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Moerderjagd

Moerderjagd

Titel: Moerderjagd
Autoren: Manuela Lewentz
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werde. Letzte Nacht habe ich von dem Umfall geträumt. Hätte er verhindert werden können? Habe ich zu lange gezaudert, mit Frau Augustin gewissenhaft zu sprechen? Quatsch! Zu diesem Zeitpunkt wusste ich nur, dass Doktor Rupp nicht als Mörder von Eleonora infrage kam. Trotzdem quäle ich mich, nicht besonnen genug vorgegangen zu sein.

13. August
    Jil Augustin
    Hansen, haben Sie die Nachricht von dem Unfall vernommen?«
    Hansen nickte. Mit hängenden Schultern kam er zu mir, nur wenige Schritte trennten uns noch. Der Polizeiflur wirkte kalt, Hansens Gesicht im Schein der Lampe fahl.
    »Was ist los mit Ihnen?«
    »Mir geht das mit dem Kind unter die Haut«, gestand Hansen und blieb vor mir stehen. Er selbst hatte keine Kinder, wollte immer welche haben. Das hatte er schon des Öfteren betont. Seine Frau wollte keine Kinder, deshalb blieb die Ehe kinderlos.
    »Der Lorenz wird durchkommen. Er wurde ins Krankenhaus geflogen.«
    »Die Schlechten kommen immer durch«. Er schnäuzte in sein Taschentuch.
    »Schuster, mir ist immer noch seine Bemerkung im Kopf.«
    »Dass er Metzger für einen Grünschnabel hält?«
    Ich nickte. »Wäre ich selbst zu Herrn Lorenz, oder Sie, der Unfall wäre verhindert worden.«
    »Auch das kann niemand mit Gewissheit sagen.«
    »Ist Ihre Frau wieder aus der Kur zurück?«
    Hansen schüttelte den Kopf. »Wer weiß, wie es weitergehen wird? Sie hat jemanden kennengelernt, sei zum ersten Mal seit Jahren richtig glücklich.«
    Ich schluckte, wusste nichts zu antworten. Wir standen eine Weile unbeholfen auf dem Flur. Hansen war es, der diese Ruhe brach.
    »Kommen Sie mit in die Kantine?«
    Metzger begegnete uns im Flur, kam hinter mir her geeilt. So etwas von anhänglich, wie der seit dem Spaziergang war, das nervte schon.
    »Sie gehen in die Kantine?«, lächelte er mich an.
    »Frau Augustin und ich müssen noch etwas besprechen, alleine«, sagte Hansen und schob ihn zur Seite. Ich eilte ihm nach, lächelte gequält Metzger an, dann blickte ich nach vorn.
    Er hatte verstanden, nichts mehr gesagt und war nach unten gegangen. Ich blickte von oben im Treppenhaus noch einmal nach unten. Er war nicht mehr zu sehen. Ob ich zu hart mit ihm umging?
    In der Kantine gab es die üblichen Witze von den Kollegen aus der vierten Etage, die immer meinten, wenn Sie Hansen und mich gemeinsam sahen, wir wären ein Paar.
    »Ignorieren Sie das dumme Geschwätz doch einfach!«, Hansen grinste und hob den Kollegen zum Gruß seine Hand, winkte kurz, drehte sich dann um und zog mich mit zu einem freien Tisch.
    »Man darf nicht immer alles so eng sehen«, fügte er nach.
    »Träume ich, oder haben Sie das gesagt, Hansen?«, starrte ich ihn an, beugte mich über den Tisch zu ihm vor.
    Grinsend lehnte er sich im Stuhl zurück, verschränkte seine Arme vor der Brust. »Ich war zweimal mit der Vorzimmerdame vom Poller essen.«
    Meine Augen wurden kugelrund, das glaubte ich nun nicht. »Deshalb sind Sie früher weg?«
    Er nickte. »Das müssen Sie aber auch mal verstehen, Frau Augustin!«
    Ich schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte, einige der Kollegen sahen zu uns herüber. »Sie haben mich angelogen, Hansen.«
    »Es war eine Notlüge.«
    Ich lehnte mich ebenfalls in meinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Warum ist das ein Problem für Sie?«
    »Kein Problem.« Ich beugte mich nach vorn, fing laut an zu lachen. Erleichtert fiel Hansen in mein Lachen ein. Erneut waren wir der Mittelpunkt der Kantine.
    »Jetzt aber wieder zum Dienstlichen«, lenkte ich zurück zum Thema und strich eine Locke aus meiner Stirn. »Mir geht Mike Rupps Selbstmord nicht aus dem Kopf.«
    »Das genaue Motiv von Herrn Lorenz würde mich ebenfalls brennend interessieren«, so Hansen. Er stand auf und holte zwei Tassen Kaffee. Den für mich mit Milch, wie immer. Von der Theke her zeigte er auf den Käsekuchen. Ich konnte nicht widerstehen und nickte ihm aufmunternd zu. Mein Blick glitt wehmütig an meiner Figur hinunter. Ich war lange nicht mehr joggen. Bald ist mein Geburtstag, überkam mich eine seltene Panik. Ich griff zum Handy und wählte Elkes Nummer.

    Elke

    Meine Freundin Jil hatte doch mehr Geheimnisse, als ich glaubte! Ausgerechnet Manfred Luck hat sich bei mir ausgeheult. Jil sei mit Metzger unterwegs gewesen. Richtig gelöst habe sie ausgesehen und gelacht. Er habe sich so in ihr getäuscht, jammerte Manfred.
    Kurz nach Mitternacht hatte er auf meinem Handy angerufen. Ich saß noch vor dem Haus. Es war ein
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