Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin

Titel: Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
bereit, um ihm im entscheidenden Augenblick die helfende Hand zu reichen.
    Jetzt konnte ich nur noch darum beten, der chinesische Kommandant möge inzwischen begriffen haben, dass trotz des Feuers, das wir auf sein Schiff eröffnet hatten, unsere Absichten friedlich waren.
    Commander Brandis prallte gegen die Bordwand der Lotus und einige bange Augenblicke lang fürchtete ich, er sei bewusstlos geworden. Offenbar jedoch war er nur etwas benommen, denn gleich darauf hatte er sich wieder gefasst und ließ sich vom Treibsatz die Bordwand entlangschleifen, bis seine Hand die des Lotus-Mannes berührte. Der Treibsatz erlosch. Der Commander entschwand schwerfällig im aufgefahrenen Luk.
    Das Letzte, was ich von ihm sah, war seine winkende Hand. Es konnte ein Winken des Abschieds sein, aber wahrscheinlicher war, dass es sich dabei um den Befehl zum Start handelte.
    Der Computer rechnete mir unerbittlich vor, dass weitere vierzehn Sekunden vergangen waren.
    Ich beugte mich über das Mikrofon und drückte die Sprechtaste.
    »Delta VII an Lotus. Es wird gleich ein wenig Wirbel geben. Ich führe einen Alarmstart durch.«
    »Roger.« Der chinesische Pilot sprach ein perfektes, nahezu akzentfreies Metro. »Ich halte Sie nicht auf.«
    Es war neunundzwanzig Sekunden vor Nullzeit, als ich das Triebwerk auf »Volle Leistung« schaltete und damit schlagartig den ungeschmälerten Schub von 10 500 Tonnen auf die Düsen gab. Delta VII stieß wie ein Pfeil in die Sonne.
    Es mag eine halbe Minute oder mehr gedauert haben, bis ich mich von der Benommenheit, in die mich die gewaltsame Beschleunigung gestürzt hatte, so weit wieder erholt hatte, dass ich in der Lage war, mich wieder auf meine Pflichten zu besinnen. Mein erster bewusster Blick galt den Radarschirmen.
    Was ich dort sah, ließ mir das Blut gefrieren.
    Die Ho-Chi-Minhs hatten die Verfolgung aufgenommen -und sie hielten Schritt. Sie waren schneller, als unsere Aufklärer je angenommen hatten, unvergleichlich viel schneller.
    Erst als Delta VII die volle Geschwindigkeit erreicht hatte -sie lag im Raum bei 200 000 Kilometern pro Stunde -, begannen die Ho-Chi-Minhs zurückzufallen. Dann allerdings vergrößerte sich der Abstand zwischen ihnen und Delta VII zunehmend. Die Lichtpunkte auf dem Radarschirm wurden schwächer und schwächer und erloschen schließlich ganz.
    Einige Minuten lang ließ ich Delta VII weiterhin der Sonne entgegenjagen, dann zog ich sie auf einen anderen Kurs und schaltete zurück auf Automatik. Gleichzeitig hob ich den Alarmzustand auf und befreite mich von den lästigen Gurten.
    Lieutenant Stroganow wischte sich einen Schweißtropfen von der Stirn.
    »Alles, was recht ist, Sir«, bemerkte er, »aber diese Burschen verstehen sich darauf, Dampf aufzumachen.«
    »Wir werden es nicht vergessen«, sagte ich und begann die Lotus zu rufen. Ich hätte es gar nicht erst versuchen sollen. Nachdem ich sie ein paar Minuten lang gerufen hatte, ohne eine Antwort zu bekommen, gab ich es auf.
    »Wenn Sie sich Sorgen um den Commander machen, Sir«, sagte Ibaka, »der kommt schon zurecht.«
    Ein Blick auf sein Gesicht genügte mir, um zu wissen, dass diese Zuversicht nur sehr oberflächlich war. Es war schwer vorauszusehen, wie die Chinesen auf diesen Zwischenfall reagieren würden. Ihr Misstrauen gegenüber der EAAU war tief und nicht einmal unbegründet. Nur wenige Jahre war es her seit dem Raumzwischenfall, den General Gordon B. Smith, bevor man ihn in die Verbannung schickte, eigenmächtig heraufbeschworen hatte. Nun, da der General aus der Verbannung zurückgekehrt war und mit seinen Laserbatterien die Macht in der EAAU an sich gerissen hatte, gab es für die Chinesen keinen Grund, vertrauensselig zu sein. Commander Brandis würde einen schweren Stand haben, sie von der Lauterkeit seiner Absichten zu überzeugen.
    Ich sagte: »Sie, Lieutenant Ibaka, und Sie, Lieutenant Stroganow, werden von nun an, bis der Commander sich meldet, abwechselnd die VOR-Frequenzen überwachen, jeweils vier Stunden lang. Das Kennwort - ich wiederhole es - lautet Heimweh.«
    »Aye, aye, Sir«, sagte Ibaka.
    »Aye, aye, Sir«, sagte auch Stroganow.
    Bis zum Eintreffen des Commanders - auf einmal wurde es mir bewusst - trug ich die volle Verantwortung für das Schiff. Es war ein hervorragendes Schiff, das beste und schnellste, das VEGA je entwickelt hatte, Prototyp einer atomar angetriebenen Serie, die nie gebaut wurde, weil während des ersten Erprobungsfluges von Delta VII der General die Macht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher