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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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Wirklichkeit steckten wir bereits mitten darin: in einem verheerenden Naturereignis von kosmischer Dimension.
    In aller Herrgottsfrühe hatte ich zu einem Kontrollflug in Richtung auf die verkehrsreiche EV-Route abheben lassen, und als ich um Punkt 09:00 Uhr MZ von der Raumnotwache Las Lunas als erstes Schiff der Flotte wie üblich zum Morgenappell aufgerufen wurde, erwiderte ich:
    „ Henri Dunant auf Kontrollflug. Position Juliett Alfa Delta mit Kurs Hotel India Sierra."
    „Roger, Henri Dunant ', erwiderte im fernen Las Lunas Hua McKim, „und angenehmen Flug. Und nun bitte die Florence Nightingale ... "
    Die Florence Nightingale meldete sich mit einer mir fremden Stimme - offenbar der von Captain Dorsch, der meinen alten Freund Grischa Romen, der zur Teilnahme an einem Lehrgang in Toronto weilte, vorübergehend als Commander vertrat: dies in der Hoffnung, später einmal ein festes Kommando über eines der geplanten neuen Schiffe zu erhalten.
    „Florence Nightingale auf Raumposition Oberon. Keine besonderen Vorkommnisse ... "
    Auch die Albert Schweitzer, Elsa Brandstroem und Mahatma Gandhi meldeten sich von ihren Positionen.
    Eine Weile später teilte mir Lieutenant Stroganow aus dem Kartenhaus - amtlich: Navigation Center - mit, daß unser Speicher einer Überholung bedürfe. Ich ging zu ihm hinüber, und der grauhaarige Sibiriak mit den breiten, muskulösen Schultern, der über mehr Raumerfahrung verfügte als jeder andere Mensch, den ich kannte, wies mich auf den Fehler hin. Die automatisch festgehaltenen Positionen der anderen zum Computerverbund gehörenden Schiffe -das waren die vier genannten - waren gelöscht und ließen sich nicht abrufen.
    „Und was für eine Erklärung könnte es dafür geben, Lieutenant?"
    erkundigte ich mich.
    Lieutenant Stroganow wiegte den Kopf.
    „Wenn man davon ausgeht, daß die vier Schiffe sich nicht selbst auf Null geschaltet haben, bleibt nur der Schluß, daß der Speicher defekt ist, Sir."
    Einstweilen ließ sich der Schaden nicht beheben, doch da die Henri Dunant nicht weiter unter ihm zu leiden hatte, setzte ich den Kontrollflug fort.
    Kurz nach elf Uhr wurde ich erneut von der Raumnotwache Las Lunas gerufen. Hua McKim bat mich um einen Abstecher in das Raumgebiet Juliett Kilo Mike.
    „Roger", erwiderte ich, „und was liegt da an?"
    „Keine Ahnung, Sir", erwiderte McKim, „ich bekam's gerade rein. Auf Astrostat III beklagt man sich, daß da wer auf der reservierten Frequenz singt."
    „Was tut?"
    „Singt, Sir."
    „Was singt?"
    „ Fromme Lieder, sagt Astrostat III. Sir, ich kann nichts dafür."
    Ich seufzte - laut genug, daß man es in Las Lunas hören konnte.
    „In Ordnung, McKim. Juliett Kilo Mike. Jemand singt dort fromme Lieder. Ich werde ihn darauf hinweisen, daß das ungehörig ist."
    McKim verstand keinen Humor.
    „Nicht ungehörig, Sir. Darum geht es ja nicht. Es ist wegen der Frequenz."
    „Roger", erwiderte ich ernsthaft, „ich werde es dem oder der Betreffenden ausrichten. Astrostat III ersucht ihn, die Frequenz zu wechseln."
    Ich beendete das Gespräch und wandte mich an Captess Kato.
    „Juliett Kilo Mike, Captess. Lassen Sie sich vom NC die Kurslinie geben."
    „Aye, aye, Sir."
    Captess Kato rief das Kartenhaus. Lieutenant Stroganow bat um ein paar Sekunden Geduld; er war damit beschäftigt, ein Computerband zu wechseln.
    Wir warteten. Irgendwann fragte ich: „Was halten Sie von der Sache, Captess?"
    Captess Kato sah mich aus dunklen Mandelaugen an.
    „Ich glaube, Sir, bei Ihnen pflegt man in einem solchen Fall zu antworten: Mich befreit der Gorilla vom Ungeziefer. Oder sagt man: Schimpanse?"
    Ich warf einen flehentlichen Blick auf den Lautsprecher. Lieutenant Stroganow schien meinen Hilferuf zu hören.
    „Mich laust der Affe, Sir", sagte er.
    „Sie?"
    „Nicht mich, sondern Captess Kato, Sir. Das hat sie so eben auf Ihre Frage hin zum Ausdruck gebracht. Und da ist auch schon die Kurslinie ..."
    Ich wandte mich ab. Captess Kato war eine hervorragende Pilotin, und ich wollte sie ganz gewiß nicht missen. Manchmal jedoch wünschte ich mir, Chinesisch sprechen zu können - und sei es nur, um mich zu revanchieren. Tam - der Baum. Tam Tam - zwei Bäume. Tamteramtamtam - der Wald. Da hätte sie endlich einmal ein begriffsstutziges Gesicht gemacht.
    Bevor ich mich zurückzog, wies ich Lieutenant Levy im FK an, ab und zu in die Astrostat-Frequenz hineinzuhören und mich umgehend zu benachrichtigen, falls da jemand sänge.
    „Sir -
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