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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen
Autoren: Reginald Hill
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fahre jetzt nach Hause und werde erst am Montag wiederkommen. Es sei denn, jemand fängt einen Krieg an.«
    »Dann werde ich einen leichten Schlaf haben«, sagte Andy Dalziel. »Die Welt ist voller verrückter Ärsche. Er wird vielleicht nicht morgen kommen, vielleicht nicht dieses Jahr, aber er wird kommen, so sicher wie das Amen in der Kirche. Ich werde einen verdammt leichten Schlaf haben.«

11
    Mitternacht
    D reimal klingelte in jener Nacht in Cothersley Hall das Telefon, dreimal griff Kay Kafka, kaum hatte es zu klingeln begonnen, zum Hörer.
    Die erste Stimme war die eines Amerikaners. »Mrs. Kafka?«
    »Ja.«
    »Guten Abend, Mrs. Kafka. Ich hoffe, Sie können mir helfen. Ich habe heute Ihren Mann Mr. Tony Kafka von seinem Flug aus London, UK , erwartet, aber er ist nicht aufgetaucht. Gab es irgendeine Planänderung, von der er niemandem erzählt hat?«
    »Nicht dass ich wüsste«, sagte Kay. »Sie arbeiten für Joe Proffitt, oder, Mr. … Ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
    »Hackenburg. In gewisser Weise, ja, ich arbeite im Augenblick mit Mr. Proffitt zusammen. Mr. Kafka ist also nicht bei Ihnen? Ansonsten würde ich es nämlich sehr begrüßen, wenn er ans Telefon kommen könnte.«
    »Nein, er ist nicht hier. Was soll das heißen, Sie arbeiten im Augenblick mit Joe zusammen? Wer sind Sie, Mr. Hackenburg?«
    »Um ehrlich zu sein, Mrs. Kafka, ich arbeite für die amerikanische Börsenaufsicht. Wir gehen im Moment ein oder zwei Ungereimtheiten in den Geschäftsbüchern von Ashur-Proffitt nach, und Mr. Kafka war uns als jemand genannt worden, der uns bei den Ermittlungen unterstützen könnte. Als wir daher erfahren haben, dass er heute in den Staaten landen sollte …«
    »Mr. Hackenburg, ich habe keine Ahnung, wo mein Mann ist. Ich wünschte, ich wüsste es. Ich lege jetzt auf, weil ich jeden Moment einen Anruf entweder von Tony selbst oder von den Behörden erwarte, die mir hoffentlich Näheres zu seinem Aufenthaltsort sagen können. Gute Nacht.«
    Sie legte auf.
    Der nächste Anrufer war Andy Dalziel.
    »Andy, hast du was gehört?«
    »Sorry, Liebes, nichts. Wollte nur mal nachfragen, wie’s dir geht.«
    »Gut. Mach mir schreckliche Sorgen, aber sonst geht’s mir gut.«
    »Kenne das Gefühl. Hör zu, Kay, es sieht nicht so aus, als hätte Tony einen Unfall oder so was gehabt, wir müssen also fragen … na ja, gab es irgendeinen anderen Grund, warum er gemeint haben könnte, verschwinden zu wollen? Probleme in der Arbeit, so was in der Richtung?«
    »Du meinst, er hätte sich aus dem Staub gemacht, weil die Ermittlungen gegen A-P Schlagzeilen machen? Nein. Ich bin mir sicher, er weiß nicht s darüber, was dort drüben abgeht. Er war so lange vom Zentrum des Geschehens entfernt … er war hier bei mir, meinetwegen … das ist das Problem.«
    »Alles in Ordnung, Mädel? Du klingst ein bisschen aufgeregt. Soll ich rüberkommen?«
    Ein Moment der Stille, dann hatte Kay ihre Stimme wieder unter Kontrolle.
    »Andy, wenn deine Jungs hören, wie galant du dich mir gegenüber erweist, wirst du wahrscheinlich bald deinen Posten los sein. Danke, aber das ist wirklich nicht nötig. Es geht mir gut. Und ich bin mir sicher, dass es Tony ebenfalls gut geht. Wenn das nächste Mal das Telefon klingelt, wird wahrscheinlich er dran sein.«
    »Gut, sag mir Bescheid, wenn er sich meldet«, grummelte Dalziel. »Und ich werde ihm einen dicken Schmatz aufdrücken, wenn ich ihn das nächste Mal sehe, aber erst, nachdem ich ihm einen gewaltigen Tritt in den Arsch verpasst habe für den Kummer, den er dir bereitet.«
    »Das würde ich zu gern sehen«, sagte Kay. »Gute Nacht, Andy.«
    Sie legte den Hörer auf und sah auf ihre Uhr.
    Zeit fürs Bett. Routine ist der beste Weg durch die Finsternis. Es spielt keine Rolle, dass man nichts sieht, wenn man nur weiß, dass der Fuß bei jedem automatischen Schritt festen, vertrauten Grund berührt.
    Sie stand auf. Das Telefon klingelte wieder. Sie nahm den Hörer und ließ sich im Sessel nieder.
    »Ja?«
    »Mrs. Kafka?«, erklang eine trockene, scharfe Stimme.
    »Ja? Wer ist dran?«
    »Ich bin ein Freund Ihres Mannes, Mrs. Kafka.«
    Die Stimme war wie trockenes Laub, das von einem kalten Wind über den Bürgersteig gefegt wurde.
    »Wo ist er?«
    »Wissen Sie das nicht, Mrs. Kafka? Nehmen wir an, Sie wissen es nicht. Er muss für eine Weile von der Bildfläche verschwinden. Er wird sich zweifellos bei Ihnen melden, wenn es ihm möglich ist. Aber in der Zwischenzeit
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