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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
Autoren: Jess Rothenberg
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nicht wegen Hungerstreiks gestorben. Ich habe mir keine Lungenentzündung geholt, indem ich wie Marianne Dashwood alias Kate Winslet in Sinn und Sinnlichkeit stundenlang tränenüberströmt durch den Regen gelaufen bin – auch wenn ich ein großer Kate-Winslet-Fan bin. Nein, bei mir war es ganz klassisch. Mein Herz brach im wahrsten Sinne des Wortes ENTZWEI.
    Ich weiß, was du denkst. Ich hätte auch nicht geglaubt, dass man an so etwas wirklich sterben kann. Aber ich bin der lebende (na ja, nicht wirklich lebende ) Beweis dafür. Auch wenn die meisten Menschen immer noch glauben, dass mein plötzlicher Tod durch die pathologischen Herzgeräusche verursacht wurde, die ich von Geburt an hatte. Und das, obwohl ich deshalb nie Beschwerden gehabt hatte und von klein auf immer kerngesund gewesen war, nie Medikamente einnehmen musste und auch nie Sportverbot hatte.
    Ganz im Gegenteil: Ich war fit. Strotzte regelrecht vor Energie. Ich war der reinste Wildfang. In meiner Highschool wurde ich sogar schon als Siebtklässlerin in die erste Schulmannschaft im Kunstspringen aufgenommen. Aber das war egal. Mein Herz brach am Ende trotzdem.
    Mein Name war Brie. Ja, genau wie der Käse. Das ist ziemlich witzig, weil alle Leute denken, meine Eltern seien absolute Käsefreaks – mit einer Tochter namens Brie und einem Sohn namens Jack, à la Monterey Jack. Aber eigentlich hieß ich Aubrie und mein Bruder Jackson.
    Alles lief wunderbar für mich in diesem Jahr, bevor ich starb. Ich lebte am schönsten Platz der Erde. In Nordkalifornien. Einem Ort namens Half Moon Bay, einer kleinen verschlafenen Küstenstadt zwischen dem Redwood und der schroffen Pazifikküste, achtundzwanzig Meilen südlich von San Francisco. Den Strand hatte ich direkt vor der Haustür.
    Ich hatte eine fabelhafte Familie: Mom, Dad, Jack und Hamloaf (das ist unser Basset). Außerdem hatte ich drei fabelhafte beste Freundinnen: Sadie Russo, Emma Brewer und Tess Hoffman. Und ich hatte den perfekten Freund: Jakob Fischer, Läufer-Ass, zweiter Oberstufenjahrgangssprecher und absolut heißer Mädchenschwarm.
    Bevor ich starb, hatte ich alles und mehr.
    Ich war glücklich.
    Doch all das änderte sich am Abend des 4. Oktober 2010 – der Nacht, in der ich einen schrecklichen, stechenden Schmerz in meiner Brust spürte und vor Jakobs Augen über dem Tisch zusammenbrach.
    Die Nacht, in der ich nie wieder aufwachte.
    Einfach so. Bumm. Game over . Geh nicht über Los. Ziehe keine zweihundert Dollar ein. Es war das Ende eines Lebens.
    Meines Lebens.
    In den ersten Stunden nach meinem Tod glaubte ich, all die Jahre, in denen ich gerannt, getaucht, auf Bäume geklettert und viel zu schnell die steilen Straßen von San Francisco hinuntergeradelt war, hätten schließlich ihren Tribut gefordert. Mein Herz war offenbar doch schwächer gewesen, als alle angenommen hatten. Irgendetwas sehr Schlimmes musste ich jedenfalls gehabt haben. Etwas, was nicht einmal mein Dad, der ein weltbekannter Kardiologe ist, hatte vorhersehen können.
    Es war ein Montag, als ich meinen letzten Atemzug tat. Eigentlich kein schlechter Tag zum Sterben. Sonntagabends ist jeder ohnehin schon schlecht gelaunt, und ich habe immerhin niemandem die großen Freitag- oder Samstagabendpläne vermiest. Bin ich nicht rücksichtsvoll?
    Nach einigen Tagen fingen Nachbarn damit an, uns alle möglichen Speisen vor die Haustür zu stellen: Aufläufe, Quiches und solche Dinge. Sogar ein Truthahn war dabei, wie zu Thanksgiving, direkt aus dem Ofen und mit Füllung und allem Drum und Dran. Ich schätze, das macht man so, wenn jemand stirbt: Man stellt den Hinterbliebenen jede Menge leckere Sachen vor die Tür, damit sie nicht vergessen zu essen. Dummerweise dachten die wenigsten daran, dass wir alle Vegetarier waren. Nun, alle außer Hamloaf versteht sich. (Ich wette, ihm hat’s geschmeckt.)
    Jack machte es zu seiner Aufgabe, jeden Tag auf der Veranda nachzusehen, ob wieder etwas abgestellt worden war, zumal Hamloaf die Angewohnheit hatte, alles zu fressen, was ihm auf seinem Weg vor die herabhängende Schnauze kam. So war mein Bruder schon immer gewesen: stets zur Stelle, ohne dass ihn jemand darum bitten musste. Jack war erst acht Jahre alt, als ich starb, und obwohl ich nicht sicher bin, ob er verstand, warum ich nicht mehr da war, war er doch alt genug, um zu begreifen, dass ich nicht wieder zurückkommen würde.
    Oh, Jacks Gesicht. Er hatte große grüne Augen und lockiges dunkles Haar – genau wie ich. An seiner
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