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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
Autoren: Jess Rothenberg
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einerseits einen ganzen Kopf größer war als ich und andererseits den braunen Gürtel in Karate hatte.
    Am Ende verbrachte ich das restliche Schuljahr damit, Chloe dabei zuzusehen, wie sie sich mit meinen geliebten Farbknöpfen vergnügte. Rot! Nein, blau! Ach, ist das nicht cool?
    Ja, Chloe, natürlich ist das cool. Das ist genau der Grund, warum ich ihn gekauft habe.
    Und jetzt, Jahre später, saß ich hier in einem schmuddeligen Pizzalokal in Half Moon Bay, seit Montag tot, und hielt genau diesen ultimativen Wunderstift in der Hand.
    Echt krass.
    Ich starrte auf den Fragebogen vor mir, wählte die Farbe Grün und begann mit dem Ausfüllen.

    NAME: Aubrie Elizabeth Eagan
    GEBURTSDATUM: 1 . November 1994
    STERBEDATUM:

    Ich zögerte und sah hilfesuchend zu der Kreuzworträtsel-Lady hinüber, die aber bereits wieder mit hochkonzentrierter Miene über ihren Rätselfragen brütete. Also ging ich zur nächsten Frage über.

    TODESURSACHE:

    Wieder zögerte ich und biss mir auf die Unterlippe. Dann kritzelte ich meine Antwort:

    Mieser Junge, der es verdient hat zu leiden.

    Darunter:

    ELTERN, GESCHWISTER, HAUSTIERE, SONSTIGES:

    Oh, Hamloaf. Ich wünschte, du wärst hier und würdest diese Tante dafür in den Hintern beißen, dass sie mich dieses Formular ausfüllen lässt.
    Es folgten weitere Fragen, nachdem ich meine Familienmitglieder aufgelistet hatte.

    ERDNUSSBUTTER ODER MARMELADE: Erdnussbutter
    (extraknusprig)
    KAFFEE ODER TEE: Chai

    Und dann in der letzten Zeile:

    HOFFNUNGEN, TRÄUME, LIEBLINGSEIS:

    Und da stieg eine Erinnerung in mir hoch.

7
    your love is better than ice cream

    Ich lernte Jakob Fischer kennen, als ich vier Jahre alt war und er fünf, trotzdem wechselten wir bis zu unserem elften beziehungsweise zwölften Lebensjahr kaum ein Wort miteinander. Damals war er für mich nur ein typischer Junge. (Monster und Cowboys und Pupsen – schrecklich!) Er war laut und schmutzig und turnte ständig auf den Spielsachen herum, wenn wir uns nach der Schule bei Sadie zum Spielen trafen. Und er gehörte zu den Kindern, die du dir im Restaurant oder im Flugzeug auf keinen Fall als Sitznachbarn wünschst.
    Wir wurden älter. Und redeten weiterhin kaum. Nicht, dass ich mir darüber Gedanken gemacht hätte. Jungs waren einfach nicht auf meinem Radar, sie waren ekelhafte, fremdartige Wesen, mit denen meine Freundinnen und ich nichts zu tun haben wollten. Zumal wir weit Besseres zu tun hatten: Rad fahren und Kunstspringen (ich), Bodenturnen (Tess) und Ballett (Emma und Sadie).
    Das blieb so, bis Jahre später, an einem Nachmittag im September, Jakobs große Schwester Maya bei uns vor der Tür stand. Und ich war diejenige, die aufmachte.
    Zu dumm!
    »Hey, Brie!«
    Maya Fischer: lange, wuschelige Locken. Zahnspange. Reifenohrringe. Orangefarbene Crocs.
    Oh, die will ich auch haben!
    »Hey, Maya«, sagte ich, ohne meinen Lutscher mit Wassermelonengeschmack aus dem Mund zu nehmen. Ich lutschte ihn extralangsam, um nicht allzu schnell zu dem Kaugummi in der Mitte vorzustoßen.
    »Ist deine Mom zu Hause?«
    »Jepp.«
    »Kann ich mit ihr sprechen?«
    »Klar. Warum?«
    »Ich bin dabei, eine Babysitting-Agentur zu gründen, und wollte deine Eltern fragen, ob sie an einem Babysitter interessiert sind.«
    Ich lehnte mich ein wenig weiter aus dem Türspalt. »Ich mag deine Crocs.«
    »Danke.«
    »Brie?«, rief meine Mom von oben. »Wer ist es denn, Liebling?«
    »Maya Fischer!«, rief ich zurück. »Sie möchte wissen, ob ihr jemanden braucht, der uns babysittet!« Dann fing ich an zu kichern und rannte ins Haus zurück.
    Wie das Schicksal es wollte, brauchten Mom und Dad an jenem Freitag tatsächlich jemanden, der auf Jack und mich aufpasste. Dad hatte mal wieder eines seiner wichtigen Mediziner-Dinner in der Stadt. Also vereinbarte Mom mit Maya, dass sie an diesem Abend herüberkommen sollte.
    »Es ist nur …«, sagte Maya, »könnte ich vielleicht meinen kleinen Bruder mitbringen? Ich habe meiner Mom versprochen, dass ich heute Abend auf ihn aufpasse.«
    »Natürlich!«, rief Mom. »Ich lasse für euch eine Pizza kommen.«
    Natürlich freute ich mich wesentlich mehr auf die Pizza und darauf, zum siebenundachtzigsten Mal Findet Nemo anzuschauen, als auf Maya Fischer und ihren Bruder Jakob.
    Jakob Fischer: nicht der Rede wert. Nur ein Junge, den ich aus der Schule und von früher vom Spielplatz kannte.
    Als ich klein war und von der Welt noch keinen Schimmer hatte.

    Wie üblich waren Mom und Dad spät dran, als es an
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