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Moerderjagd

Moerderjagd

Titel: Moerderjagd
Autoren: Manuela Lewentz
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Vergangenheit verändert hatte. Sie war viel gelöster und sah blendend aus. Ihm war aufgefallen, dass sie beim Malen wieder sang, wie zum Anfang ihrer Ehe.
    Einige Male hatte er sie heimlich durch das Fenster im Atelier beobachtet.
    Am Freitag, das heißt vor vier Tagen, hatte er diese Magenkrämpfe bekommen. Er solle zu Hause bleiben und sich ins Bett legen, hatte seine Frau gemahnt.
    Die Krämpfe hielten noch zwei Tage an, dann ging es Paul wieder besser.
    »Warum gehst du nicht mal zum Arzt?«, hatte seine Frau ihn an diesem Morgen gefragt. Sie sah besorgt aus.
    Er fand ihre Besorgnis rührend. Klar, hatte sie von dem Verhältnis zu Wilma Sauer, Mitarbeiterin der Verwaltung, etwas mitbekommen, obwohl er sich stets um Diskretion bemüht hatte. Ob sie auch von Susi wusste?
    Mit fahler Gesichtsfarbe schleppte er sich an diesem Morgen in die Stadtbank. Der Termin mit Bürgermeister Karbach und von Tannenberg, potenzieller Geldgeber für die neue Windkraftanlage, war wichtig. Er fuhr zuerst noch in die Verwaltung, sprach kurz mit seiner Sekretärin den Tag durch. Gegen halb neun machte Paul sich auf den Weg in die Stadtbank. Das Gespräch verlief gut. Von Tannenberg erklärte sich bereit, drei Millionen zu investieren. Die Gemeinde, sprich der Bürgermeister, verlangte eine Beteiligung für die Gemeinde. Paul war zufrieden. Der Bankdirektor hatte alle Papiere für die Unterschrift vorbereitet.
    Der Termin dauerte ungefähr eine Stunde. Nach dem Unterzeichnen der Papiere trank man noch einen Kaffee zusammen. Gemeinsam verließen von Tannenberg, Bürgermeister Karbach und Paul die Bank. Vom Bankdirektor hatten sie sich bereits verabschiedet. Vor der Bank reichte Paul von Tannenberg die Hand, um sich zu verabschieden. Karbach stand neben von Tannenberg, als der Schuss fiel. Es ging ganz schnell. Paul brach zusammen, ehe er von Tannenbergs Hand greifen konnte. Eine Passantin von der gegenüberliegenden Straßenseite schrie, Fenster wurden aufgerissen, einige Bankangestellte gerieten in Panik und dachten, dies sei Teil eines Überfalls. Paul hatte ein Lächeln in seinem Gesicht. Das sagte später der Bürgermeister aus.

    Kommissarin Jil Augustin,
3. August, am Morgen

    Mein Handy suche ich fast täglich. Ja, in gewisser Weise bin ich unordentlich, jedenfalls was meine Wohnung angeht. Bei meiner Arbeit bin ich penibel. Damit ecke ich manches Mal bei meinen Kollegen an.
    Gestern Abend hatte meine Freundin Elke noch spät angerufen und mich zu einem Ausflug nach Köln überredet. Es war mein freier Tag, und daher habe ich spontan ja gesagt. Ein Frauentag in Köln – einkaufen, gut essen gehen, Spaß haben.
    Ich brauchte noch etwas Neues zum Anziehen für meinen Geburtstag, habe ich Elke auf der Fahrt erzählt.
    »Dann gibt es also eine große Party?«, rief Elke begeistert.
    »Ja, soweit kein Mord dazwischenkommt. Sag, Elke, was zieht man an seinem vierzigsten Geburtstag an? Ein Kostüm mit Pumps? Oder soll ich mir doch lieber wieder eine neue Jeans zulegen?«
    »Kauf dir eine Jeans, Jil! Die stehen dir gut. Außerdem kann und will ich mir nicht vorstellen, wie meine Freundin in einem Kostüm aussieht, vielleicht noch eines in Mausgrau? Du hast nicht zufällig einen neuen Freund, Jil? Einen Beamten?« Ihre Stimme klang spöttisch.
    »Elke, du bist verrückt. Ich mache mir ernsthafte Sorgen, was ich an meinem Geburtstag anziehe, und du machst dich lustig über mich.«
    »Zieh eine Jeans an! Das habe ich doch schon gesagt.«
    »Ich finde, ich sollte mich mal etwas anders kleiden. Wie wäre es denn mit einem Kleid?«
    »Manfred?«, fragte Elke und blickte mich vom Beifahrersitz aus an.
    »Ja, er hat nie gewollt, dass ich Kleider trage.«
    »Dann kaufen wir dir ein Kleid.« Elke hob ihr Kinn und blickte mich zufrieden an. »Dieser Manfred hat nie zu dir gepasst.«

    Die Beziehung zu Manfred Luck, einem Journalisten bei der Tageszeitung, ist vor wenigen Tagen zerbrochen. Unser »Wir-versuchen-es-noch-einmal-Liebling-Versuch« ist zum fünften Mal gescheitert. Das Verrückte war, ich liebte diesen Mann immer noch. Es verging kaum eine Stunde, in der ich nicht an Manfred dachte.

    Vielleicht sollte ich Elke fragen, ob wir gemeinsam für einige Tage verreisen könnten. Seit ich umgezogen bin, arbeite ich zu viel. Der erste Mord, in den ich direkt reingeschlittert war, geschah im Landschaftsmuseum, nachdem ich von Hamburg zurück an den Rhein gezogen bin. Der Umzug sollte mir etwas Abstand zu meiner gescheiterten Ehe bringen.
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