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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen
Autoren: Reginald Hill
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nicht unbedingt, wenn man mich im Dunkeln tappen lässt.«
    »Aye, wie gehen wir jetzt weiter vor, Pete?«, sagte Dalziel. »Ursprünglich hattest du einen verdächtigen Toten, und jetzt scheinen mindestens noch zwei dazugekommen zu sein, Gallipot und Pal senior.«
    »Und was ist mit Tony Kafka? Ist er auf der Flucht?«, sagte Wield.
    Tony Kafka, der ein guter Amerikaner sein wollte …
    Vor seinem geistigen Auge sah Pascoe wieder Kay Kafka, als sie am Nachmittag zuvor aus Cothersley Hall lief, um ihren Mann zu umarmen. Ihre Umarmung hatte etwas Endgültiges an sich gehabt. Sie hatte sich an ihn geklammert, als wollte sie ihn zurückhalten. Pascoe hatte sich von der bewegenden Szene abgewandt, er war sich wie ein Voyeur vorgekommen. Als sie ins Zimmer zurückkehrte, hatte sie gesagt, »Tony ist ein guter Mensch. Er will ein guter Amerikaner sein«, als wäre dies etwas, was mit Schwierigkeiten und Gefahren verbunden sein müsste.
    Er schob die Szene wie ein Dia aus seinen Gedanken und ersetzte sie durch eine andere.
    Nach dem Gespräch mit Waverley hatte er dem abfahrenden Jaguar nachgesehen und war dann zum Cottage zurückgekehrt. »Zeit zum Aufbruch, Hat«, hatte er gesagt.
    »So schnell, Mr. Pascoe?«, sagte Miss Mac. »Wollten Sie mich nicht noch was fragen?«
    »Nicht mehr nötig. War nur eine Kleinigkeit, die Mr. Waverley bereits klären konnte. Bereit, Hat?«
    Bowler war es nicht. Er erhob sich mit dem Widerwillen eines kleinen Jungen, dem man sagte, er solle nun sein Computerspiel lassen und ins Bett gehen.
    »Ich muss schon sagen«, sagte Miss Mac, »ich halte nicht viel von der heutigen Jugend, Mr. Pascoe. Zu meiner Zeit hätte ich einer armen alten Rentnerin angeboten, ihr im Garten zu helfen, ich hätte mich geschämt, eine Arbeit halbfertig liegen zu lassen. Was sagen Sie dazu?«
    »Ich finde, das wäre ein äußerst verurteilenswertes Verhalten«, sagte Pascoe. »Was um alles in der Welt halten Sie davon, Bowler? Aber ich muss los, ich werde Sie also nicht mitnehmen können.«
    »Hab mein Handy dabei, ich kann mir ein Taxi rufen«, sagte Hat.
    »Sie werden zum Mittagessen bleiben, und dann sehen wir weiter«, sagte Miss Mac im Brustton der Überzeugung.
    »Dann auf Wiedersehen«, sagte Pascoe. »Sie müssen mich nicht an die Tür begleiten.«
    Am Eingang war er stehen geblieben und hatte sich umgesehen.
    Hat saß wieder am Tisch. Er hatte seinen Brotkanten in der Hand und lachte über etwas, was Miss Mac gesagt hatte. Um seinen Kopf schwirrten die Vögel.
    Pascoe lächelte bei der Erinnerung daran, dann wurde ihm bewusst, dass seine beiden Kollegen ihn eindringlich musterten. Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, dass sie ihn anstarrten, weil sie von ihm in der Sache Maciver etwas hören wollten, was für sie einen Schlussstrich unter die Angelegenheit zog.
    Warum soll es an mir hängen bleiben?, fragte er sich wütend. Warum wurde ich zum Moralapostel dieser seltsamen kleinen Dreieinigkeit erkoren?
    Etwas Ähnliches hatte er einmal zu Ellie gesagt und ihr die rhetorische Frage gestellt:
Warum behandeln sie mich, als wäre ich das moralische Gewissen des CID ?
Worauf sie erwidert hatte:
Wie sollen sie dich denn sonst behandeln?,
und ihn damit einfach stehen gelassen.
    Gut, dachte er. Wenn sie es so haben wollen …
    Mit bester Pastorenstimme deklamierte er: »Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Fürsten und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in der Finsternis dieser Welt herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Um deswillen ergreift den Harnisch Gottes, auf dass ihr an dem bösen Tage Widerstand tun und alles wohl ausrichten und das Feld behalten möget.«
    Er lächelte über die perplexen Gesichter vor sich und sagte: »Das ist eine Art, wie man die Dinge betrachten kann. Wie findet ihr das?«
    »Ich«, sagte Dalziel, »ich war schon immer für das Fleisch und Blut.«
    »Ich auch«, sagte Wield.
    »Dann haben wir eine Mehrheit. Pal Maciver hatte einen inoperablen Gehirntumor und nahm sich das Leben. Zu diesem Schluss wird die gerichtliche Untersuchung zur Todesursache kommen. Ob der Fall damit erledigt ist, weiß ich nicht, aber sicherlich wird unsere Rolle darin beendet sein. Wir haben alles getan, was wir konnten, denke ich. Ob es gereicht hat, werden wir erst am bösen Tag herausfinden, wann immer er sein mag.«
    Er stand auf.
    »Ende der Predigt. Andy, das Band gehört dir. Versuch mit ihm ein bisschen sorgfältiger umzugehen. Ich
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