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Moerderjagd

Moerderjagd

Titel: Moerderjagd
Autoren: Manuela Lewentz
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wurde«, bemühte ich mich, wieder sachlich zu sein.
    »Er wurde erschossen mit einer 8x 57 IRS.«
    »Oh, muss ich das jetzt direkt verstehen?«
    »Ja, Sie waren bis vor kurzem ein Stadtkind. Da kommt man weniger mit einem Jagdgewehr in Berührung, einer Drilling, um es genau zu sagen.«
    »Hansen, Sie imponieren mir schon wieder. Das macht mir Angst. Ups
    »Was meinen Sie?«
    »Der Verkehr. Ich muss mich auf die Straße konzentrieren.«
    »Sie haben doch eine Freisprechanlage.«
    »Ja! Trotzdem haben Sie mich etwas abgelenkt. Aber jetzt sagen Sie mir noch, wo Paul Weinand genau erschossen wurde!«
    »Habe ich doch schon erwähnt, die Stadtbank.«
    »Geht es etwas genauer?«
    »Sie nörgeln, Frau Kommissarin.« Jil hörte den Kollegen lachen.
    »Hansen! Wir sind hier nicht beim heiteren Beruferaten!«
    »Der Ortsbürgermeister Karbach, von Tannenberg und Weinand haben gegen halb zehn die Stadtbank verlassen. Genau in dem Moment, als Weinand sich von Tannenberg mit einem Handschlag verabschiedet hat, fiel ein Schuss.«

    Hansen erkundigte sich anschließend bei mir, ob ich.zuerst in die Pathologie fahren würde oder zur Bank.
    »Wir treffen uns in der Stadtbank, in zirka einer Stunde.«
    »Also soll ich noch einmal dorthin fahren?«, raunte er.
    »Zeigen Sie bloß nicht zu viel Arbeitseifer!«, beendete ich lachend das Telefonat.
    »Kollege Hansen ist in Ordnung«, dachte ich, »wenn er auch zu Anfang für mich gewöhnungsbedürftig war. Aber mit der Zeit habe ich seine Ecken und Kanten ins Herz geschlossen. Das Gleiche denkt er wohl auch von mir. Wir kennen uns nun schon seit einigen Jahren. Wir sind uns auch einmal auf einem Seminar begegnet. Er bemüht sich stets, sein Gewicht in den Griff zu bekommen, was ihm aber nicht gelingt. Kein Wunder, Hansen treibt keinen Sport, liebt deftige Gerichte und hat immer Süßigkeiten auf dem Schreibtisch liegen. Ich jogge für mein Leben gern. Sooft es mein Terminkalender zulässt, ziehe ich meine Turnschuhe an und dann nichts wie raus in die Natur. Dabei kann ich am besten abschalten.«

    Die nächste Abfahrt hätte ich beinahe verpasst, da ich mir in Gedanken vorstellte, wie Paul Weinand ausgesehen haben mochte. Ich musste stark abbremsen, schaffte dann aber noch die Kurve, ohne ins Schleudern zu geraten. Ein neuer Wagen muss her, das war klar.
    Von unterwegs versuchte ich von Tannenberg zu erreichen. Seine Sekretärin versicherte mir, der Chef sei völlig außer sich und brauche Ruhe. Der Arzt habe ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. Es würde nichts bringen, bei ihm zu Hause anzurufen.
    Dann rief Elke mich an. »Jil!«, trällerte sie vergnügt durch meine Freisprechanlage. »Ich habe mir eine Bluse gekauft, wow!«
    »Das hört sich doch gut an«, entgegnete ich teilnahmslos.
    »Du hörst nicht richtig zu, Jil!«, kam prompt eine Beschwerde von Elke.
    »Ich denke an den Mord und versuche mich noch auf den Verkehr zu konzentrieren.«
    »Sorry, Jil!«
    Damit war das Telefonat beendet. Anschließend machte ich mir Vorwürfe, nicht genügend Zeit für meine Freundin gehabt zu haben. Lange kam ich jedoch nicht zum Nachdenken, da sogleich mein Handy wieder klingelte. Es war Hansen.
    »Ich bin in gut zehn Minuten bei der Stadtbank«, teilte ich ihm mit.
    »Sie hatten versucht von Tannenberg zu erreichen?«
    »Ja, ich wollte die Telefonnummer von zu Hause haben.«
    »Wir können heute mit dem Mann nichts mehr anfangen.«
    »Ja, das habe ich inzwischen auch verstanden. Die Geschäftsführer von Luvamat, haben Sie die erreicht?«
    »Ich habe die Herren nicht nur erreicht, sondern auch schon zur Stadtbank bestellt. Der Bankdirektor stellt uns einen Raum für die Befragung zur Verfügung. Allerdings weiß ich immer noch nicht, warum ausgerechnet das Treffen vor der Bank stattfinden soll.«
    »Es geht für mich um einen ersten Eindruck. Nach dem Gespräch mit den Geschäftsführern von Luvamat können wir gemeinsam ins Büro fahren, Hansen. Und Hansen, ich gehe davon aus, die Spurensicherung hat die Kugel gefunden?«
    »Ja, trotzdem kann ich nicht herausfinden, wem die Waffe gehört, aus der geschossen wurde.«
    »Wieso nicht? Sie haben doch schon gesagt, dass es sich um ein Jagdgewehr handelt, mit dem auf Paul Weinand geschossen wurde.«
    »Das war auch nachzuvollziehen. Es war ein Durchschuss. Die Kugel ist aus Weinands Körper raus in den Beton der Wand, vor der Weinand zum Zeitpunkt seines Todes stand, und hat sich völlig zerlegt. Es gab zu wenige Splitter, um die Waffe zu
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