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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
Autoren: Jess Rothenberg
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Jakob zum Strand von Mavericks hinunterradelte. Es war die allerletzte Sommernacht. Die Nacht, in der er mein Gesicht in seine Hände nahm und mir sagte, dass er mich liebte.
    Plötzlich spürte ich einen Stich im Herzen, riss die Augen auf und blinzelte heftig, während sich meine Pupillen erst weiteten und dann zusammenzogen. Für einen Moment sah ich nichts als Schwarz. Doch dann konnte ich allmählich ein sanftes rotes Leuchten erkennen – wie zwei Hände, die mich zu sich winkten. Schließlich fixierten meine Augen die Quelle des Lichts am Ende des Parkplatzes: ein vertrautes Neonschild blinkte surrend und freundlich in der Dunkelheit.
    Ich kniff die Augen zusammen und las:

    Little Slice of Heaven.

    »Was?« Mein Hals fühlte sich so trocken an, als wäre er voller Asche. »Die Pizzeria? «
    Ich blieb noch eine Weile auf dem Asphalt liegen und starrte wie gebannt auf den Neonschein, der nun den Parkplatz gespenstisch erleuchtete. Das Slice war schon immer die absolute Lieblingspizzeria meiner Familie gewesen. Dort hinzugehen war eine langjährige Familientradition der Eagans, obgleich der geflieste Boden ziemlich unappetitlich war und die Sitzecken noch aus den Siebzigerjahren stammten – orange-braun gestreift mit langen Rissen, die schon unzählige Male wieder provisorisch zusammengeschustert worden waren.
    Es war nicht die beste Pizzeria südlich von San Francisco.
    Es war die beste Pizzeria der gesamten Westküste. Vielleicht sogar der Welt.
    Und weil das Slice direkt an der Küstenstraße, ungefähr fünfhundert Meter über dem Meeresspiegel lag, war der Blick von dort fantastisch. Oder, wie Dad immer sagte, »himmlisch«.
    Das ist alles nur ein böser Traum, redete ich mir ein. Ich bin im Bett, absolut sicher und warm eingekuschelt. Hamloaf liegt neben mir. Jack ist am anderen Ende des Gangs in seinem Zimmer. Alles ist okay.
    Aber trotzdem, warum dieser verrückte Albtraum? Ich musste etwas Merkwürdiges gegessen haben. Oder vielleicht stand bald eine Geschichtsarbeit an. Oder ich hatte vergessen, die Zahnseide zu benutzen.
    Erst da fiel es mir wieder ein.
    Jakob. Ich hatte mich mit Jakob gestritten.
    Ich schob meine Hände in die Hosentaschen.
    Leer.
    Verzweifelt sah ich mich nach einer Telefonzelle um.
    Ich muss ihn anrufen. Ich weiß, dass es ihm leidtut. Ich weiß, dass er es nicht so gemeint hat …
    Mein Magen gab ein lautes, unkontrollierbares Knurren von sich und unterbrach meine Gedanken. O Mann! Mein Hunger war wohl größer, als ich gedacht hatte. Langsam, ganz langsam schaffte ich es aufzustehen. Bedächtig einen Fuß vor den anderen setzend, schleppte ich mich in Richtung der vertrauten Glastüren. Jeder Schritt war ein Schritt weg von meinem alten Leben auf der Erde. Ein Schritt weg von meinen Freunden und meiner Familie und dem roten, leuchtenden Neonlicht entgegen.
    Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken.
    Als ich das Slice erreicht hatte, warf ich einen Blick durchs Fenster. Von hier draußen wirkte das Restaurant wie immer. Zersprungener Schachbrettboden, schlechte Beleuchtung, quietschende Deckenventilatoren, gelbe Wände, von denen die Farbe abbröckelte, Tausende Pizzakartons, die sich im hinteren Teil des Raums stapelten. Ich versuchte zu ignorieren, dass der Lieblingstisch meiner Familie frei war, obwohl ich sie beinahe dort vor mir sah. Erinnerungen an Mom, wie sie lachte, während Dad und Jack Zuckertütchen über den Tisch schnippten.
    Tränen schossen mir in die Augen, und ich guckte auf meine Ballerinas herunter.
    Ich werde sie bald wiedersehen. Ich werde bald nach Hause gehen.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich hineingehen wollte, aber angesichts meines knurrenden Magens und der recht überschaubaren Alternativen schien es das Beste zu sein. Außerdem brachte mich der Duft frisch gebackener Pizza fast um. (Kein Wortspiel.)
    Ich holte tief Luft, drückte die Glastür auf und trat ein. Sofort hüllte mich der Duft von heißer Tomatensoße, knusprig-krossem Pizzaboden und geschmolzenem Mozzarella ein. Lecker! Ich sog die Gerüche tief in mich ein und wärmte mich daran auf.
    Mmh.
    Am Tisch rechts von mir blätterte ein Mädchen, das etwa in meinem Alter war, in einer Ausgabe der Cosmopolitan. Ihr Look war absolut Princess Punk trifft San-Francisco-Hipster: lockiges blondes Haar, das zu einem unglücklichen Nackenspoiler geschnitten war, dicke schwarze Cooler-als-du-Sonnenbrille und den Arm voll pinkfarbener Armreife, die jedes Mal klapperten, wenn es eine Seite
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