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Wenn der Wind dich ruft

Wenn der Wind dich ruft

Titel: Wenn der Wind dich ruft
Autoren: Teresa Medeiros
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oder?«
    »Absichtlich?«
    Adrian schaute weiter starr geradeaus, und das Lächeln, das um seine Lippen spielte, verriet Julian, dass es, obwohl sie immer Brüder sein würden, doch Geheimnisse zwischen ihnen gab, die keiner von ihnen je preisgeben würde.
    »Ich hätte dich erschießen sollen, weil du Wilbury seit drei Wochen jede Nacht vor Portias Schlafzimmertür postiert hast, während unser Aufgebot bestellt wurde.« Julian seufzte. »Ich dachte, ich wüsste vorher, was eine Ewigkeit ist...«
    »Mich überrascht nur, dass du nicht versucht hast, durch ihr Schlafzimmerfenster einzusteigen.«
    Julian warf ihm einen finsteren Blick zu. »Das habe ich. Aber ohne Flügel ist es nicht halb so leicht, wie es aussieht. Besonders mit dem dicken, gemeinen Rosenbusch unter ihrem Zimmerfenster.« Er rieb sich die Hüfte, als er sich an die Stacheln erinnerte.
    »Bist du das nicht, der so gerne sagt, gut Ding will Weile haben? Wenn man etwas dringend haben will, dann ist es wert, dass man darauf wartet.«
    Julian wäre vielleicht geneigt gewesen, ihm zu widersprechen, wenn die Kirchentür nicht in genau dieser Minute aufgegangen wäre. Er hielt den Atem an; die Tatsache, dass er das nun konnte, erschien ihm übrigens immer noch wie ein Wunder.
    Aber ein nicht so großes Wunder wie die Frau auf der Kirchenschwelle, die Frau, die seinen Traum wahr gemacht hatte.
    Er stand in einer Kirche, nicht länger aus der Gegenwart seiner Familie oder Gottes verbannt. Sonnenlicht strömte durch die bunten Glasfenster, wärmte sein Gesicht und schimmerte auf Portias seidigen Locken und der edlen Brüsseler Spitze an ihrem Kleid.
    Ihretwegen konnte er in der Nacht schlafen und am Morgen aufstehen und den Tag begrüßen. Er konnte Blutpudding mit gerümpfter Nase in die Küche zurückschicken und sein Rindfleisch komplett durchgegart bestellen. Er konnte mit seiner Nichte auf dem Schoß am Klavier sitzen und ihr beibringen, die ersten Noten von Mozarts »Requiem« in die Tasten zu klopfen. Das Einzige, was von seinen einsamen Jahren als Vampir übrig war, war seine unvergängliche Sehnsucht nach dieser Frau.
    Sie lächelte ihn an, ihre strahlend blauen Augen sprühten vor Liebe und Zärtlichkeit. Sie trug ein schneeweißes Halsband um ihren Hals und einen Kranz aus weißen Rosenknospen im Haar, sodass sie auch wie der Engel aussah, der sie war.
    Sein liebevoller Blick glitt an ihr abwärts. Noch war sie nicht schwanger mit seinem Kind, aber beginnend mit heute Nacht plante er, sich mit ganzer Kraft und voller Hingabe dieser Aufgabe zu widmen.
    Er wusste, er musste eigentlich darauf warten, dass der Bischof ihrer Verbindung seinen Segen erteilte. Aber er fühlte sich bereits so überreich gesegnet, dass er keinen Tag länger warten konnte. Adrian und Cuthbert vor dem Altar stehen lassend, schritt er über den Gang zu ihr, das schockierte Raunen schlicht ignorierend, das ihm folgte.
    Als er Portia in seine Arme zog, klang ihr fröhliches Lachen wie Glockengeläut durch seine Seele. »Himmel, Mr. Kane, ich glaube nicht, dass Sie Ihre Braut küssen dürfen, bevor Sie geschworen haben, sie ihr Leben lang zu lieben und zu achten.«
    Er schaute auf sie herab, betrachtete hingerissen ihre fein modellierten Gesichtszüge. Er hatte geglaubt, sie sei im Kerzenlicht und bei Mondschein schon schön gewesen, aber erst im Licht der Sonne hatte er das wahre Strahlen ihrer Schönheit erkannt. »Ein Leben lang wird nicht genug sein, dich zu lieben. Ich habe dir schon früher einmal gesagt, dass ich dich bis in alle Ewigkeit lieben würde, egal ob ich nun Vampir oder Mann bin.« Er berührte mit den Lippen ihre Stirn. »Meine Süße ... mein Liebling ... mein Engel ... «
    Sie lehnte sich zurück und schaute ihn mit finster gerunzelter Stirn an. »Wenn du jetzt Prunella sagst, sind wir zwar vielleicht ein Leben lang zusammen, aber ich verspreche dir, dafür zu sorgen, dass es sich wie eine Ewigkeit anfühlen wird.«
    »Meine Süße ... mein Liebling ... mein Engel ... « Er kniff sie in die Nasenspitze, dann gab er ihr einen unendlich zärtlichen Kuss auf den Mund. »... meine geliebte Kleine. «
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