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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
Autoren: Jess Rothenberg
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so, wie das Röntgenbild es gezeigt hatte. Obwohl ihre Wissenschaft darauf keine Antwort hatte und so etwas sonst nur in kitschigen Liebesliedern vorkam. Über die Schulter meines Vaters starrte ich auf meinen toten Körper. Da war es.
    Mein Herz.
    Schlafend. Still. Und in zwei perfekt gleiche Hälften geteilt.

3
    the cheese stands alone

    Sie beerdigten mich zwei Tage nach der Trauerfeier in der Schule. Du kennst das miese Gefühl, das einen beschleicht, wenn Samstag und Sonntag – diese perfekten, magischen zwei Tage Freiheit – sich ihrem Ende zuneigen? Weil dir, wenn die Titelmelodie der 20-Uhr-Nachrichten ertönt, siedend heiß einfällt, dass du noch nicht einmal mit den Hausaufgaben begonnen hast? Genauso ging es mir am Tag meiner Beerdigung – nur ungefähr fünfzigtausendmal schlimmer. Es war der ultimative Sonntagabend-Blues.
    Mom hatte Sadie gebeten, mein liebstes Sommerkleid und Schuhe auszusuchen, die ich zu diesem bedeutenden Anlass tragen sollte. Denn Sadie war seit der zweiten Klasse so etwas wie meine Stilberaterin. Sie wählte ein dunkellila Baumwollkleid mit purpurfarbenen Sprenkeln und weißen Blumen, verdeckten Seitentaschen und einer einfachen Schleife auf dem Rücken. Dazu einfache schwarze Ballerinas, die ich besonders mochte, weil sie so schön in der Sonne glänzten. (Na ja, sie würden wohl nicht viel Gelegenheit dazu haben, dort, wo ich hinging.)
    Sie beschlossen, mein Haar offen zu lassen, um mein Gesicht herum ausgebreitet. (Ganz wie Ophelia.) Ich hätte mir die Haare über den Sommer beinahe abschneiden lassen, aber als ich mich dann so daliegen sah, war ich froh, dass ich es nicht getan hatte. Schließlich baten die Mädchen meine Eltern, mich mit meiner goldenen, herzförmigen Glücksbringerkette zu beerdigen – eine von vier Ketten, die wir im Sommer vor der Highschool gemeinsam in Rabbit Hole, einem süßen kleinen Laden in San Francisco, gekauft hatten.
    Ich erinnere mich noch genau an jenen Tag.
    Wir unterhielten uns über die Ergebnisse unseres ultimativen und immens wichtigen Welche-Disney-Prinzessin-bist-du?- Quiz und staunten darüber, wie wissenschaftlich exakt sie waren.
    Beweis A: Sadie war eindeutig Prinzessin Jasmine. Sie war nicht nur wunderschön, sondern auch exotisch (ihre Mom war Israelin und noch dazu ein Exmodel), und sie konnte A Whole New World schmettern wie keine andere.
    Beweis B: Emma erwies sich als Aurora aus Dornröschen, was absolut Sinn machte, denn sie war blond, bemerkenswert verschlafen und von einer so natürlichen Liebenswürdigkeit, dass die Vögel zu zwitschern begannen, wo immer sie entlangging.
    Beweis C: Tess war Arielle, was nicht treffender hätte sein können angesichts ihres langen roten Haars und ihrer bedingungslosen Schwärmerei für den einzigen Jungen in unserer Klasse, der Eric hieß. Ganz zu schweigen davon, dass sie in der Grundschule sogar einen Einsiedlerkrebs als Stofftier hatte. Könnte es eine perfektere Arielle geben als das? (Antwort: Ich glaube nicht.)
    Und dann gab es da noch mich.
    Beweis D: Belle von Die Schöne und das Biest.
    Null Prozent Überraschung, schließlich hatte ich eine Schwäche für Jungs mit dichtem, wuscheligem Haar, seit in meinen Kindergartentagen Bibo aus der Sesamstraße in mein Leben getreten war. Darüber hinaus war ich ein leidenschaftlicher Bücherwurm und plante seit der Mittelstufe eine Rucksacktour quer durch Europa, die wir vier vor dem College antreten wollten.
    Ich meine, komm schon! Es musste doch mehr als dieses Kleinstadtleben geben!
    Als jede von uns ihr passendes Disney-Solo geschmettert hatte, kamen wir zufällig am Rabbit Hole vorüber – einem im wahrsten Sinne des Wortes kaninchenbaugroßen Geschäft im Zentrum des Mission District, das allen möglichen Krimskrams und altmodische Accessoires wie Spitzenhandschuhe und alte Strohhüte sowie antiken Schmuck und Porzellanteekannen verkaufte. Dinge, die du wahrscheinlich nie suchen würdest, aber unmöglich zurücklassen kannst, wenn du sie siehst.
    So etwas wie unsere Glücksbringerketten.
    Die Ketten an sich waren alle ähnlich – aus feinen Goldgliedern und weder zu lang noch zu kurz –, aber jede hatte einen anderen Anhänger. An Emmas hing ein Kolibri (Stichwort: Vogelgezwitscher), Tess’ Anhänger war eine Meerjungfrau ( Willst du staunen? Hier, kleine Wunder! ) und Sadies ein schlichter goldener Stern. Ihr größter Wunsch war es nämlich, die Juilliard-Schauspielschule zu besuchen und eine berühmte
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