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Moerderjagd

Moerderjagd

Titel: Moerderjagd
Autoren: Manuela Lewentz
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»Angst«
    Ich hatte Träume, ja, große Träume! Jetzt werde ich nachts wach, liege auf meinem schweißgetränkten Bettlaken und quäle mich mit Erinnerungen herum. Doch ich bereue nichts. Alles, was geschehen ist, war gut so. Hätte ich etwas mehr Zeit für meine Vorbereitungen gehabt, ja, da wäre ich doch fast über meine eigene Ungeduld gestolpert und der Polizei in die Arme gelaufen.
    Doch das Glück war mir hold. Immerhin einmal war ich der Sieger! Es wird trotzdem nicht mehr lange dauern, und ich liege auch unter der Erde. Welch eine Ironie des Schicksals …

    Aber warum nur habe ich diese Träume? Es hat doch so gut getan, das Blut zu sehen und trotzdem … Ich hätte das ganze Szenario fotografieren sollen. Eine Erinnerung für die Ewigkeit … aber, wie lange dauert die Ewigkeit??? Was kommt danach?
    Der Tod … Er ist so endgültig … so brutal … Einmalig diese über uns herrschende Macht, die uns nimmt, ohne zu fragen, ob wir bereit sind zu sterben. Immerhin konnte ich auch einmal Macht ausüben und zeigen, dass niemand so mit mir umgehen kann, niemand!!

    Es gibt diese qualvollen Träume. Kommen bestimmt von den Tabletten.
    Schlechtes Gewissen, ich?? So ein Quatsch, ich doch nicht! Nein! Geradezu gefreut habe ich mich auf meinen … nennen wir es Auftritt! Ja, alles war gut durchdacht, wenn auch noch nicht einmalig perfekt. Eigentlich hasse ich Fehler. Egal, es ist die Zeit gekommen, das Leben so anzunehmen, wie es im Augenblick ist – beschissen!
    Nein! Mir geht’s gut. Nur … niemandem kann ich mich anvertrauen. Das macht mich fertig. Reden, ja, von der Seele reden. Alles Quatsch! Was soll das noch ändern? Mein Kopf fängt an, gegen mich zu spielen. Die Gedanken sind ungeordnet … Ich rede mit mir selbst. Das ist die Einsamkeit … Aber bin ich wirklich einsam? Wann ist man einsam?

    Ich habe die Macht gespürt, über das Ende zu bestimmen. Dieses Recht hast du mir vor langer Zeit, ohne es zu merken, selbst in meine Hände gespielt – ohne zu ahnen, wer ich wirklich bin. Welche Gedanken sich in meinem Kopf abspielen? »Ein Satan in der Hülle des Guten.«

    Sie hatte gelacht, schrill war ihre Stimme. Den ganzen Abend über hatte sie sich so sonderbar verhalten und Dinge gesagt, die Paul nicht verstanden hatte. Gegen Mitternacht war er gegangen. Der Abend war nicht so verlaufen, wie er es gehofft hatte.
    Er blickte zum Himmel und entdeckte den Mond in seiner vollen Pracht. Er leuchtete ihm den Weg.
    Als er hinter sich ein Knistern vernahm, drehte er sich langsam, ganz langsam um. Aber es sollte nur eine Warnung sein, ein Vorbereiten auf den Tod!

In der Nacht vom
6. auf den 7. August
    Sie waren sehr lange in der Kneipe geblieben. Es war auch richtig was los gewesen. Alle hatten sie von dem Paul gesprochen, der armen Sau. Jetzt ist er tot. Eine Geliebte soll er gehabt haben. »Nein, zwei«, meinte Arno. Und immer diese Geschäfte, die er machte. Ja, der Paul hatte einen guten Riecher für Anlagen. Ein Windkraftpark sollte nun das letzte Projekt gewesen sein. Er wollte die ganze Verbandsgemeinde mit Strom versorgen. »In den letzten Wochen wurde er immer wieder mit so Alternativen gesehen«, raunte Luz. Er musste es ja wissen, er arbeitet doch in der Stadtverwaltung. Paul hatte nicht zu diesen Grünzeugessern gehört. Immer top gepflegt, tolle Figur, gutes Auftreten. Richtig neidisch waren sie gewesen. Die Frauen liefen ihm scharenweise nach. Daheim hatte er eine recht patente, die noch dazu ordentlich was an Geld verdiente, und dann noch Weiber nebenher. Neidisch waren sie, ja, das stimmt.
    Jetzt liegt er in der Holzkiste, nein, darauf waren sie nicht neidisch. Gekannt hat man ihn doch. Es gab kein Fest, wo der Paul nicht war. Immer stand er im Mittelpunkt. Der Bürgermeister umwarb ihn, wohl aus Angst, er könne ihm mal als Gegenkandidat sein Amt streitig machen. Er war doch schon sein Stellvertreter und überall so angesehen. Aber er war in keiner Partei, der Paul. Trotzdem saß er im Stadtrat, als Freier.
    Nett war der immer, wirklich immer. Auch so gepflegt. Immer adrett gekleidet. »Ja, wahrscheinlich wegen der vielen Weiber«, lachte Arno.
    Sie blieben stehen und lachten. Lang war es geworden heute Nacht, sehr lang. Das Bier war nur so die Kehle hinuntergelaufen. Es hatte gut getan. Sie, die noch Lebenden, wollten das Leben spüren. Waren sie doch im selben Alter wie der Paul, siebenundvierzig Jahre, zu jung, um sich schon von den Lebenden zu verabschieden.
    »Jetzt hat er auch nichts
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