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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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den erkrankten Captain Smith eingesprungen, doch nachdem dieser es vorgezogen hatte, ein lukratives Angebot als Chefpilot der MMC (Mars Mining Corporation) anzunehmen, statt auf die Henri Dunant zurückzukehren, war sie unter meinem Kommando verblieben. Mit ihren schrägstehenden Mandelaugen sah sie aus wie eine zerbrechliche japanische Porzellanpuppe. Inzwischen wußte ich, daß sich hinter diesem Äußeren jener Kern verbarg, der einen guten Piloten kennzeichnet.
    Sie schaltete die Innenbeleuchtung ab, überprüfte die Armaturen und warf einen Blick hinaus in die Zone unwirklichen Lichts.
    „Wenn man den Mond von der Erde betrachtet, Sir", bemerkte sie, „ist es nur gut, daß man Las Lunas nicht sieht. Ich habe gerade in einem alten Gedichtband geblättert. Darin heißt es: Der Mond ist eine geheimnisvolle Blume auf einem Teich namens Unendlichkeit."
    „Und", fragte ich, „ist er das?"
    Meine Gedanken kreisten um den Meteoritensturm. Er war zu heftig gewesen, als daß man ihn mit Hilfe des AMS - einer friedlichen Variante der Kampfcomputer -hätte durchfliegen können. Sowohl für die Jahreszeit, in der wir uns befanden, als auch für den Raumbereich - die Venus-Mond-Route - war das ungewöhnlich. Hatte nicht auch schon die Rabindranath Tagore mit Dreck auf der Piste zu kämpfen gehabt? Die Anzeichen mehrten sich, daß uns eine unruhige Zeit bevorstand.
    Auf die Vermutung freilich, daß wir es mit dem Auftakt zu den Schwarzen Wochen zu tun hatten, konnte ich nicht kommen. Abgesehen davon, daß diese Bezeichnung erst im Nachhinein geprägt wurde, war zu diesem Zeitpunkt die weitere astrale Entwicklung einfach noch nicht vorauszusehen.
    Captess Kato ließ sich durch meine Wortkargheit nicht stören.
    „Ich würde sagen", erwiderte sie, „es kommt auf die Augen an, die ihn betrachten."
    „Wen betrachten ?"
    „Den Mond, Sir. Wir sprachen davon. Ich erwähnte ein Gedicht..."
    Der Lautsprecher knackte. Lieutenant O'Briens Stimme schnitt ihr unerbittlich den Faden ab.
    „Brücke - RC. Wir bekommen Besuch. Ich stelle durch. Monitor Anton."
    Ich drückte die Taste. „Roger, RC."
    Auf dem besagten Radarschirm war tatsächlich ein größeres Objekt zu erkennen, das aus einer letzten Mondumlaufbahn heraus auf uns zuhielt.
    „Frage: Identifizierung?"
    Im Radarraum verfügte man über allerlei raffinierte technische Einrichtungen, um selbst einen stecknadelkopfgroßen Glühpunkt auf dem Bildschirm einer gründlichen Analyse zu unterwerfen. Sehr oft ließ sich auf diese Weise zumindest der Schiffstyp ermitteln - und nicht selten war sogar eine einwandfreie Bestimmung möglich.
    „Kein EAAU-Schiff, erwiderte Lieutenant O'Brien, „Prometheus Klasse, Sir."
    „Danke, RC." Ich ließ die Taste los und wartete auf die Durchsage des FK, die nun unweigerlich kommen mußte. In den Vereinigten Drei Kontinenten gab es gerade ein Dutzend Schiffe vom Typ Prometheus. Ich konnte mir folglich einigermaßen ausrechnen, wer was von mir wollte.
    „Brücke - FK. Sir, Colonel Wood vom Sicherheitsdienst bittet an Bord kommen zu dürfen. Er hat, sagt er, bis jetzt in Las Lunas auf Sie gewartet." Lieutenant Levy räusperte sich. „Frage, Sir - soll ich ihn abwimmeln?"
    Der Sicherheitsdienst war allgemein unbeliebt. Das war verständlich. In den vergangenen Jahren hatte er wiederholt einige recht zwielichtige Perioden gehabt. Vor ein paar Monaten schließlich hatte man ihn einer gründlichen Reform unterworfen - angeblich mit Erfolg. Colonel Wood war einer der neuen Männer an der Spitze. Die Tatsache, daß er mich persönlich aufsuchte, ließ darauf schließen, daß der Sicherheitsdienst dem Raumzwischenfall auf TUV 257 erhebliche Bedeutung zumaß.
    Ich legte die Hand auf die Taste. „Antworten Sie, die Erlaubnis ist erteilt. Ich lasse ihn mit dem Dingi abholen."
    „Aye, aye, Sir." Lieutenant Levy machte kein Hehl daraus, wie wenig ihm dieser Aufenthalt paßte.
    Ich verstand ihn nur zu gut. Wir alle waren raummüde bis in die Knochen. In Las Lunas erwartete uns zumindest fester Boden unter den Füßen und der langentbehrte Luxus einer Visiofon-Verbindung zu unseren Lieben auf der Erde.
    Zehn Minuten später lagen die beiden Schiffe Seite an Seite, und Lieutenant O'Brien machte sich mit dem Dingi auf den Weg.
    Colonel Wood betrat die Brücke mit den schwerfälligen Bewegungen eines dicken Mannes, der keinen Sport treibt. Er warf einen frostigen Blick auf Captess Kato und wandte sich an mich.
    „Ich nehme an, Sie sind
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