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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen
Autoren: Léo Malet
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nicht, es konnte ja auch ein Namensvetter von dir sein.
Aber dann, eben... Also wirklich! Hab zwar mal was von einem Privatdetektiv
Burma gehört, aber daß du das bist, darauf war ich nicht gekommen!“
    „Na, da siehst du mal!“
    Gérard dreht sein Glas in den Fingern
und reißt die Augen weit auf. Dann faßt er sich ein Herz und fragt:
    „Sie sind Privatdetektiv, M’sieur?“
    Ihm bleibt die Spucke weg. Ich
amüsiere mich köstlich.
    „Entschuldigt mal, Freunde“, sage ich
lachend, „aber ihr scheint hier ja wirklich hinterm Mond zu leben, ihr zwei.
Starrt mich an, als wär ich ‘ne Jahrmarktsattraktion! Ich bin Privatflic. Na
und? Habt ihr etwa keinen hier in eurem Laden?“
    „Nein“, antwortet Bruyèras.
    „Im Princess hätten sie gut
einen brauchen können“, sagt Gérard grinsend.
    „Red keinen Quatsch, Kleiner“, fährt
ihn mein ehemaliger Mitschüler an. „Wenn die im Princess einen
Privatflic gehabt hätten, was hätte der denn machen können?“
    „Nichts, natürlich“, gibt der Page
kleinlaut zu.
    „Na, also!“
    Um mein Glas nicht schweigend leeren
zu müssen, frage ich:
    „Was ist denn im Princess passiert? Ich nehme an, es handelt sich um ein Hotel, oder?“
    „Ja, in der Rue Refreger, gleich am
Marché de la Croix-de-Fer.“
    Ich weiß nicht, mit wievielen Sternen
sich das Etablissement in den Hotelführern brüstet; aber Bruyèras erkennt sie
ihm mit seinem verächtlichen Ton allesamt ab. Er arbeitet schließlich im Littoral. Bitte keine Verwechslungen!
    Allmählich nimmt er immer deutlichere
Konturen in meiner Erinnerung an, dieser Bruyèras. Ein Blödmann ganz besonderen
Kalibers!
    „Vor ein paar Tagen“, fährt er fort,
„genauer gesagt, letzten Mittwoch, ist einer der Gäste abgehauen, ohne zu
bezahlen.“
    „Das ist doch nichts Besonderes, oder?
Ich nehme an, daß das auch hier...“
    „Klar, davor ist man nie sicher. Zur
Begleichung der Rechnung lassen sie dir wunderschöne Koffer da, die mit
Kieselsteinen vollgestopft sind. Trinkgeld inbegriffen! Was kann ein
Hausdetektiv da schon machen? Aber dieser Figaro oder Figari... So ähnlich hieß
nämlich der Kerl...“
    „Sigari“, korrigiert der junge Page.
Schon wieder so ein Schlauberger, der sich anscheinend bestens auskennt!
    „Von mir aus... Also, dieser Sigari
war ein ganz besonderer Fall. Der Koffer, den er zurückgelassen hat, enthielt
weder Kieselsteine noch Telefonbücher, sondern was ganz Spezielles. Überzeug
dich selbst
    Seine Augen wandern von mir zu den
jungenhaften Pausbacken des Pagen und nehmen einen gestrengen Ausdruck an.
    „Hast du den Schmöker, Kleiner? Irgend
etwas sagt mir, daß du ihn ständig mit dir herumschleppst. Bestimmt hast du
eben noch hinter deiner Grünpflanze darin geblättert. Los, her damit! Und dann
holst du uns noch mal drei Whisky.“
    Er streckt die Hand aus. Der Page springt
auf.
    „Ich schlepp ihn nicht mit mir rum“,
widerspricht er. „Aber er ist da, in meiner Tasche.“
    Er geht zu dem Wandschrank, öffnet ihn
und holt eine brave Schultasche heraus, aus der er ein Buch hervorzieht. Er
gibt es seinem Vorgesetzten, und der gibt es mir. Dann erinnert sich Gérard an
den erhaltenen Befehl und eilt wieder in das Bistro nebenan.
    Ich schlage das Buch auf. Es stellt
sich als hübscher kleiner Porno mit Fotos der unteren Kategorie heraus.
    „Ganz schön, was?“ raunt mir Bruyèras
komplizenhaft zu. „Ich wette, was Besseres findet man selbst in Paris nicht!“
    „Schon möglich. Und der Koffer von
diesem Sigari war voll von dem Zeug?“
    „Bis zum Rand.“
    Ich gebe ihm das Buch zurück und
bemerke:
    „Solche Literatur ist ihr Geld wert.
Worüber beklagen sich die Leute vom Princess ? Brauchen das Zeug doch nur
zu verhimmeln, dann ist Sigaris Rechnung beglichen!“
    „Oh, nein!“ widerspricht Bruyèras,
jetzt wieder ganz der förmliche Hotelangestellte. „Das ist nicht möglich. Kein
Hotelbesitzer, auch nicht der vom Princess, kann es sich erlauben, so
etwas... Ach, da ist ja Gérard wieder.“
    Der Page ist mit drei neuen Drinks
zurückgekommen. Jeder nimmt seinen in Empfang, hoch die Tassen, zum Wohl usw.
Bruyèras trinkt in olympischer Rekordzeit sein Glas halbleer, ohne Atem zu
holen.
    „Und außerdem“, fährt er fort, „könnte
er es auch nicht. Ich spreche von dem Besitzer des Princess und dem
Verkauf der Bücher. Ach, mein Lieber, ich kenne die jungen Leute in Paris
nicht, aber unsere hier...“
    Er zeigt auf Gérard.
    „Auch wenn sie in der Provinz
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