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Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin

Titel: Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin
Autoren: Mark Brandis
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verheerenden Niederlage im zweiten sowjetisch-chinesischen Krieg längst erholt hatte - bildeten das einzige Gegengewicht. Seit der Machtergreifung durch den General im Zeichen der Reinigenden Flamme war die Spannung zwischen den beiden Machtblöcken, die sich ohnehin nie sehr freundschaftlich gegenübergestanden waren, unablässig gewachsen. Die politische und mithin auch militärische Lage war äußerst explosiv.
    »Sir«, sagte ich so höflich und ruhig, wie es mir möglich war, wenn meine Stimme dabei auch zitterte, »ist es Ihnen klar, dass die VOR eine solche Herausforderung kaum hinnehmen werden? Ich denke dabei weniger an uns, sondern an die EAAU. Die Herrschaft des Generals ist sicher unmenschlich, aber ein Gegenschlag der VOR würde unzählige Millionen unschuldiger Menschen treffen.«
    Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in meiner Beurteilung von Commander Brandis' menschlichen und fachlichen Fähigkeiten und Eigenschaften noch sehr im Widerstreit der Gefühle. Einerseits hatte ich ihn in den vergangenen achtzehn Tagen als einen besonnenen Mann kennen gelernt, der auch in Augenblicken höchster Gefahr nie den Kopf verlor. Selbst wenn unser Auftrag auf dem Mond - ein letzter Versuch, den Untergang der unabhängigen Republik Venus aufzuhalten - gescheitert war, hatte er nicht nur vermocht, unser kostbares Schiff, den Prototyp Delta VII, dem Zugriff des Generals zu entziehen, sondern er hatte darüber hinaus auch schon eine Anzahl empfindlicher Schläge gegen die neuen Machthaber ausgeteilt. Andererseits war da im Hintergrund meiner Erinnerungen das noch nicht völlig getilgte Bild eines katastrophalen Fehlstarts, für den Brandis die volle Verantwortung trug. Das war jetzt viele Jahre her und unter dem Druck der Ereignisse hatte ich nach anfänglichem Widerstreben mit ihm meinen Frieden gemacht. Aber das änderte nichts daran, dass ich in meinen Träumen Gordon noch immer schreien hörte, während die gie-rigen Flammen nach ihm griffen. Dieser Vorfall im Zusammenhang mit der Suche nach der im Raum verschollenen Expedition des Colonels Rublew hatte zu Brandis' Degradierung geführt und ihn um Jahre in seiner Karriere zurückgeworfen. Nun war er zum zweiten Mal Commander und ich hatte zu gehorchen.
    Ich war, als ich mich zum Widerspruch aufraffte, darauf gefasst gewesen, mir eine ernsthafte Zurechtweisung einzuhandeln, aber Commander Brandis antwortete auf eine Art und Weise, die meiner Auflehnung die Waffen aus der Hand schlug.
    »Rob«, sagte er - und der freundschaftliche Klang seiner Stimme war nicht nur vorgetäuscht, »vielleicht hilft es dir, wenn wir die Sachlage einmal gemeinsam überdenken. Und wenn ich dies jetzt zur Sprache bringe, möchte ich, dass auch Lieutenant Stroganow und Lieutenant Ibaka nicht ausgeschlossen bleiben. Können Sie mich hören, Lieutenant Ibaka?«
    »Ja, Sir.« Antoine Ibakas Gesicht war völlig ausdruckslos -jedenfalls vermochte ich nichts darin zu lesen. Ibaka stammte aus dem Kongo. Anfangs hatte mich das befangen gemacht; mittlerweile jedoch wusste ich, dass er der tüchtigste Bordingenieur war, dem ich bis zu diesem Zeitpunkt begegnet war.
    Commander Brandis' Blick ruhte bereits wieder auf dem Radarschirm, auf dem nur das flüchtende VOR-Schiff wahrzunehmen war. Es hatte erneut eine Kurskorrektur vorgenommen; offenbar versuchte es, sich in den Schutz einer herbeieilenden Raumpatrouille zu retten.
    »Die Sachlage!«, sagte Commander Brandis. »Seit drei Tagen sind wir im Besitz von Dokumenten, aus denen einwandfrei hervorgeht, wann und wie der General die VOR angreifen wird. Stimmt das?«
    Die Frage war an mich gerichtet und meine Antwort war klar. Die Dokumente stammten aus einem von uns aufgebrachten Kurierschiff der Division Venus.
    »Stimmt, Sir«, sagte ich.
    Commander Brandis fuhr fort, die Radaranzeige zu beobachten. Sein Gesicht wirkte sehr angespannt, seine Stimme klang nüchtern und kühl, fast spröde.
    »Mein erster Gedanke war, in Peking zu landen - einmal um die Regierung der VOR vor dem bevorstehenden Angriff zu warnen, zum Zweiten aber auch, um sie von der Notwendigkeit eines gemeinsamen Unternehmens gegen den General zu überzeugen. Von diesem Plan bin ich inzwischen abgerückt. Er birgt die Gefahr in sich, dass die VOR unser Schiff - Delta VII - als willkommene Zugabe betrachten würde. Oder sehen Sie, Captain Monnier, die Sachlage anders?«
    Ich konnte ihm nicht widersprechen.
    Commander Brandis schwenkte plötzlich zu mir herum. »Somit stehen wir jetzt
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