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Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin

Titel: Weltraumpartisanen 03: Unternehmen Delfin
Autoren: Mark Brandis
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reden, aber was immer auch er sagen mochte, es berührte ihn nicht. Das Ende war da und er hatte nur noch das Bedürfnis, in den bleiernen Schlaf zurückzufallen, aus dem man ihn gerissen hatte. Irgendwann, irgendwie musste er einen Fehler gemacht haben - oder alles das, was ihm Major Bjelowski über die Menschen in den VOR erzählt hatte, war nichts als ein Hirngespinst, Wunschtraum eines Weltverbesserers in Uniform. Wie dem auch war, es war an der Zeit, sich einzugestehen: die Mission war gescheitert.
    In dieser Erkenntnis lag keine Selbstbemitleidung. Darüber war Brandis hinaus. Eher lagen hilfloser Zorn und Empörung darin über die menschliche Unzulänglichkeit und Unvernunft.
    »Commander Brandis!« Major Tschiangs Stimme war unvermittelt schärfer und schneidender geworden. »Ich habe Ihnen soeben eine Frage gestellt.«
    Brandis sah auf. In den Gesichtern der drei Offiziere las er, dass sein Urteil bereits gesprochen war. Es ging ihnen nur noch darum, eine lästige Formalität so rasch wie möglich hinter sich zu bringen, um sich dann wieder anderen, erfreulicheren Arbeiten zuwenden zu können. »Ich höre, Major.«
    Major Tschiang hatte ein beschriebenes Blatt aufgenommen und las die drei Fragen der Reihe nach ab.
    »Ich wiederhole die erste Frage, Commander. Trifft es zu, dass Sie als Zivilist Kommandant des bewaffneten Raumschiffes Delta VII sind?«
    »Nun«, sagte Brandis, »diese Frage bedarf einer gewissen Erörterung -«
    Major Tschiang fiel ihm ins Wort: »Ja oder nein, Commander Brandis?!«
    Brandis neigte den Kopf.
    »Ja.«
    »Ich stelle fest, dass Sie mit Ja geantwortet haben.« Major Tschiang rückte die Brille zurecht. »Weiter! Trifft es zu, dass Sie sich mit Ihrem Angriff auf das Kurierschiff Lotus mitten im Frieden eines kriegerischen Aktes gegenüber den VOR schuldig gemacht haben?«
    Brandis war auf einmal sehr gefasst und sehr ruhig.
    »Major«, sagte er, »Sie sehen die Dinge von einer völlig falschen Warte. Es gibt Ausnahmesituationen -«
    Wieder fuhr Major Tschiangs Stimme ungehalten dazwischen.
    »Antworten Sie mit Ja oder mit Nein! Nichts sonst, Commander. Ja oder nein! Sie haben die Frage gehört.«
    In diesem Augenblick schloss Brandis in aller Nüchternheit mit seinem Leben ab. Widerspruch war zwecklos geworden. Lediglich die marmorne Blässe seines Gesichts verriet etwas von seinen Empfindungen.
    »Ja«, sagte er.
    Major Tschiangs Blick war bereits wieder auf das Blatt Papier gerichtet.
    »Ich stelle fest, Sie haben auch auf die zweite Frage mit Ja geantwortet, sodass sich jede weitere Beweiserhebung erübrigt.« Das Blatt Papier sank zurück auf den Schreibtisch. »Letzte Frage, Commander! Trifft es zu, dass Sie sich gewaltsam und illegal die Einreise in die VOR verschafft haben?«
    Die Vernehmung war logisch und konsequent und dennoch unsinnig, denn sie ließ die Erörterung der Zusammenhänge und Hintergründe der Fragen nicht zu.
    Brandis' Lippen waren trocken und spröde, als er zustimmend den Kopf neigte.
    »Ja.«
    Major Tschiang tauschte einen raschen Blick mit dem General.
    »Ich stelle fest, Sie haben alle drei Ihnen vorgelegten Fragen mit einem klaren Ja beantwortet, Commander. Bevor Ihnen der General das Urteil verkündet, hat Hauptmann Huang als Ihr Verteidiger das letzte Wort.«
    Major Tschiang setzte sich. Hauptmann Huang stand auf. Sein Plädoyer war kurz.
    »Da Commander Brandis alle drei Fragen mit Ja beantwortet hat, bleibt mir nur noch übrig, um ein gerechtes Urteil zu bitten.«
    Hauptmann Huang nickte dem General zu und nahm seinen Platz wieder ein.
    Der General stand auf und nahm die Mütze ab.
    »Im Namen des administrativen Tribunals der Vereinigten Orientalischen Republiken verkünde ich folgendes Urteil: Der Angeklagte, Commander Mark Brandis, wird als Feind der VOR zum Tode verurteilt. Das Urteil wird unmittelbar nach seiner Verkündung auf dem Gefängnishof vollstreckt. Das Urteil ist rechtskräftig. Eine Berufung ist nicht statthaft.«
    Der General setzte die Mütze wieder auf und winkte die beiden Polizisten aus dem Hintergrund herbei. Brandis fühlte sich ergriffen: Seine Arme wurden auf den Rücken gedreht, Handschellen schlossen sich um seine Gelenke.
    Der General schloss die vor ihm liegende Akte. Die Polizisten stießen und zerrten Brandis aus dem Raum.
    Sonderbarerweise galten seine Gedanken, während er sich durch den Gang führen ließ, weder seiner gescheiterten Mission noch der bevorstehenden globalen Katastrophe - daran hatte er lange genug
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