Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
klopfte mit dem Knöchel gegen die Scheibe.
    „Zum Schonen wird er keine Gelegenheit haben. Er will reparieren? Ich werde ihm im Nacken sitzen. Er will sich verkriechen? Ich werde ihm im Nacken sitzen. Was wird die Folge sein?"
    Collins sah mich an. Er wollte es aus meinem Munde hören. Es verlangte ihn nach einer Bestätigung, nach einem fachmännischen Urteil, das ihm recht gab. Zu seinem Verdruß blieb ich stumm.
    „Also gut", sagte Collins schließlich, „die Folge wird sein, daß er das Handtuch schmeißt oder aber, wenn er so weitermacht, bei lebendigem Leibe verschmort: früher oder später."
    „Später", sagte ich, „er ist ein zäher Brocken. Lassen Sie ihn laufen. Wir müssen uns um die Tagore kümmern.
    Collins machte ein entgeistertes Gesicht.
    „Laufen lassen? Brandis, dieser Bastard schießt die Tagore zum Krüppel, geht dann auf uns los und tut alles, was in seiner Macht steht, um uns umzubringen - und nun soll er so mir nichts, dir nichts ungestraft davonkommen? Wer sind wir denn, daß man mit uns so umgehen darf?"
    Ich sagte es ihm - in der Hoffnung, daß er den Wink verstand: „Sie sollten Ihr Schiff einmal von außen ansehen, Collins."
    „Warum?"
    „Weil Sie darauf ein bestimmtes Emblem finden. Wir sind nicht der Raumsheriff."
    „Wir sind aber auch keine Prügelknaben."
    „Wie sind die UGzRR - die Unabhängige Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger. Im Augenblick bedarf die Tagore unserer Hilfe. Morgen oder vielleicht schon in ein paar Stunden wird man uns zu einem anderen Notfall rufen. Wir haben eine fest umrissene Aufgabe. Die Verfolgung dieses Bastards gehört nicht dazu. Lassen Sie ihn laufen."
    Collins atmete schwer. „Ich nehme an", sagte er, „im Augenblick ist es der Erste Flotten-Vormann, der mit mir spricht."
    „Habe ich ihn hervorgekehrt? Ich dachte, Sie gäben mir recht ."
    Collins hob die Schultern, und als er mich wieder ansah, grinste er. Sein glattes Jungengesicht mit den blitzenden blauen Augen strahlte vor Zustimmung.
    „Teufel ja, Sie haben die besseren Argumente, Brandis. Kümmern wir uns um die Tagore ."
    Auf drei Kabellängen Entfernung drehten wir bei. Die Rabindranath Tagore hatte ihre Position nicht verändert. Eingehüllt in den Kristallschleier des ausgetretenen Treibstoffs, in dem sich die Sonne vielfarbig brach, lag sie noch immer auf der Seite - mit dem einzigen Unterschied zu früher, daß kein weiterer Treibstoff mehr austrat. Da ihr Sender beharrlich schwieg, wies Collins sein FK an, ihm eine Walkie-Talkie-Verbindung von Schiff zu Schiff herzustellen. Das Gespräch mit Commandeuse Wang war kurz.
    „ Tagore - Brandstroem. Frage: Wie ist die Lage? Over!"
    „Erhebliche Schäden auf der Brücke, im FK, und im Maschinenraum." Die gelassene Stimme der Eisernen Lady' hatte nichts von ihrer Sanftheit eingebüßt. „Zwei Tote. Im übrigen sind wir Herr der Lage. Over!"
    „Roger. Frage. Wollen Sie abgeborgen werden? Over!"
    „Negativ. Wir versuchen alles, um das Triebwerk zum Laufen zu bringen, aber bleiben Sie in der Nähe. Over!"
    „Roger. Ich komme mit Commander Brandis 'rüber. Wir sehen uns die Bescherung an. Ende und Schluß."
    Das Dingi brachte uns hinüber.
    In den Räumen der Rabindranath Tagore stand der Übelkeit erregende Gestank nach verschmortem Metall. Die Schotten waren geschlossen und verriegelt: untrüglicher Hinweis auf das Vorhandensein zumindest eines Lecks. Commandeuse Hia Wang - eine schlanke, bestürzend junge Chinesin mit den anmutigen Bewegungen einer Tempeltänzerin - empfing uns im Schleusengang. Ihr schönes Gesicht war rußgeschwärzt.
    „Ich frage mich, wohin das noch führen soll, Sir", sprach sie mich an. „Im Dezember erwischte es die Florence Nightingale. Diesmal ist die Tagore an der Reihe. Mein Pilot ist tot und mein Funker auch."
    Sie beklagte sich nicht. Sie stellte lediglich fest.
    „Im Fall der Nightingale ", wandte ich ein, „hatten wir es mit einem Fall von Raumpiraterie zu tun. Die Gefahr einer Wiederholung scheint mir gebannt zu sein."
    „Wirklich, Sir?" Ihre dunklen Mandelaugen drückten aus, was sie von meinem Einwand hielt: NICHTS. „Und heute?"
    Und heute? Mit einem Fall von Piraterie hatte, was sich zugetragen hatte, keinerlei Ähnlichkeit.
    „Man wird die Angelegenheit untersuchen."
    „Gewiß", erwiderte sie, „davon bin ich überzeugt. Und das Ergebnis dieser Untersuchung wird ein Protokoll sein. In Zukunft verteidigen wir unsere Schiffe mit einem Blatt Papier."
    Ich machte dem Thema ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher