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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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besser. Er reagierte auf die sich abzeichnende Gefahr mit der Schnelligkeit einer aufgestöberten Kobra. Er ließ die Sprechtaste los, rief Captain Baroni zu, er solle starten, drückte den Alarmknopf, rannte, während das Schiff unter dem anlaufenden Triebwerk anfing zu vibrieren, zum achterlichen Schaltpult, um die Schotten zu schließen, warf einen kurzen Blick auf den heranhinkenden Herkules -Transporter und trieb Captain Baroni an: „Los, los, manövrieren Sie sich frei!" All das freilich hätte uns kaum gerettet. Für einen Alarmstart mußte das Schiff, um einen Zusammenstoß zu vermeiden, erst in eine veränderte Position gebracht werden - und das wartete der Herkules-Transporter nicht ab. Seine Schlünde entluden sich.
    Der Blitz blieb aus. Vor dem Cockpit vollzog sich ein asthmatisches Wetterleuchten, und über die Bordwand lief ein gedämpftes Knistern.
    Vielleicht war die EK an Bord des Transporters altersschwach und verbraucht - wer weiß, von welchem Schrottplatz sie stammte -, so daß sie Zeit brauchte, um sich nach der ersten Entladung zu regenerieren; vielleicht lag ein Fehler in der Wartung vor. Wie dem auch sei - die Ladehemmung rettete uns das Leben.
    Captain Baroni drückte die Elsa Brandstroem nach unten weg, dem freien Raum entgegen, aber im Cockpit des Transporters hatte man dieses Manöver vorhergesehen und begegnete ihm durch ein blitzschnelles Rudermanöver.
    Für die Dauer von zwei, drei Sekunden glichen die Kurse der beiden Schiffe den Schenkeln eines sich schließenden Dreiecks. Das war kein Zufall. Die Absicht lag klar auf der Hand. Welcher Beweggrund dahinterstand, war für den Augenblick gleichgültig. Es kam auch nicht darauf an, daß das vom Transporter eingeleitete Manöver nur selbstmörderisch genannt werden konnte. Für die Elsa Brandstroem - und nur das zählte - war es mörderisch.
    Collins erkannte die Gefahr, Er klammerte sich an den Handläufer des Bikolars und schrie Captain Baroni zu: „Aufgepaßt! Er will uns rammen!"
    Der Überfall - anders ließ sich, was geschah, nicht bezeichnen -, hatte uns völlig überrumpelt. Er entbehrte jeglicher Logik. Weder hatten wir uns dem Transporter in feindlicher Absicht genähert, noch gab es bei uns etwas zu holen. Das Glück wollte es, daß Captain Baroni, der am Handruder der Elsa Brandstroem saß, bevor er für einige Jahre zur Polizeiflotte überwechselte, gleich mir durch die harte Schule der VEGA-Ausbilder gegangen war, in der einem nichts geschenkt wurde. Zu Anfang meiner Ausbildung hatte ich darin nur einen menschenverachtenden, sinnentleerten Drill gesehen, später jedoch begriffen, daß alle diese Übungen darauf abgestellt waren, im überraschenden Gefahrenfall unter den Sternen das Überleben zu lehren, indem sie mir einen kühlen Kopf bescherten und blitzschnelle Reflexe. Über beides verfügte auch Captain Baroni.
    Die fliegerische Leistung, die er vollbrachte, hätte jedem vorprogrammierten Flight-Computer zur Ehre gereicht. Er hielt - immer noch mit gedrosseltem, vibrierendem Triebwerk - den Kurs gerade noch so lange bei, um im entscheidenden Sekundenbruchteil das Moment der Überraschung auf seiner Seite zu haben. Unmittelbar vor der Kollision zog er die Elsa Brandstroem elegant in eine Schleife; und während der Transporter mit sechs, sieben Meter Abstand an uns vorüberrauschte, ein gleißender Schatten, gab er vollen Schub.
    Als ich mich wieder aufrappelte, schmerzte jeder Knochen im Leib, und Collins, der gleich mir nicht angeschnallt gewesen war, ging es gewiß nicht besser.
    Wir waren noch einmal davongekommen.
    Collins kontrollierte die Radaranzeigen, ließ sich von den Stationen bestätigen, daß keinerlei Schadensmeldungen vorlagen, und sagte dann: „Ich weiß nicht, was dahintersteckt, Gentlemen, aber eins weiß ich gewiß: Mit mir kann man das nicht machen." Er nickte mir kurz zu. „Spreche ich in Ihrem Sinne, Brandis?"
    Ich studierte das Radarbild.
    Das eine, schwach glimmende Echo war das der Rabindranath Tagore, von der noch immer keine Antwort kam. Das andere - ein unruhig pulsierender Leuchtfaden - rührte vom Herkules -Transporter her, der auf das Sternbild des Drachen zuhielt.
    „Was haben Sie vor?"
    Collins stellte sich neben mich und legte einen Finger auf die Leuchtspur.
    „Er kriecht. Wie weit will er auf diese Weise kommen? Früher oder später bricht sein überhitztes Triebwerk zusammen."
    „Nicht, wenn er es schont", wandte ich ein. „ Und das, weiß Gott, tut er bis jetzt."
    Collins
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