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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)
Autoren: Sandra Andrea Huber
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verfehlte.
    Der Bärtige verstärkte seinen Griff, neigte den Kopf seitlich Richtung seines Freundes und rief: „Hey Mike! Ich glaube, wir haben hier ein ziemlich biestiges Ding eingefangen. Aber wenn ich ehrlich bin, ist mir das sogar lieber …“ Er fuhr mit der Hand über ihre Wange und strich ihr einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ein Wildfang bringt viel mehr Spaß als eine gezähmte Stute. Schließlich muss man dem Ding gute Manieren beibringen – und gerade das sorgt für den gewissen Kick … Nicht wahr, mein brünettes Vollblut?“
    An die kalte Steinmauer gepresst öffnete er mit der freien Hand die Knöpfe ihres Mantels, zeichnete über dem Stoff ihres Pullovers die Kontur ihrer Brust nach, bis er schließlich hinabwanderte und ihren Schritt nachfuhr. Mit Erregung und unverkennbarer Vorfreude begann er die Schnalle ihres Gürtels zu öffnen. Von eisiger Ohnmacht überwältigt, schloss sie die Augen und flehte stumm um Hilfe. Ihr Verstand war währendessen keine große Unterstützung: Umbarmherzig und penetrant hob er die Ausweglosigkeit dieser Situation hervor, als würde er für diese Tat eine dicke Prämie kassieren.
    Ein paar endlos anmutende Atemzüge später, ließ ein dumpfer Knall, gefolgt von der Lockerung ihrer Position, sie aufsehen. Der bullige Kerl lag zusammengesackt zu Füßen eines großen und dunkel gekleideten Mannes.
    Ruckartig ließ der Bärtige von ihr ab und stürzte sich auf den ungebetenen Gast. Dieser wich ihm in einer lässigen Bewegung aus und versetzte ihm einen heftigen Tritt in die Seite, der ein schmerzhaftes Aufstöhnen aus dem Mann hervorbrachte.
    Mit angewidertem Zorn im Gesicht griff der Bärtige in die Tasche, zog ein Taschenmesser hervor und ließ verlauten: „Verpiss dich, du Hurensohn! Sonst nehm ich dich aus, wie ein Schwein!“ Er erhielt keine Antwort. Jedenfalls keine, die aus Worten bestand.
    Wie festgefroren stand Gwen an die kalte Wand gepresst und verfolgte in Atem raubendem Tempo, wie der Unbekannte den Attacken eins ums andere Mal in geschmeidigen und agilen Bewegungen auswich.
    Den nächsten Angriffsmoment des Bärtigen nutzte er für sich, packte dessen das Messer umfassende Handgelenk und trieb ihm die Klinge in seinen eigenen Bauch. Ein scharfes Lufteinsaugen war die einzige Reaktion zu der sie fähig war.
    Einen Augenblick lang standen beide Männer dicht an dicht und sahen einander so gebannt ins Gesicht, als ob sie den Anblick ihres Gegenübers bis ins letzte Detail aufzunehmen versuchten. Kurz darauf knickten die Füße des Verletzten ein. Er fiel auf die Knie, atmete abgehackt und schwerfällig, so, als könnte die Luft ihn plötzlich nicht mehr mit Sauerstoff versorgen. Unter seinen zu Panik geweiteten Augen tröpfelte ihm etwas Dunkles aus der Nase und rann über seinen Mund hinweg den Hals hinunter. Das blitzende Silber im Bauch, einen Ausdruck von Schmerz und Entsetzen auf den Zügen tragend, kippte er schließlich seitlich zu Boden und blieb regungslos liegen.
    Weder sie noch der Fremde hatten mehr als ein paar Sekunden Zeit, den am Boden liegenden Mann anzustarren, denn der vormals K.O. gegangene Bulle war wieder zu sich gekommen und brachte sich zurück auf die Beine.
    Die Worte „Ich mach dich kalt, du Drecksack“ hervorgeifernd stürzte er sich auf den Unbekannten, der jedoch seitlich auswich und ihm einen satten Schlag in die Magengrube verpasste. Dem Getroffenen entwich ein tiefes Ächzen.
    Im nächsten Augenblick presste der Unbekannte die Hand um dessen Kehle, schob ihn rückwärts und hämmerte seinen Hinterkopf mit einem einzigen kraftvollen und dröhnenden Schlag gegen die Steinmauer. Ein widerlich berstendes Geräusch hallte durch die Nacht und trieb Übelkeit in Gwens Magen.
    Der Unbekannte löste die Hand vom Genick des Bullen, der sogleich in einer plumpen und puppenartigen Bewegung zu Boden fiel. Ein Strom Blut quoll aus der offenen Wunde, tropfte mit einem schmatzenden Geräusch auf der Oberfläche seiner Jacke, dann auf dem Asphalt auf.
    Für ein paar Sekunden hallte das „Tropf-Tropf“ wie eingetrichtert in Gwens Ohren wider. Dann war es plötzlich, als würde eine drückende Stille die Gasse entlang kriechen und den monotonen Laut in sich verschlucken. Statt seiner nahm nun ihr eigener laut pochender Puls den Platz ein und untermalte die groteske Szene mit einer sonor dröhnenden Tonspur.
    Der große Fremde stand immer noch mit dem Rücken zu ihr gewandt da und
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