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Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Weites Land der Sehnsucht: Australien-Roman (German Edition)
Autoren: Nicole Alexander
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Meter entfernt waren und Sarah die dunkelbraunen Augen des Cowboys sehen konnte. Unwillkürlich musste sie an Schokoladenkuchen denken, und plötzlich verlegen zog sie ihren Akubra tiefer ins Gesicht.
    Cameron schwang lässig sein Bein über den Sattelknopf und hielt kurz inne, bevor er herunterrutschte. » Hallo.«
    » Du bist bestimmt Cameron. Ich bin Anthony.« Sie schüttelten sich die Hände.
    Sarah hatte bereits den Fuß aus dem Steigbügel genommen, um abzusteigen, überlegte es sich aber dann anders. Manchmal ließ Oscar sie nicht mehr aufsteigen. Der blöde Kerl wartete, bis sie eine Stiefelspitze im Steigbügel hatte, und trottete dann weg, so dass sie hinterherhopsen musste, bis sie entweder aufspringen konnte, oder er beschloss, stehen zu bleiben. Da sie ihre Würde nicht verlieren wollte, blieb sie also auf dem Pferd sitzen und betrachtete den neuen Cowboy lediglich ausgiebig. Anthony und ihr Bruder waren etwa gleich groß und schlaksig, und sie hatten beide einen mutwilligen Ausdruck in ihren gebräunten Gesichtern. Während jedoch Camerons hellbraune Haare von der Sonne gebleicht waren, waren Anthonys Haare von einem glänzenden Rostbraun.
    » Und das ist meine Schwester Sarah.« Cameron schlug Anthony auf den Rücken. » Sie ist auf der Suche nach einem Ehemann. Du weißt schon, gute Familie, Busch-Erbe, recht geschickt.«
    » Cameron!« Sarah zog ihren Hut vom Kopf, lenkte ihr Pferd zu ihrem Bruder und schlug mit dem Hut auf ihn ein. In diesem Moment brachen zwei Kookaburras in Gelächter aus. Blödmann, dachte sie. Vielleicht wäre sie besser dran gewesen, wenn Oscar sie in den Sonnenuntergang geschleppt hätte. Der Lärm, den die beiden Vögel machten, hallte durch die Morgenluft.
    » Viel Temperament hat sie auch.« Cameron lachte. Er schwang sich auf sein Pferd. » Ach ja, und sie singt gerne, am liebsten Michael Jackson.« Lässig zog er an den Zügeln und trottete in Richtung ihrer Farm.
    » Freut mich, dich kennengelernt zu haben«, sagte Sarah und setzte sich den Hut wieder auf. Zu Hause würde sie Camerons Springsteen-Kassette verstecken.
    » Ebenso.« Anthony tippte an die Krempe seines Huts. Sarah fiel auf, dass eine kleine Delle zurückblieb. Entweder war er so höflich, dass er sich ständig dorthin fasste, oder aber er hatte den Hut während der Sommermonate häufig abgesetzt und auf den Tisch gelegt. Sarah zögerte. Mit den Fingern fuhr sie durch die zerzauste Mähne ihres kastanienbraunen Wallachs. Als ob sie ihre Unentschlossenheit spüren würden, hörten die Kookaburras auf zu lachen. Im Gebüsch knisterte es. » Und, ist deine Familie aus dem Busch?«, sprudelte sie hervor. Er hatte lange Beine, und sein Hemd war von einem verblichenen Blau.
    » The Monaro. Unten im Süden.« Er lächelte. » Ich bin der jüngere Bruder. Die Farm ist nicht groß genug für uns beide.«
    » Wie lange wirst du für uns arbeiten?« In seinen braunen Augen war eine leichte Spur von Blau.
    » Versuchst du etwa jetzt schon, mich loszuwerden? Mir gefällt das Klima hier; es ist schön grün und regnet regelmäßig und so.«
    Seine Augen waren so dunkel und ungeheuer tiefgründig. Er war einen Schritt näher getreten und stand jetzt so dicht vor ihr, dass sie die halbmondförmige Narbe, die wie ein Fraggezeichen auslief, an seinem Wangenknochen erkennen konnte. Sarah überfiel auf einmal das Verlangen, mit dem Zeigefinger den Umriss nachzuzeichnen, der etwas heller als die umgebende Haut war. Er hatte ein markantes, männliches Gesicht.
    » Kommt ihr beiden, ihr habt euch jetzt genug beschnuppert.«
    Ihr Vater ließ den Motor an und kurbelte das Seitenfenster hoch.
    » Ich gehe dann mal besser«, sagte Anthony, rührte sich aber nicht. Sie sah süß aus.
    » Ja. Ich hoffe, es gefällt dir hier, Anthony.« Sarah wendete ihr Pferd. Schneller als sonst ritt sie davon. Sie fragte sich, ob er ihr wohl nachsah, wagte aber nicht, sich umzusehen.
    » Und, will irgendjemand mich über unseren neuen Angestellten in Kenntnis setzen?«, fragte Sue beim Abendessen, als sie alle um den Küchentisch versammelt waren.
    Sarah und ihr Bruder kauten auf ihrem Steak mit Salat herum. Sie waren schon zu oft wegen Sprechens mit vollem Mund getadelt worden und hatten keine Lust, zu antworten. Sie konzentrierten sich lieber darauf, ihre Mutter nicht anzuschauen, während sie den Salat aus rohen Broccoli-Röschen, Eisberg-Salat, Tomaten und dicken roten Zwiebelringen vertilgten.
    » Er ist von The Monaro. Gute Familie. Kann was.
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