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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)
Autoren: Sandra Andrea Huber
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mal eben Licht anmachen …?“
    Das Schloss klackte und unterbrach ihren peinlichen Worterguss. Nikolaj wandte sich zu ihr und sagte – nicht gänzlich ohne die Spur von amüsierter Belustigung in der Stimme: „Madame, immer hereinspaziert.“
    Mit dem Gedanken, dass es in diesem Moment doch recht günstig war, dass kein Licht brannte, tat sie einige Schritte ins Rauminnere. Nikolaj folgte ihr dicht auf den Versen und ließ die Tür hinter ihnen ins Schloss fallen.
    Zögerlich ging sie noch ein paar Längen weiter in den Raum hinein, ehe sie kleinlaut fragte: „Äh, Nick …? Wie wäre es jetzt mit ein wenig Licht für deinen Maulwurf? Sonst …“
    Ein dumpfes Geräusch gefolgt von ihrem eigenen Aufschrei unterbrach sie. „Autsch!! Verdammt!!“
    Ein paar Sekunden darauf flutete Licht den Raum. Reflexartig kniff sie die Augen zusammen, um ihnen die plötzliche Helligkeit schonend näher zu bringen. Ihren schmerzenden Fuß reibend betrachtete sie schließlich das soeben umgerannte Möbelstück, das sich als Couchtisch outete.
    Nikolaj stand ein paar Meter entfernt von ihr und sah sie halb musternd, halb grinsend an. „Was mach ich nur mit meinem Maulwurf?“
    „Ihm ein neues Bein schenken …“, murmelte sie mit zusammengepressten Zähnen und auf einem Bein humpelnd vor sich her.
    Er zog seinen dunkelblauen Parker aus und warf ihn auf einen der drei Barhocker an der Küchentheke. Dann trat er zu ihr heran und begann kommentarlos sie aus ihrem Mantel zu schälen.
    So nah vor ihr im hellen Lichtschein stehend, konnte sie ihn nun zum ersten Mal klar und deutlich ins Auge fassen. Er war groß, etwa um die 1,80 m, trug schwarze Jeans, ein graues Langarmshirt, das sich straff an ihn schmiegte und die Konturen eines gut gebauten Oberkörpers abzeichnete. Sein Gesicht hatte jegliches pubertäre Aussehen verloren und einem anziehenden und männlichen Bild Platz gemacht. Markante Wangen und Kieferknochen umrandeten sein hellhäutiges Gesicht. Hellbraune Bartstoppeln, die man wohl als Dreitagebart bezeichnen konnte, bedeckten die Haut über der Oberlippe, hinunter zum Kinn und den seitlichen Rand der Wangen bis hinauf zum Ohrenansatz. Seine Haare waren etwa fingerlang – an den Seiten vielleicht etwas kürzer –, leuchteten in einer Mischung aus braun mit dunkelblonden Strähnen und waren am Ansatz ungestüm und wild nach oben gestylt. Neben den vollen Lippen, den breiten Augenbrauen und der geraden Nase waren vor allem seine Augen das anziehendste und hypnotisierendste Gut seines Gesichts. Das magische Blauschwarz ihrer Iris, das ihr jedoch etwas dunkler vorkam, als sie es in Erinnerung hatte, zog einen unweigerlich in seinen Bann. Zusammengefasst sah er schlicht umwerfend aus. Sexy. Markant. Geheimnisvoll. Eine geheimnisvolle Aura hatte ihn bereits als Kind umgeben - wenn auch nicht in jener verruchten und ausgeprägten Form.
    Sie stolperte, leicht überwältigt angesichts dieses Anblicks und seiner Wirkung, rückwärts in Richtung Couch, ließ sich darauf niederplumpsen und schloss die Augen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal so gefühlt hatte – was wohl daher kam, dass sie sich noch niemals derart gefühlt hatte. Sie war erschöpft, aber sie konnte die Erschöpfung nicht in Gänze empfinden. Es war vergleichbar mit einer gewaltigen Wassermasse, die gegen einen Damm drückte, doch von diesem am Durchbruch gehindert wurde. In ihrem Fall bestand der Damm aus dem freigesetzten Schwall Adrenalin, der immer noch in ihrem Blutkreislauf zirkulierte und neben der Abwehr noch weitere Auswirkungen mit sich zog. All ihre Sinne waren geschärft und auf das Hier und Jetzt fokussiert, als ob damit zu rechnen wäre, dass jeden Moment etwas passieren würde, auf das sie schnell reagieren müsste. Dazu kam das Gefühl auf Droge, total aufgeputscht, überdreht und mitteilungsbedürftig zu sein. Im Ganzen ein äußerst ungemütlicher und zermürbender Zustand.
    Sie vernahm das Klirren von Glas, das typische Brummen eines Kühlschranks und ein glucksendes Geräusch. Kurz darauf spürte sie, dass Nikolaj sich zu ihr auf die Couch gesetzt hatte. Sie wand den Kopf nach links und fing seinen Blick auf.
    Er hob den Arm und hielt ihr ein Glas entgegen. „Hier, trink das. Das hilft gegen die Kälte und das ungute Gefühl. Und etwas mehr Farbe im Gesicht würde dir auch nicht schaden.“
    Sie nahm ihm das Glas ab und roch Nase kräuselnd
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