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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
Autoren: Nicole Alexander
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Netter Junge«, sagte Ronald. Er schenkte sich noch ein Glas Wein ein. » Ich glaube, Anthony passt gut hier herein, auch wenn es vielleicht noch ein bisschen früh ist, um das zu sagen. Aber er ist recht reif für sein Alter und kommt gut mit meinem Vater zurecht.«
    Sue faltete ihre Serviette zu einem länglichen Dreieck. » Na, das wäre ja auch nicht auszudenken, wenn er vor dem mächtigen Angus Gordon nicht im Staub kriechen würde.« Sie lächelte säuerlich und legte die Hand auf den Tisch. Das erwartungsvolle Klopfen ihrer Finger zeigte an, dass sie zu einem Streit aufgelegt war.
    Sarah aß rasch weiter und warf ihrem Bruder einen Blick zu. Seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen konnte er es nicht erwarten, nach draußen zu kommen.
    » Sarah, morgen musst du dir deinen Buchführungskurs für Montag anschauen. Das Material ist gestern mit der Post gekommen.«
    » Okay«, willigte Sarah missmutig ein. Ihr Bruder, der die Schule vor zwei Jahren beendet hatte, konnte mit ihrem Vater zusammen arbeiten und seine Freizeit verbringen, wie er wollte– was für gewöhnlich bedeutete, dass er sich so weit wie möglich vom Haus entfernte.
    » Jemand muss es ja machen, Sarah«, bemerkte Cameron fröhlich und setzte zu einem weiteren missglückten Versuch an, aus seiner Serviette einen Origami-Schwan zu falten. Er hatte mit Mühe und Not die Highschool abgeschlossen, aber Sarah hatte keine Probleme mit dem Lernen. » Ach, übrigens, hast du meine Springsteen-Kassette gesehen?«
    » Hmm.« Sarah kaute nachdenklich. » Warum? Ist sie dir abhandengekommen?«
    Cameron durchbohrte sie mit seinen Blicken. » Sarah?«
    » Auf jeden Fall«, unterbrach Ronald das Geplänkel, » ist Anthony ein netter Kerl, Sue. Du wirst ihn mögen.«
    » Vielleicht. Morgen Abend kommt übrigens dein Vater zum Essen.«
    » Was, hierher?«, fragte Sarah. Sie konnte sich nicht erinnern, wann ihr Großvater sie das letzte Mal mitten im Jahr besucht hatte. Sie hatte ihn seit einem Monat nicht mehr gesehen. Auch schon bevor Grannie Angie an Asthma gestorben war, war er ein seltener Anblick in ihrem Haus gewesen. Er neigte dazu, sich auf der Hauptfarm, Wangallon, zu vergraben, wenn er nicht gerade auf seinem Besitz unterwegs war. Irgendwie verstand Sarah ihn. Wangallon war ein weitläufiges Anwesen, das bemerkenswert gut in Schuss war. Der National Trust mochte es, wenn seine denkmalgeschützten Gebäude so aussahen. Cameron fand, es sei gut, dass sein Großvater sich so selten blicken ließ, weil ihr Vater so seinen Teil Land, West Wangallon, ohne Einmischung bearbeiten konnte. Doch Sarah wusste es besser. Angus Gordon streifte ständig über den Besitz, kontrollierte die Arbeiter, das Vieh, die Ausrüstung und den Zustand der Grenzzäune.
    » Ja, es muss etwas Wichtiges sein. Wichtig genug auf jeden Fall, dass er das große Haus verlässt und sich in unsere kleine Kate begibt.«
    » Oh Mann«, rief Cameron aus. » Der alte Knabe kommt zumAbendessen. Wir werden ein gemästetes Kalb schlachten müssen!«
    » Sei nicht so frech!«, tadelte Ronald ihn.
    » Nein, das brauchen wir nicht«, antwortete Sue ernsthaft. » Es gibt Lammeintopf.«
    » Toll«, riefen Sarah und ihr Bruder wie aus einem Mund aus.
    Nach dem Essen rannten Sarah und Cameron zum Fernseher. Das Buschkrankenhaus fing gerade an, und Sarah liebte die Sendung.
    » Heute Abend kommen The Leyland Brothers«, erinnerte Cameron sie.
    » Viel Glück. Dallas auch.«
    » Auf gar keinen Fall.« Cameron liebte die Leyland Brothers, weil sie unweigerlich irgendwo in der Wildnis feststeckten.
    Sarah kuschelte sich tiefer in den grasgrünen Sitzsack. » Vielleicht vergisst Mum es ja. In der letzten Zeit passiert ihr das häufiger.«
    Cameron verdrehte die Augen. » Nein, an Dallas denkt sie bestimmt. Das vergisst sie nicht.« Er lehnte sich auf seinem Sitzsack zurück, nahm ein Kissen von einem der Sessel hinter sich und warf es nach seiner Schwester. Er traf sie mitten ins Gesicht.
    » Hey!« Sie warf das Kissen zurück.
    Cameron fing es auf. » Wenn du mir meine Kassette zurückgibst, kannst du eine Zigarette haben.«
    » Echt?«
    » Echt.«
    Sarah überlegte. » Eigentlich ist sie zwei wert.«
    » Okay.« Cameron lachte. » Mann, du bist vielleicht ein harter Verhandlungspartner.«
    Sarah lächelte süß. Sie hatte bereits einen netten kleinen Vorrat an Zigaretten unter ihrem Bett angelegt. Es war praktisch, welche zur Hand zu haben, wenn ihr Bruder keinen Tabak mehr hatte und sie ihn um einen
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