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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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sie. Im Lautsprecher ertönte die sanfte, einschmeichelnde Stimme der ,Eisernen Lady'.
    „Tagore. Sie haben gerufen, Brandstroem. Ich höre. Over!"
    Der Akzent war nicht zu überhören. Die VORs hatten es mit dem Metro, das in der UGzRR die Dienstsprache darstellte, nicht immer leicht. Diese Schwierigkeit war bei der Gründung der Gesellschaft erwogen worden. Die Alternative wäre Chinesisch gewesen. Wir hatten uns durchsetzen können.
    „Richtig, Tagore", sagte Collins. „Wie sieht's denn so aus: Haben Sie schon Verbindung mit dem Pechvogel? Auf dem uns zugewendeten Ohr ist er taub. Over!"
    Im Lautsprecher war eine Weile nur das hohe, helle Lachen der Commandeuse Hia Wang zu hören. Danach wurde die Stimme wieder ernst und sachlich.
    „Keine Verbindung, Brandstroem, keine Verbindung. Sobald wir heran sind, blinzeln wir ihn mal mit der Laterne an, um zu erfahren, was er überhaupt hat. Ist es das, was Sie von mir wissen wollten? Over!"
    Collins tauschte einen raschen Blick mit Captain Baroni, seinem Piloten, und Baroni bemerkte: „Höflicher als ein VOR kann das kein Mensch ausdrücken: Pfoten weg von meinem Job, Sie sind überflüssig!"
    Collins antwortete mit einer wegwerfenden Bewegung und beugte sich erneut über das Mikrofon.
    „Ich wollte mich eigentlich nur gemeldet haben, Tagore, für den Fall, daß Sie allein nicht zurechtkommen. Over!"
    Die Stimme der Eisernen Lady' klang honigsüß: „Danke für Ihr Anerbieten, Brandstroem, aber ich glaube nicht, daß ich Sie benötige. In diesem Sinne also: Schluß und Ende."
    Collins richtete sich auf und sagte: „Dumme Kuh!"
    Ich tat, als hätte ich nichts gehört. Ein gesundes Konkurrenzdenken war auch für unser Geschäft das Salz in der Suppe. Da gab es die schwelende Rivalität zwischen den Schiffen der EAAU und denen der VOR. Die Asiaten, die mit ihren zwei Schiffen in der Minderheit waren, ließen nichts unversucht, um uns, was die Zahl der Einsätze und die Kopfzahl der Geretteten anging, aus der Führungsrolle zu verdrängen. Und da gab es auch den Ehrgeiz der einzelnen Kommandanten. Dem Gedanken, aus dem heraus die UGzRR geboren worden war, kamen diese kleinen Eifersüchteleien nur zugute. Solange sie sachlich blieben.
    Collins bedachte mich mit einem schiefen Grinsen.
    „Dann setzen wir uns doch mal auf den Logenplatz und sehen zu, wie Fräulein Lotosblüte die Sache anpackt. Ich meine, wenn wir schon mal zur Stelle sind ..."
    Mir war klar, was er mit diesem Manöver bezweckte: Eine Lästerstunde auf Kosten der schwer arbeitenden Rabindranath Tagore. Nun - es war sein Schiff Und manchmal, wider Erwarten, lernte man, wenn man zusah, auch etwas dazu.
    Bis es soweit war, vergingen noch zwanzig Minuten.
    Um 20.19 Uhr nahmen die Bremsdüsen schließlich die Fahrt aus dem Schiff und damit hatte die Elsa Brandstroem auf dreißig Kabellängen Distanz ihren Logenplatz bezogen.
    Die Sonne stand schräg hinter uns, und der Transporter lag gut im Licht, die Typenbezeichnung stimmte. Die letzten Eilgutfrachter der Herkules-Reihe waren noch Ende der 70er Jahre gebaut worden. Sie galten als besonders robust und zuverlässig, und die astralen Frachtkutscher schworen darauf
    Das Schiff machte einen ungepflegten, um nicht zu sagen verwahrlosten Eindruck. Die silbrige Außenhaut war voller unbehandelter Schrunden. Der Name war unleserlich, alle übrigen Kennzeichen fehlten ganz. Daran war nichts Ungewöhnliches. Es gab genug private Gesellschaften, die ihre Transporter, Versorger und Frachter jahrelang zwischen den Plattformen und Raumstationen pendeln ließen, ohne ihnen je mehr zu gönnen als die gerade unumgängliche maschinelle Wartung. Solange sie nicht die Dreistigkeit hatten, mit diesen Schrottzylindern auf einem der regulären Plätze der EAAU, der VOR oder auf Las Lunas zu landen, blieben sie ungeschoren. Die Raumpatrouillen drückten in der Regel ein Auge zu.
    Die Anakonda hatte nicht zu viel erzählt. Der Transporter war tatsächlich in Schwierigkeiten; auf jeden Fall sah sein Triebwerksschacht aus, als hätte er mit einem Schmiedehammer Bekanntschaft gemacht. Außenbords wurde daran gearbeitet. Die Herkules- B esatzung hatte ein Gerüst ausgebracht und war damit beschäftigt, die deformierten Platten mittels Schneidbrenner herauszutrennen und durch heile Bleche zu ersetzen. Richtiger: Sie war damit beschäftigt gewesen.
    Die Arbeit war eingestellt worden. Die Männer sammelten ihr Werkzeug ein und hangelten sich an den aushängenden Leinen zur aufgefahrenen
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