Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BIANCA EXKLUSIV Band 0171

BIANCA EXKLUSIV Band 0171

Titel: BIANCA EXKLUSIV Band 0171
Autoren: KAREN TOLLER WHITTENBURG TRACY SINCLAIR JACKIE MERRITT
Vom Netzwerk:
1. KAPITEL
    Das Schloss sah aus, als stammte es direkt aus einem Märchen. Es war ein grandioses, vor Jahrhunderten erbautes Gebäude mit einem eindrucksvollen Wappen über der gewaltigen Eingangstür. Bis hinauf in das dritte Stockwerk standen in Wandnischen Statuen, als wollten sie die Weinberge im Tal unter ihnen bewachen. Zwei runde Türme bildeten die nördliche und südliche Ecke des Schlosses, das unter den dunkel drohenden Wolken tiefe Schatten warf, obwohl der Mond nur schwach vom Himmel schien.
    Neben dem steinernen Portal flackerte eine wie eine Fackel geformte Leuchte, als wollte sie es den Blitzen gleichtun, die hin und wieder durch die Nacht zuckten. Das alte Gemäuer lag vergessen und verlassen da und wirkte alles andere als einladend.
    Der Kasten sieht aus, als würde Frankenstein darin wohnen, dachte Monty. Keine Prinzessin, die etwas auf sich hielt, würde auch nur einen Fuß hineinsetzen. Sie hob den kalten, schweren Messingring des Türklopfers an und ließ ihn fallen. Das dumpfe Geräusch hallte noch nach, als sie sich verärgert zu ihrer Begleiterin umdrehte. „Um Himmels willen, Eve, nun starren Sie doch nicht so! Es ist nur ein Schloss. Wollen Sie etwa, dass man uns für neugierige Touristen hält?“ Ungeduldig klopfte sie noch einmal. „Benehmen Sie sich endlich so, wie man es von der Besitzerin dieses Schlosses erwarten kann.“
    „Ja, Miss Carlisle.“
    Monty wünschte, sie hätte eine Kopfschmerztablette. „Zur Sicherheit erkläre ich es Ihnen noch einmal. Hier in Frankreich tauschen wir die Rollen. Sie sind ich und heißen Montgomery Carlisle. Ich bin Sie, also Eve O’Halloran. Sie sind ich, ich bin Sie. Haben Sie das verstanden?“
    „Ja, Miss Carlisle.“
    Monty seufzte nie und wollte auch jetzt nicht damit anfangen … obwohl sie im Moment jeden Grund dazu besaß. „Wenn jemand Sie als Monty oder Mademoiselle Carlisle anspricht, nicken Sie freundlich und geben damit zu erkennen, dass Sie so heißen, mehr nicht. Ansonsten können Sie meinetwegen jeden ignorieren. Von der Erbin eines riesigen Vermögens erwartet niemand, dass sie sich wie ein gewöhnlicher Mensch benimmt. Sie können tun und lassen, was Sie wollen, und ich bezahle Sie sogar dafür. Hauptsache, Sie nennen mich nicht Miss Carlisle …“
    Die riesige Tür stöhnte wie ein verstimmtes Cello und öffnete sich langsam. Muffige Luft drang ins Freie. Eine stämmige Frau erschien und hielt eine Laterne hoch, deren Licht auf ihr abstehendes, spinnwebenartiges Haar fiel. Ihre Augen waren nichts als dunkle Schlitze über runden, rot geschminkten Wangen. Sie sagte kein Wort, sondern starrte die beiden Besucherinnen an. Das Einzige, was einem davor bewahrte, sie für eine der Statuen in den Wandnischen zu halten, war die wilde Frisur.
    „Bonsoir“, sagte Monty und hörte sich absichtlich so an, als wäre sie in der tiefsten amerikanischen Provinz aufgewachsen. Sie sprach jedes Wort sorgfältig aus, um wie eine Amerikanerin zu wirken, die „Au revoir“, nicht von „Arrivederci“, unterscheiden konnte. „Ich bin Eve O’Halloran, und das ist Miss Carlisle. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und sind sehr müde. Könnten Sie uns unsere Zimmer zeigen, bitte … s’il vous plait?“
    Die Frau verzog keine Miene. Montys grauenhafter Akzent ließ sie vollkommen ungerührt. Sie warf Eve einen mürrischen Blick zu, hielt die Laterne noch höher und machte einen Schritt nach hinten. „Hier entlang“, erwiderte sie, und ihr Englisch klang, als wäre sie eben erst aus dem Mittleren Westen der USA gekommen.
    Monty schob ihre Sekretärin über die Schwelle und aus dem kalten Wind, der durch das Tal fegte. „Kommen Sie aus den Vereinigten Staaten?“, fragte Monty, während sie Eve in die gewaltige Eingangshalle folgte.
    „Mein Name ist Charlotte“, antwortete die Frau, als wäre das eine Erklärung. „Der Strom ist ausgefallen.“
    Das stimmte nicht ganz. An den drei Kronleuchtern über ihnen kämpften einige Glühbirnen gegen die Dunkelheit. Jedes Mal, wenn eine von ihnen flackerte, bewegten sich die Schatten, und der Raum wirkte noch unheimlicher. Durch die schweren Vorhänge an den Fenstern neben dem Eingang drang nicht einmal das grelle Aufleuchten der Blitze.
    Wahrscheinlich sieht es hier am Tag noch gruseliger aus, dachte Monty. „Stimmt etwas mit dem Generator nicht?“, fragte sie.
    „Für wen halten Sie mich?“, fragte Charlotte. „Für den Elektriker? Kommen Sie mit.“
    Eve stand mit offenem Mund da und starrte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher