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Moerderjagd

Moerderjagd

Titel: Moerderjagd
Autoren: Manuela Lewentz
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Außerdem hegte ich die Hoffnung, in der vertrauten Umgebung aus Kindertagen ein ruhiges Leben führen zu können.
    Bei meinem zweiten Fall arbeitete ich mit dem Kollegen Schuster aus Sankt Goarshausen zusammen. Zu Anfang konnte er sich kaum auf die Arbeit konzentrieren, er hatte Eheprobleme. Bei der Auflösung des Falles hatte Schuster sein Privatleben wieder im Griff, und ich stand ohne Manfred da. Es folgte eine kurze, aber heftige Liaison mit Bürgermeister Toni Karbach aus Kamp-Bornhofen. Eigentlich ein sehr interessanter Mann. Doch immer, wenn ich mit Toni zärtlich wurde, dachte ich an Manfred. Das ist doch absurd!
    Manfred meinte immer, meine Natürlichkeit ziehe ihn an. Ja, das hat er immer betont. Meine Haare habe ich während unserer Beziehung immer mehr abschneiden lassen. Zu Anfang, als wir uns kennenlernten, trug ich meine Haare immer offen. In weichen Wellen fielen sie bis über meine Brust. Manfred hasst es, wenn Frauen stundenlang im Bad stehen, um sich zu frisieren. Kleidungsmäßig bin ich immer alternativer geworden. Manfred ist ein Altachtundsechziger, schulterlanges, leicht gräuliches Haar, verschmitztes Lächeln, toller Oberkörper und Augen zum Dahinschmelzen. Elke hat nie verstanden, was ich an Manfred so liebe. Elke wohnt noch immer in meinem Heimatort. Sie hat es nie gepackt, wegzuziehen. Wahrscheinlich hat sie es auch nie gewollt. Als ich zurück kam von Hamburg, war ich erst einmal zu meinen Eltern gezogen. Das war aber nichts mehr für eine erwachsene Frau. So schön es auch ist, wenn der Frühstückstisch morgens gedeckt ist, doch die permanente Einmischung in mein Privatleben ging mir zunehmend auf die Nerven. Manfred hat sich einmal vor Lachen gekrümmt, als ich ihn mit auf mein Zimmer genommen hatte.
    »Ich soll dich hier lieben, Jil, wo nebenan Mama und Papa schlafen?«
    Er hatte ja recht. Das war dann auch der Auslöser, mir etwas Eigenes zu suchen. Obwohl die alte Dorfschule, die wegen Kindermangels geschlossen und an meine Eltern verkauft worden war, schon einmalig war. Blick auf den Rhein, romantischer Garten, Zimmer mit einer Deckenhöhe von zwei Metern achtzig. Aber all das ersetzte nicht meine Eigenständigkeit. Seit einem Jahr lebe ich nun in einem Dreifamilienhaus mit Blick auf den Rhein. Gemeinsam mit einer Geigenlehrerin im Untergeschoss und einem Pärchen in der Mitte teile ich mir dieses Kleinod. Das Dachgeschoss steht mir zur Verfügung. Rund 80 Quadratmeter, über die ich seit wenigen Tagen alleine verfügen darf, oder verfügen muss? Manfred und ich hatten wunderschöne Abende auf dem kleinen Balkon verbracht. Er kann so zärtlich sein. Ich werde immer noch ganz verrückt, wenn ich an ihn denke. Noch nie in meinem Leben habe ich einen Mann so intensiv gespürt wie Manfred. Seine Küsse, wenn er langsam über meinen Körper mit seiner Zunge gewandert ist …

    Elke
    Dieser Journalist, Manfred Luck, hat meiner Freundin so richtig den Kopf verdreht. Für mich ist er ein Hallodri, wie er im Buche steht. Der glaubt doch wirklich, alle Frauen würden auf ihn stehen. Ich persönlich finde Manfred zu arrogant, ein Macho eben. So ein Mann wäre nichts für mich, nicht einmal für ein Abenteuer. Aber er muss ja irgendwas an sich haben, das Jil so verrückt macht. Sicherlich sind die beiden in ein paar Tagen wieder zusammen.
    Ich habe Jil auf der Fahrt nach Köln gefragt, was sie nur an diesem Manfred so toll findet. Gelächelt hatte sie, wie ein verliebter Teenie! »Seine Augen«, trällerte Jil, »sie sind für mich wie tanzende Sterne, und wenn Manfred lächelt, dann bin ich einfach wie verzaubert. Wenn du Manfred nur so kennen würdest wie ich An dieser Stelle habe ich Jil unterbrochen. Das, was sie mir über Manfred gesagt hatte, konnte ich nicht nachvollziehen, aber gut, wenn Jil ihn so sah. Für mich hat er ganz gewöhnliche Augen. Sein Lächeln, falls ich ihn mal lächeln gesehen habe, ist auch nicht so umwerfend. Seine schulterlangen Haare, die inzwischen mehr grau als dunkel sind, gefallen mir auch nicht. Ich habe es lieber etwas korrekter.
    Auf der Fahrt nach Köln haben uns einige Autos überholt. Jils alter Wagen gibt nicht mehr viel her, und wir haben über all diese Machos gelästert, die das Gefühl brauchen, einen schnellen Wagen zu fahren.
    In Köln haben wir dann in einem Parkhaus in der Innenstadt einen Platz gesucht. Jil war nach dem Parken schon wieder so melancholisch. Einem jungen Kerl hatte sie hinterhergesehen.
    »Was willst du nur von diesem
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