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Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)

Titel: Wenn Blau im Schwarz ertrinkt (Teil 1)
Autoren: Sandra Andrea Huber
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war wirklich hier. Es war zu viel, dies alles war zu viel für ihren Verstand. Er stand kurz vor einem Totalausfall.
    Nikolaj fasste sie an den Händen und fing ihren Blick ein. „Komm … ich bring dich weg von hier. Du gehörst ins Warme. Lass uns gehen.“
    Ich ihr focht ein Kampf zweier Stimmen. „Nick hat gerade zwei Menschen getötet“ und „Nick ist zurück an meiner Seite“. Nichts wollte sie lieber, als mit ihm von hier zu verschwinden und diesen Albtraum hinter sich zu lassen. Sie wollte von ihm im Arm gehalten werden, wollte alles erfahren, was er seit damals getan und wo er gelebt hatte. Sie wollte einfach nur das tun, was sie sich immer vorgestellt hatte, sollte sie ihn jemals wiedersehen: Da weitermachen, wo man sie vor Jahren auseinandergezerrt hatte.
    Und doch war da eine leise Stimme, die ihren Fokus auf die Tatsache lenken wollte, dass hier gerade ein Mord passiert war. Dass zwei Menschen tot waren und Nick – ihr Nick – der Mörder dieser zwei Menschen war.
    Nikolaj umfasste ihr Kinn mit einer Hand, hob es leicht an und sagte mit Fokus auf ihren Augen: „Gehen wir?“ Stumm wartete er ihre Antwort ab, doch es schien ihn Mühe zu kosten.
    In ihrer Brust pochten die Sekunden Herzschlag um Herzschlag wie dröhnender Donner. „Ja … lass uns gehen“, sagte sie schließlich mit müder Stimme.
    Dicht an ihn geschmiegt, seinen Arm um ihre Mitte, ließ sie sich aus der Gasse führen, weg von den erschreckenden Ereignissen dieser nasskalten Januarnacht, und wandte sich dem hellen Lichtschein ihrer Zukunft zu: Nick.
     

***
     

    Aus seinem Versteck heraus sah er sie Arm in Arm aus der Gasse kommen. Ein Grinsen zog sich über seine schmalen Lippen, welche seine unregelmäßigen und gelbstichig gefärbten Zähne offenbarten. Jenes Zusammentreffen würde seinen Boss sicherlich interessieren.
    Verborgen im Schatten folgte er den beiden bis hin zu einem rötlichen Backsteingebäude. Er beobachtete noch, wie sie durch die doppeltürige Eingangstür ins Innere verschwanden, ehe er selbst durch den vibrierenden Schleier trat, die nächtliche Dunkelheit der Menschenwelt hinter sich ließ und stattdessen in die durchdringende und vertraute Dunkelheit seiner Welt heimkehrte.

ZWEI
     
    Ihr Fuß verfehlte die nächste Treppenstufe, sodass sie rückwärts schwankte, doch kräftige Hände stützten ihren Rücken und brachten sie in einen festen, sicheren Stand zurück. „Verdammt noch mal … Nick! Auch wenn du die Umgebung hier so gut kennst, dass du sie bereits im Schlaf gehen kannst oder einen eingebauten Nachtsichtblick hast: Auf mich trifft weder das eine noch das andere zu. Ich bin blind wie ein Maulwurf und orientierungslos wie eine im Nebel versumpfte Mücke. Daher wäre es sehr taktvoll, wenn du zumindest für mich das Licht anmachen könntest.“
    Ein samtenes Lachen drang hinter ihr hervor und umfing sie mit Vertrautheit. Wie sehr sie das vermisst hatte. Zwar klang es nun tiefer, männlicher und rauchiger als früher, aber dennoch klang es immer noch nach ihm.
    „In Zukunft werde ich – in Respekt dem Maulwurf gegenüber – das Licht anmachen. Trotz der Tatsache, dass er das nicht nötig hat. Er hat ja schließlich mich: seinen treuen Blindenführer.“
    Pure Vertrautheit und gleichzeitige Surrealität tanzten durch sie, angesichts der Tatsache, dass er wirklich da war und sie nicht nur Tagträumen nachhing. Es war fast so, als ob die acht Jahre der Trennung nur eine illusionäre Gedankenblase gewesen wäre und sie in Wahrheit niemals voneinander getrennt worden waren. Aber eben nur fast. Denn das waren sie. Sie waren auseinandergezerrt worden. Von ihren Eltern.
    Trotz ihrer Worte ließ Nikolaj kein Licht aufglimmen. Stattdessen umfasste er ihre Taille und führte sie Stufe um Stufe die Treppe hinauf und einen Gang entlang, ehe er Halt machte. Sie konnte hören, wie er in seiner Tasche nach dem Schlüssel kramte. Ein überaus ungemütliches Gefühl von Aufgedrehtheit und Hibbeligkeit pulsierte durch ihren Körper, sodass sie nicht anders konnte, als unsinniges Zeug vor sich herzuplappern, um diesem Gefühl auf irgendeine Art und Weise Abbau zu verschaffen. „Ich vermute, alleine würde ich eine ganze Weile vor verschlossener Türe stehen. Vorausgesetzt ich wäre scharf darauf herauszufinden, wie lange ich brauche, das Loch zu treffen. Ich würde wohl einfach Licht anmachen. Oje … habt ihr Männer dieses Problem etwa ständig? Ich meine … ihr könnt da unten ja nicht
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