiraten.«
    Resigniert verdrehte Karen die Augen. Oma Käthe war also auch bereits eingeweiht. Da war jeder weitere Widerstand wohl zwecklos. Sie räusperte sich und setzte eine Miene auf, die sie bereits an zahlreichen Verhandlungstischen zur Schau getragen hatte.
    »Also gut, niemand soll mir nachsagen können, ich hätte einen Hilfesuchenden seinem Schicksal überlassen«, begann sie und spießte gleich ein halbes Dutzend Kartoffelscheiben gleichzeitig auf ihre Gabel. »Allerdings hoffe ich, du bist im Vollbesitz deiner geistigen Kräfte. Denn ich bestehe nicht nur auf einem Ehevertrag, sondern möchte auch bei der Sanierung eures Staatshaushaltes ein
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