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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie
Autoren: Lauren Oliver
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Bäume vor dem Himmel zu betrachten. Als wir in seine Zufahrt einbiegen, die inzwischen fast völlig mit Autos zugeparkt ist, überlege ich gerade, wie der Regen, der im Scheinwerferlicht tanzt, genau aussieht. Nicht ganz wie Glitter.
    Kent parkt, lässt aber den Motor laufen. »Ich habe übrigens nichtvergessen, dass du mir ein Geheimnis versprochen hast.« Er dreht sich zu mir um. »Glaub nicht, dass du so leicht davonkommst.«
    Â»Das würde mir nie einfallen.« Ich schnalle mich ab und rutsche ein Stückchen näher zu ihm, während ich aus den Augenwinkeln immer noch den Regen betrachte. Irgendwie wie Staub, aber nur, wenn Staub aus gegenständlichem weißem Licht bestünde.
    Kent faltet die Hände in seinem Schoß und sieht mich erwartungsvoll an, sein Mund zu einem winzigen Lächeln verzogen. »Also, schieß los.«
    Ich fasse über Kent hinweg und ziehe den Zündschlüssel ab, wovon die Scheinwerfer ausgehen. In der Dunkelheit klingt das Geräusch des Regens, der um uns herum herabströmt, viel lauter.
    Â»He«, sagt Kent sanft. Seine Stimme lässt mir wieder das Herz aufgehen und mein ganzer Körper fühlt sich ganz leicht an. »Jetzt sehe ich dich ja gar nicht.«
    Sein Gesicht und sein Körper sind nur Schatten, Dunkelheit vor Dunkelheit. Ich kann gerade so seine Umrisse erkennen und natürlich die Wärme seiner Haut spüren. Ich beuge mich vor, dabei bleibt mein Kinn an seinem rauen Cordjackett hängen, und nähere mich seinem Ohr, bis ich aus Versehen mit dem Mund dagegenstoße. Er atmet lautstark ein und sein ganzer Körper verspannt sich. Mein Herz klopft schnell und leicht. Zwischen den einzelnen Schlägen liegt keine Pause mehr.
    Â»Das Geheimnis ist«, flüstere ich ihm ins Ohr, »dass dein Kuss der beste meines Lebens war.«
    Er weicht ein bisschen zurück, damit er mich ansehen kann, aber unsere Lippen sind trotzdem nur zentimeterweit voneinander entfernt. Ich kann seinen Gesichtsausdruck im Dunkeln nicht erkennen, aber ich weiß, dass er mich wieder mustert.
    Â»Aber ich hab dich doch nie geküsst«, flüstert er zurück. Der Regen um uns klingt wie fallendes Glas. »Zumindest nicht seit der dritten Klasse.«
    Ich lächele, aber ich bin mir nicht sicher, ob er das erkennen kann. »Na, dann fang mal lieber damit an«, sage ich, »denn ich habe nicht viel Zeit.«
    Er zögert nur einen Sekundenbruchteil. Dann beugt er sich vor und drückt seine Lippen auf meine, und die ganze Welt rast davon, der Mond und der Regen und der Himmel und die Straßen, und da sind nur wir zwei in der Dunkelheit, lebendig, ganz lebendig.
    Ich weiß nicht, wie lange wir uns küssen. Es kommt mir vor wie Stunden, aber als er sich heftig atmend von mir löst und mit beiden Händen mein Gesicht hält, ist die Uhr, die schwach auf dem Armaturenbrett leuchtet, nur ein paar Minuten vorgerückt.
    Â»Wow«, sagt er. Ich spüre, wie sich seine Brust schnell hebt und senkt. Wir sind beide außer Atem. »Wofür war das denn?«
    Ich zwinge mich dazu, zurückzuweichen, taste im Dunkeln nach dem Türgriff und drücke die Tür auf. Die kalte Luft und der Regen wuschen herein und helfen mir beim Denken. Ich atme tief ein. »Fürs Fahren und alles.«
    Sogar im Dunkeln kann ich sehen, dass seine Augen funkeln wie die einer Katze. Ich kann kaum den Blick abwenden. »Du hast mir heute Abend echt das Leben gerettet«, sage ich, kleiner Scherz, und bevor er mich zurückhalten kann und obwohl er mir hinterherruft, springe ich dann aus dem Auto und laufe über die Zufahrt auf das Haus zu für den allerletzten Teil meines Lebens.
    Â»Da bist du ja!«, kreischt Lindsay, als ich im hinteren Zimmer zu ihr stoße. Wie immer sind die Musik und die Hitze und der Rauch unmöglich, eine Mauer aus Leuten, Parfüm und Lärm. »Ich hatte echt gedacht, du würdest uns im Stich lassen.«
    Â»Ich wusste, dass du kommen würdest«, sagt Ally, streckt den Arm aus und drückt mir die Hand. Sie senkt die Stimme, was bei dieser Lautstärke bedeutet, dass sie ein bisschen leiser schreit. »Hast du Rob schon gesehen?«
    Â»Ich glaube, er geht mir aus dem Weg«, sage ich und das stimmt. Gott sei Dank.
    Lindsay dreht sich um und ruft nach Elody – »Guck mal, wer uns mit seiner Anwesenheit beehrt!«, schreit sie und Elody mustert unsere Gesichter, bevor
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