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Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin

Titel: Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin
Autoren: Mark Brandis
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Koreaner.« Der Leutnant sah auf die Uhr. »Und jetzt muss ich Sie verlassen, um die Landung vorzubereiten.«
    Es gibt Augenblicke im Leben eines Menschen, in denen er tausend Gedanken auf einmal denken kann. Für Brandis war ein solcher Augenblick gekommen. Er sah vor sich die silbrig glänzenden Laserbatterien des Generals, die unverwundbar durch die Kontinente krochen und jeden Widerstand zu Schutt und Staub verbrannten; er erinnerte sich an den ferngesteuerten Fanatismus der Tödlichen Garde und an die Anoden im Hirn seines toten Freundes Tom Collins; er entsann sich der Abhörwagen auf den Straßen von Metropolis, die jedes verdächtige Wort aufspürten; er dachte an die Experimentierlabors auf IN-TERPLANAR XII, in denen das Kalte Licht an Menschen erprobt worden war; und er hörte das unerbittliche Ticken der ablaufenden Uhr, die den Untergang der VOR anzeigte, der letzten Macht auf der Erde und im All, die sich dem General noch nicht unterworfen hatte. Noch hatte er, Mark Brandis, nicht alles versucht, um dieses Uhrwerk zum Verstummen zu bringen.
    »Bevor Sie mich verlassen, Leutnant«, sagte er, »hätte ich gern noch ein persönliches Wort mit Ihnen gesprochen, sozusagen von Pilot zu Pilot.«
    Vor dem Luk blieb der koreanische Leutnant noch einmal stehen.
    »Ich wüsste zwar nicht, dass es zwischen uns etwas Persönliches zu besprechen gäbe, Commander, aber ich höre.«
    Brandis formulierte seine Worte mit Bedacht und Überlegung. »Es handelt sich dabei um eine Bitte.« Er glaubte, Ablehnung in den Augen des Leutnants zu lesen, und das ließ ihn einen Atemzug lang zögern. »Auch wenn Sie mich jetzt nach der Landung, wie es Ihre Pflicht ist, der Sicherheitspolizei übergeben, möchte ich Sie bitten, unabhängig davon, dem Minister Tschou Fang-Wu eine Nachricht zukommen zu lassen. Sagen Sie ihm, das Überleben der VOR hinge von dieser Nachricht ab, und sagen Sie ihm weiterhin, dass ich ein Freund des ihm bekannten Majors Bjelowski bin. Merken Sie sich den Namen, Leutnant! Bjelowski!« Brandis' Schultern wurden schlaff. »Das ist alles, worum ich Sie bitte.«
    Der Leutnant hatte ihn reden lassen, ohne ihn zu unterbrechen. Nun wandte er sich erneut dem Luk zu, das hinüber in das enge Cockpit führte.
    »Major Bjelowski«, wiederholte er. »Der Name sagt mir nichts. Ich glaube nicht, dass ich Ihnen etwas versprechen kann, Commander.«
    Die Mappe mit den Dokumenten hatte der Leutnant mitgenommen. Brandis sammelte ein, was man ihm gelassen hatte: Feuerzeug, Zigaretten und eine Fotografie von Ruth O'Hara. Während er auf das Foto starrte, vermeinte er, ihre Stimme zu hören. Er steckte das Foto ein und die Stimme verstummte. Es war weder die Zeit noch der Ort, um sich mit privaten Erinnerungen zu belasten. Auf die Venus, wo er Ruth verlassen hatte, führte vorerst kein Weg zurück.
    Der koreanische Leutnant, musste sich Brandis eingestehen, hatte sich nicht überzeugen lassen, und das bedeutete, dass das Uhrwerk weiter tickte. Der überraschende Angriff auf die VOR würde zum festgesetzten Zeitpunkt stattfinden.
    General Gordon B. Smith, dachte Brandis, allein in der Enge des Ruheraumes, während die Lotus zur Landung in Peking ansetzte: General Gordon B. Smith, Beherrscher der Erde und des Alls!
    3.
    Kurz nach 08.00 Uhr Metropoliszeit hatte ich das Triebwerk ausgeschaltet und seitdem trieb Delta VII auf der einmal eingeschlagenen Bahn weiter durch die Unendlichkeit des Raumes. Lediglich die Zusatzaggregate summten auch weiterhin und erfüllten ihre Aufgabe, uns mit Licht, Wärme und Sauerstoff zu versorgen und die Cockpitscheiben vor der Vereisung zu bewahren.
    Ich hatte mich im Ruheraum ausgestreckt und ließ mir ein Buch auf die Decke projizieren - »Auferstehung« von Leo Tolstoi, einem Autor, den man vor kurzem wieder entdeckt und mir sehr empfohlen hatte -, doch obwohl ich sonst sehr gerne las, wollte es mir diesmal nicht gelingen. Meine Gedanken irrten ab. Das Warten und die Untätigkeit zehrten an meinen Nerven. Es war mir einfach nicht möglich, die zwei Jahrhunderte, die mich von den Gestalten Tolstois trennten, zu überspringen.
    Gegen 12.00 Uhr Metropoliszeit scheuchte mich Ibaka über den Bordlautsprecher auf.
    »Sir, da kommt gerade eine wichtige Durchsage.«
    Es war viel zu früh für eine Nachricht des Commanders. Um diese Zeit konnte er in Peking allenfalls gerade gelandet sein, vorausgesetzt, die Lotus hatte ihn tatsächlich nach Peking geschafft.
    Ich sprang auf.
    »Ich komme.«
    Stroganow und
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