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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft
Autoren: Teresa Medeiros
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»Manchmal vergesse ich, wie stark ich bin.«
    Diese Stärke zeigte sich, als er sie so anmutig herumschwang, als tanzten sie in einem Ballsaal Walzer, dann stellte er sie so vor sich, dass sie ihm den Rücken zukehrte.
    Als sie sich zu den Männern umdrehten, die sich in Windeseile in eine Meute zu verwandeln schienen, verkündete Julian laut: »Ich fürchte, sie ist nicht gekommen um zu spielen, meine Herren. Sie hat mich gesucht.« Er legte seine Hände auf ihre Schultern und presste seine Lippen auf ihr Haar; sein melodischer Bariton fand genau den richtigen Tonfall zwischen draufgängerisch und verlegen. »Und sie ist keine Dame. Sie ist meine Ehefrau.«
    Laute des Mitgefühls waren aus der Menge zu hören. Es war offensichtlich nicht das erste Mal, dass eine erboste Gemahlin in den Club marschiert war, um ihren Mann nach Hause zu holen. Die Männer betrachteten sie mit neuem Respekt, manche zogen sogar ihre Hüte. Aber Portia war zu abgelenkt, um davon etwas mitzubekommen, denn Julians Nase kitzelte sie am Ohrläppchen. Sie hätte schwören können, dass er an ihr schnupperte.
    Entschlossen, zu beweisen, dass sie nicht ganz so hilflos — oder hirnlos — war, wie er es von ihr annahm, beherrschte sie den Drang, ihm heftig auf den Fuß zu treten, sondern drehte sich stattdessen zu ihm um und schenkte ihm ihr sinnverwirrendstes Lächeln. »Als ich aufwachte und merkte, dass du nicht länger im Bett bei mir warst, konnte ich nicht anders, als mir Sorgen zu machen, Liebling.« Sie strich über die Rüschen auf seiner Hemdbrust. »Ich weiß, du hast versprochen, dass deine Franzosenkrankheit so gut wie verheilt ist, aber man kann gar nicht vorsichtig genug sein bei diesen nässenden Geschwüren.«
    Das Stöhnen der Männer im Raum war dieses Mal noch mitleidiger. Die Brünette keuchte empört, dann fasste sie die entrüstete Blondine an der Hand. Die beiden Frauen entfernten sich, nicht ohne Julian über die Schulter angewiderte Blicke zuzuwerfen.
    Julian schaute Portia aus schmalen Augen an, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich, sodass sie sich hüftabwärts berührten. Sich nur zu bewusst, dass seine Hosen für sie gefährlich eng geschnitten waren, versuchte sie etwas Abstand zwischen sie zu bringen, aber ihre Bemühungen führten nur dazu, dass sein Grinsen breiter wurde.
    »Deine Sorge ist wirklich rührend, meine Liebste«, sagte er. »Und was für ein glücklicher Umstand, dass du gerade in dem Moment auftauchst, als ich mich zu fragen begonnen habe, wo meine nächste Mahlzeit wohl herkommt.«
    Seine Lippen teilten sich, gewährten ihr einen flüchtigen Blick auf seine spitzen Eckzähne. Eckzähne, die nur dann länger wurden, wenn er Hunger hatte. Oder erregt war. Portia schluckte nervös. Vielleicht war es nicht besonders klug gewesen, ihn zu ködern. Wenn Adrian und Caroline Recht hatten und er die Suche nach seiner Seele aufgegeben hatte, war er für sie jetzt nichts anderes als ein gefährlicher Fremder. Und sie war nicht mehr für ihn als ein besonders saftiger Leckerbissen.
    Sie zwang sich, ihm noch einmal wie eine Ehefrau über die Brust zu streichen, sich genau der steinharten Muskeln unter ihren behandschuhten Fingern bewusst. »Wenn du lieber noch eine Runde Karten spielen willst, Süßer, dann fahre ich rasch heim und wecke das Küchenmädchen, damit es dir einen Mitternachtsimbiss zubereitet.«
    Einer seiner Mundwinkel hob sich zu einem wissenden Lächeln. »Unsinn, mein Häschen. Ich glaube, du hast einen Appetit in mir geweckt, den nur du stillen kannst.« Seine langen, schwarzen Wimpern senkten sich, als er sich zu ihr herunterbeugte. Zu spät erkannte Portia, dass er etwas anderes im Sinn hatte, als sie in die Nase zu zwicken.
    Sie öffnete den Mund, um zu protestieren, aber seine Lippen waren schon da, glitten über ihre wie heißer Samt. Der Schock war so gewaltig, dass sie weggezuckt wäre, wäre nicht seine kräftige Hand in ihrem Nacken gewesen, die sie festhielt, die starken, sicheren Finger, die sich in ihre hochgesteckten Locken schoben, bis sie unrettbar an ihn gefesselt war, wie ein Sklavenmädchen an seinen Herren.
    Ihren Kopf sanft nach hinten ziehend, machte er mit ihren Zweifeln kurzen Prozess. Er strich mit seinen Lippen über ihre, dann leckte er sie zärtlich, ehe er mit der Zunge ihren Mund eroberte, sie mit jedem Streicheln weiter verführte. Er küsste sie wie ein Geschöpf, das eine Ewigkeit lang Zeit hatte, um ihr Lust zu schenken. Er küsste wie ein
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