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Moerderjagd

Moerderjagd

Titel: Moerderjagd
Autoren: Manuela Lewentz
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Das heißt, zuerst wurde der Standort geprüft. Das liegt jetzt aber schon drei Jahre zurück.«
    »Aha.«
    »Was meinten Sie, Frau Kommissarin?«
    »Nichts, ich habe nur so eine Idee gehabt. Sie könnten mir aber Auskunft geben, wem die Grundstücke gehören auf denen der Windpark aufgestellt wird.«
    »Es wird in fünf Wochen losgehen.«
    »Ja, interessant. Und wem gehören nun die Grundstücke?«
    Wilma Sauer blickte verloren unter sich. Zuerst dachte ich, es läge an Paul Weinands Tod. Sicher, damit hatte ihr Verhalten auch zu tun, aber es gab noch einen anderen Grund. Das spürte ich.

    »Gab es ein Besuchergespräch in den letzten Tagen, das auffällig war? Wurde die Stimme von Herrn Weinand bei einem Zusammentreffen einmal lauter als sonst?«, versuchte ich das Gespräch wieder aufzunehmen.
    Frau Sauer schüttelte den Kopf. »Das hätte ich bemerkt, doch Paul, also Herr Weinand, war die Höflichkeit in Person. Sich im Ton zu vergreifen, das wäre ihm so schnell auch nicht passiert. Er hatte sich immer unter Kontrolle.« Sie schnäuzte in ein Taschentuch, zog ihren Rock glatt.
    »Sie haben Ihren Chef sehr gemocht?«
    »Ja.«
    »Schreiben Sie mir bitte alle Namen der Personen auf, die mit der geplanten Windkraftanlage im Zusammenhang stehen.«
    »Sie vermuten doch niemanden von denen hinter Pauls Tod? Ich kenne alle«, musterte Wilma Sauer mich von oben bis unten. »Auf Ihrer Hose ist ein Fleck«, teilte sie mir pikiert mit. Ich musste lächeln.
    »Ist das jetzt wichtig?«
    »Nein, dachte ja nur.«
    »Sie schreiben mir bitte die gewünschten Angaben auf, hinterlegen noch Ihre Anschrift, dann können Sie gehen!«
    »Ja, danke.«
    »Stopp!« Ich blieb im Türrahmen stehen. »Eine Frage haben Sie mir nicht beantwortet. Wem gehören die Grundstücke, auf denen der Windpark aufgestellt wird?«
    »Vielen Menschen.«
    »Sehr schön, geht es auch etwas genauer?« Meine Stimme gab Auskunft über meine Ungeduld, und tatsächlich bekam ich nach einer Schrecksekunde die gewünschte Auskunft.
    »Ein halber Hektar gehört der Gemeinde Kamp-Bornhofen, zwei Hektar sind im Besitz von Paul Weinand, nein …« Sie brach ihre Worte unter Tränen ab.

3. August
    Doktor Gemmel
    Kaffee?«, begrüßte ich die Kommissarin. Sie hatte sich etwas verspätet, musste noch für ihre Mutter Hundefutter im Supermarkt einkaufen. Seit drei Monaten haben ihre Eltern einen Hund, der auf den Namen Balu hört.
    »Einen Kaffee nehme ich gerne.«
    »Wie immer nur mit Milch?«
    Sie nickte und ließ sich auf einem Drehstuhl neben der Barre nieder. Das Leinentuch war noch über die Leiche gezogen.
    »Sie sehen mitgenommen aus.« Sekunden später hielt ich ihr eine Tasse mit dampfendem Kaffee entgegen.
    »Sehr aufbauend!«, beklagte sie sich und blickte vorwurfsvoll über den Rand ihrer Tasse. »Heute scheine ich keine anderen Komplimente mehr zu bekommen. Gut, dass der Hund meiner Eltern nicht sprechen kann. Wenn ich den heute Abend ausführe, muss ich mir keine Kritik anhören.« Sie sah mich vorwurfsvoll an.
    »Keine Kritik, meine Liebe! Ich mache mir nur Sorgen.«
    »Das müssen Sie nicht!«
    »Mit dem Journalisten …« Ich druckste herum. Nie war ich mir sicher, ob ich mit ihr darüber reden konnte oder nicht.
    »Wir sollten mit der Arbeit anfangen«, fiel sie mir auch gleich ins Wort.
    Die Kommissarin hatte wieder so einen weiten Baumwollpullover an. Sie trug diese weiten Teile das ganze Jahr über. Eine Schande, wenn Sie mich fragen, bei der Figur!
    Plötzlich sprang sie von dem Stuhl auf, stellte die Tasse auf einem Schrank ab und rief: »Los, die Arbeit ruft!«
    So war es immer mit Frau Augustin. Sie konnte einfach nicht abschalten, mal loslassen. Dieses Verhältnis mit dem Journalisten passte eigentlich nicht zu ihr. Irgendwo in ihrem hübschen Kopf musste ein Schalter sein, der nicht richtig funktionierte. Jedenfalls dann nicht, wenn es um Manfred Luck geht.

    Mit einem Griff zog ich das Leinentuch von Weinands Körper.
    »Verrückt, dass ich ihm nie begegnet bin.« Jil Augustin stand für einige Sekunden regungslos und mit offenem Mund vor der Leiche.
    Ein sehr hübsches Gesicht hatte Paul Weinand: hohe Wangenknochen, schulterlange Haare mit grauen Strähnen durchzogen. Er sah ein bisschen aus wie Manfred Luck, überlegte ich.
    »Vom Alter her hätte er zu Ihnen passen können. Der Mann war nur siebenundvierzig Jahre alt geworden. Traurig, wenn Sie mich fragen.«
    Sie durchwühlte wieder ihre dunklen Locken. Seit kurzem umrandete sie ihre
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