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Moerderjagd

Moerderjagd

Titel: Moerderjagd
Autoren: Manuela Lewentz
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seinem Stuhl auf, kam um den kleinen Gartentisch herum, kniete sich neben meinen Stuhl und wischte mit seinem Finger Marmelade von meinem Mund. Ich hielt seinen Arm fest. Ganz automatisch, ohne nachzudenken, zog ich ihn näher, und wir küssten uns.
    Manfred und ich beendeten das Frühstück an dieser Stelle. Den Nachtisch gab es im Schlafzimmer.
    Jil darf niemals davon erfahren, das haben wir uns geschworen.
    Vorhin hatte Manfred mich angerufen. Es ging aber nur um die Vorbereitung zu Jils Geburtstagsfeier, sonst nichts! Er wolle heute Abend noch einmal vorbeikommen, wir werden aber nur reden.
    Eine Flasche Rotwein wolle Manfred mitbringen, damit würde es sich leichter reden lassen, hatte er gelacht. Manfred lacht überhaupt sehr viel. Das hatte ich früher nie so wahrgenommen. Wie konnte ich mich nur so in diesem Mann getäuscht haben? Wie böse habe ich immer über ihn gesprochen? Das tat mir nun leid.
    Nach dem Telefonat mit Manfred war ich glücklich, aufgedreht, unruhig, von allem ein wenig. Der anschließende Friseurbesuch stand schon lange an, hatte also nichts mit dem Treffen mit Manfred zu tun. Meinen Nachmittag verbrachte ich in der Stadt. Nach dem Friseur ging ich durch die Geschäfte, kaufte ein neues Shirt, ein paar Sandalen, ein Parfüm.
    Die ganze Zeit über hatte ich Angst, Jil in die Arme zu laufen, obwohl ich ja wusste, dass sie nur an ihre Arbeit dachte und zum Bummeln keine Zeit hatte.
    Lange hatte ich mich nicht mehr so beschwingt gefühlt, so attraktiv und glücklich.

    Doktor Ernst
    Als die Kommissarin heute Morgen schon wieder anrief, war ich echt sauer. Dachte noch: »Gibt die niemals Ruhe?«
    Sie fragte mich nach meinem Befinden und berichtete, die drei Morde aufgeklärt zu haben. Das hatte mich beruhigt, wirklich! Inzwischen hatte ich hinter jeder Ecke einen potenziellen Mörder vermutet.
    Ausgerechnet Doktor Rupp war für die ersten beiden Morde verantwortlich, tragisch! Er machte auf mich immer einen ganz sympathischen Eindruck. Wie Geldsorgen die Menschen verändern können? Trotzdem, alles kein Grund, so über das Ziel hinauszuschießen …
    Mit meinem Cousin, Jonathan von Tannenberg, habe ich mich in der Zwischenzeit getroffen. Immerhin hatte die Begegnung mit Frau Augustin auch etwas Positives bewirkt. Jonathan hatte mich davon überzeugt, darüber nachzudenken, meinen Geburtsnamen wieder anzunehmen. Von Tannenberg klingt wirklich besser als nur Ernst. Jonathan wird mir die Kontakte in die Politik und Wirtschaft ebnen, wie er versprach. Die Familie muss doch zusammenhalten.
    Das erste Windrad wird kommenden Montag aufgestellt. Jonathan wird als mein Geschäftspartner bei Luvamat einsteigen.

    Herr Lorenz

    Fünf Wochen war ich im Krankenhaus, bevor ich in die U-Haft kam. Heute war zum ersten Mal mein Anwalt bei mir. Ein alter Schulfreund hat meinen Fall übernommen. Er meinte, bei guter Führung kann ich in zehn Jahren wieder frei sein.
    Alles habe ich verspielt, wegen meiner Eifersucht. Die Tage hier in Untersuchungshaft sind lang. Die Einsamkeit ist grauenvoll. Auf Paul war ich auch immer eifersüchtig. Dachte, Eleonora habe mit ihm …
    Mir fehlt Raum, mich zu entfalten. Die Enge, die karge Zelle, alles lässt mich zermürben. Wenn ich über meine Narben blicke, fange ich an, traurig zu werden. Es ist so vieles passiert, ändern kann ich nichts mehr. Mein Kind fehlt mir so, jeden Tag denke ich an die Kleine.
    Eleonora war meine große Liebe. Ja, das war sie!
    Mein Anwalt und alter Schulfreund hatte mich zum Lachen gebracht. Das hatte gut getan. Acht Jahre sind eine lange Zeit. Wenn ich das hinter mir habe, werde ich Ende vierzig sein. Ich werde noch einmal neu durchstarten. Zeit genug, um alles vorzubereiten habe ich ja. Ich wollte immer ein Buch schreiben. Warum nicht jetzt damit anfangen? Bisher habe ich über mangelnde Zeit geklagt. Das kann mir jetzt nicht passieren.

    Jil Augustin

    Als meine Mutter mir sagte, ich solle heute unbedingt gegen 18 Uhr zu ihnen kommen, dachte ich gleich an eine Überraschungsfeier.
    Elke, Manfred, Hansen, Metzger, Toni Karbach, meine alte Schulfreundin Inge, sogar Schuster – alle waren da. Der Garten meiner Eltern war mit etlichen Lichtern geschmückt. Manfred spielte DJ und legte Musik auf. Schuster tanzte mit mir, Toni Karbach auch. Es war ein rauschendes, wunderschönes Fest. Ein Kleid habe ich mir leider nicht mehr kaufen können. Dafür waren die letzten Tage zu turbulent gewesen. Irgendwann gegen Mitternacht bekam ich mit, dass Elke und
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