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Moerderjagd

Moerderjagd

Titel: Moerderjagd
Autoren: Manuela Lewentz
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mehr von seinen vielen Liebschaften«, meinte Hans und blieb stehen, »Schon in der Schule war er der Schwarm aller Mädchen gewesen. Meine Frau ist immer so gerne zu seinem Gesprächskreis gegangen. Regelrecht aufgetakelt hatte die sich, bevor sie losging. Alternative Energien. Letzte Woche, wie sie heimkam, hielt sie mir einen Vortrag darüber, was in unserem Haus alles verändert werden müsse.
    Ob sie überhaupt wisse, wie viel Krach so ein Windrad macht, habe ich gefragt. Ausgelacht hat sie mich, die dumme Kuh. Der Paul habe gesagt, es würde sich schon niemand in den umliegenden Orten gestört fühlen. Und außerdem müsse man auch an die Zukunft unserer Kinder denken. Er wäre so kompetent und freundlich, der Paul. Jetzt kann ich sicherlich die ganzen Prospekte und Erläuterungen über erneuerbare Energien, die sie angeschleppt hat, entsorgen.«
    Arno klopfte seinem Kumpel auf die Schulter. Dann lachten beide wieder.
    »Was wird eigentlich aus seiner Frau, der Annemarie?«
    »Vielleicht zieht sie weg von hier. Ist doch so eine Mondäne, passt eigentlich nicht hier auf das Land. Künstlerin ist sie. Die Bilder sollen richtig wertvoll sein.«

    Angetrunken torkelten sie durch die Nacht.
    Plötzlich blieben sie stehen. Gerade erst waren sie am Friedhof vorbeigekommen und befanden sich in Richtung Freibad.
    Sie waren als Jungen oft hierher gekommen. Klar, Mädels waren auch immer dabei gewesen, war doch lustig!
    Das Bier nahm ihnen heute alle Hemmungen. Sie wollten noch einmal wie Teenager sein und den Mord vergessen. Kurz entschlossen nahmen sie den kleinen Pfad Richtung Freibad. Rund hundert Meter war der dunkle Pfad lang, umgeben von hohen Bäumen.
    Ungelenkiger als noch vor zwanzig Jahren kletterten sie über die Absperrung zum Freibad. Hastig und unter viel Gelächter fielen ihre Kleider auf die Wiese. Mit einem Mal war alles wieder wie vor zwanzig Jahren, leicht und unbekümmert. Und der Tod, die Beerdigung vom Paul waren weit, weit weg …

    »Mist, dass keine Weiber mit wollten.« Arno sah seinen Kumpel an, der nun nackt, so wie Gott ihn erschaffen hatte, vor ihm stand. Dann lachte er laut. »Bist du fett geworden, Alter!«
    »Schau dich doch an! Oder glaubst du, die letzten zwanzig Jahre haben bei dir keine Spuren hinterlassen? Das wird auch der Grund sein, warum die Mädels nicht mit wollten.«
    Arno blickte an sich hinab. »Glaubst du, die hatten Hemmungen?«
    Hans wollte antworten, drehte sich aber ruckartig um. »Mir ist, als würde uns jemand beobachten.« Hans versuchte im Dunkel etwas zu erkennen.
    »Du warst schon vorhin, auf dem kleinen Pfad, so unruhig. Mensch, vor zwanzig Jahren warst du anders!«
    »Denkst du nicht mehr an den Paul? Wer wird ihn ermordet haben? Und warum? Nur wegen des geplanten Windkraftparks? Kann ich mir nicht vorstellen, da steckt mehr dahinter.«
    »Lass uns jetzt ins Wasser springen«, sagte Arno und zog ihn mit in Richtung Schwimmerbecken, ohne auf seine Fragen einzugehen.
    »Ich hab keinen Bock, von der Polizei aufgegriffen zu werden. Das gäbe einen schönen Skandal. Und in der Presse würde dann stehen: »Staatsanwalt bei Kinderspielchen nackt im Freibad erwischt.««
    »Du bist verdammt spießig geworden.«
    Hans zuckte kaum merklich mit seinen Schultern, dann nahm er Anlauf und sprang wie Arno ins Wasser.
    Übermütig, wie zu Teenagerzeiten, spritzten sie sich nass und versuchten sich gegenseitig unter Wasser zu ziehen.

    »Überraschung!«, ertönte wenige Minuten später eine grelle Stimme.
    »Eli!« Hans hob seinen Kopf, dann blickte er sich um. »Hat dich auch niemand gesehen?«, fügte er besorgt hinzu.
    »Ja, jetzt fällt es mir wieder ein«, kicherte Eli, die eigentlich Eleonora hieß. »Auf dem Weg hierher bin ich deiner Frau begegnet. Natürlich habe ich ihr gleich gesagt, dass ich auf dem Weg ins Freibad bin, um mich mit dir zu vergnügen.« Sie lachte, noch lauter als zuvor.
    »Hör auf mit den Spielchen und komm zu uns ins Wasser!«
    »So wie früher?«
    »Ja, warum nicht?« Hans lässt keinen Blick von Eli.
    Genüsslich zog sie sich aus, ganz langsam. Auch Arno konnte sich ihren Reizen nicht entziehen.
    »Mist, dass es so dunkel hier ist«, flüstert Arno.
    Dann sprang Eli mit einem Sprung ins kalte Nass. Sie tauchte für einen Moment unter, kam dann Sekunden später zwischen den Männern zum Vorschein.
    »Hey! Finger weg, du Schwein!«
    Arno war sogleich abgetaucht, um Eli zu necken. Mit lautem Gelächter und unverständlichen Ausrufen zogen Arno und
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