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Fee und der Schlangenkrieger

Fee und der Schlangenkrieger

Titel: Fee und der Schlangenkrieger
Autoren: Joanne Foucher
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Der Regen
     
    Der Magnolienbaum vor dem Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Uni Bonn quoll über vor blassrosa Blüten. Charlotte Mayer und Michaela Thomas saßen auf den Treppenstufen vor dem Eingang und ließen sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Es war ein sehr warmer Tag Ende März im Jahr 2003.
    Michaela seufzte. „Ich schaff’ das nicht, Schlotte“, sagte sie. Michaela war 27 Jahre alt, ihr weißblondes langes Haar hing ihr offen über den Rücken und glänzte in der Sonne hell. Sie hatte blaue Augen und trug ein dünnes Sommerkleid.
    Charlotte – Schlotte – hatte grüne Augen, trug Jeans und T-Shirt und ihr hellbraunes Haar im Pferdeschwanz.
    „Quatsch“, widersprach sie mit fester Stimme, „natürlich schaffst du das! Deine Magisterarbeit zu schreiben hast du auch geschafft, obwohl du meintest, du schaffst es nicht.“
    „Das war auch die Hölle. Aber das hier… ist noch schlimmer… ich lerne einfach nicht! Ich weiß nicht, wieso, ich tu es einfach nicht!“
    „Ach komm, das stimmt doch nicht. Du lernst doch die ganze Zeit. Nur weil du jetzt mal hier zehn Minuten in der Sonne sitzt...“
    Schlotte ließ den Blick auf der blühenden Magnolie ruhen.
    „Eigentlich sollte ich in der UB sein“, fuhr Michaela fort, „aber ich hab die Fee schon so lange nicht gesehen… man geht sozial total unter, wenn man so im Lernstress steckt, weißt du.“
    Die Fee hieß eigentlich Hannah, Hannah Maiwald, und war Schlottes Mitbewohnerin. Wie Schlotte und Michaela studierte sie Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie im Hauptfach, und sie hatte sich mit Schlotte verabredet, jetzt am Ende der Semesterferien, ins Institut zu gehen um herauszufinden, welche Veranstaltungen angeboten wurden und ob es sonst irgend etwas gab, was sie wissen sollten. Schlotte hatte Michaela zufällig auf der Straße getroffen, als diese auf dem Weg in die UB, die Universitäts- und Landesbibliothek, war und überredet, mitzukommen.
    „Die wird schon gleich kommen. Ich meine, sie hatte um halb vier Schluß.“
    Michaela hatte keine Uhr.
    „Und wie spät ist es jetzt?“
    „Zehn vor vier.“
    „Was? Schon? Driss, ich muss echt los!“
    „Wieso, die UB hat doch offen bis um neun!“
    „Ja, schon, aber ich hab so furchtbar viel zu tun… und ich hab keinen Bock drauf, das ist mir alles so egal… wenn du deinen Abschluss machst, dann komm bloß nicht auf die Idee, Wikingerhandelspätze zu nehmen, Schlotte, das ist das beschissenste Thema, das man sich nur aussuchen kann. Und die latènezeitlichen Wagengräber! Mittlerweile muss ich jedesmal brechen, wenn ich das Wort „Achsnagel“ lese.“
    Schlotte wusste nicht, was sie sagen sollte. Michaela steckte tief im Examensstress und quälte sich sehr mit dem Lernen. Sie ließ ihren Blick über die Grünfläche schweifen, vom Alten Zoll zum Hofgarten hinüber und bemerkte erleichtert, dass in diesem Augenblick Fee über die Straße kam. Fee war, wie sie selbst, 25 Jahre alt. Sie hatte kurzes, sehr dunkles braunes Haar, das sie sich mit einem Tuch aus dem Gesicht gebunden hatte, und braune Augen. Sie trug ein dunkles Tanktop, eine abgeschnittene Jeans und dicke Arbeitsschuhe. Alles an ihr, von ihrem Kopftuch über ihre Haut bis hinunter zu ihren Schuhen, war dreckig und staubig. Sie stand an der Ampel mit David Ranseier, einem ihrer Kommilitonen, der einige Semester später als Schlotte und Fee mit dem Studium angefangen hatte, und unterhielt sich mit ihm. Schlotte konnte nicht hören, worüber sie sprachen, aber sie konnte sehen, dass sie viel lachten. Kurz darauf wurde die Ampel grün und sie kamen den Weg zum Institut hinauf. Vor dem Koblenzer Tor verabschiedete sich Fee von David, der dann durchs Tor verschwand, und kam zu Schlotte und Michaela.
    „Hallo!“ sagte sie fröhlich, ließ sich neben Schlotte auf der Treppenstufe nieder und reckte sich vor, um Michaela besser sehen zu können. „Ich hab dich ja ewig nicht gesehen, Ela!“
    Ela musterte sie neugierig.
    „Warst du graben?“
    Fee nickte.
    „Ich dachte, du wolltest nie mehr graben.“
    „Wollte ich auch nicht“, sagte Fee achselzuckend, „aber ich brauch das Geld.“
    „Und wo bist du?“
    „Auf der Römerstraße. Ist ganz okay. Sind immerhin ein paar nette Leute dabei.“
    „Und was habt ihr für Befunde?“
    „Ach, lauter hässlichen Römerkram halt.“
    „Ach so, seid ihr im Lager?“
    „Ja, klar.“
    „Können wir mal über die wichtigen Dinge sprechen?“, mischte sich Schlotte
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