Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
1
    Alles, was sie hörte, war ihr eigener Atem, das Knarren von Leder, hastende Schritte, ihre und die der anderen hinter ihr. Armbrüste im Anschlag eilten sie durch unterirdisches Halbdunkel, Danak an der Spitze ihrer Truppen, ihr Kader und die Hilfstruppen der Milizgarde.
    Ihre Stiefeltritte knirschten auf dem Steingebröckel des Bodens und hallten hohl im Tunnel des Gewölbegangs. Wasser und Staub rieselten aus dem Gemäuer auf sie herab. Danak fuhr sich durch ihren Schopf, fühlte die Strähnen struppig und klamm zwischen den Fingern und strich sie nach hinten. Zügig, vor allem zügig hier durch, um den Zugriff rechtzeitig hinzukriegen.
    So hasteten sie vorbei an gemauerten Gewölbebögen, und da war zunächst nur Düsternis in den Kammern hinter den Durchgängen. Schleunigst ersticktes Gemurmel, Rascheln irgendwo dort hinten, sonst nichts.
    Dann wurde im Dunkel eine Laterne aufgeblendet. Ihr Licht wanderte, ihr Träger ging wohl ein paar Schritte, um zu sehen, wer da war, und plötzlich gewannen Schatten Gestalt und rollten mit der Bewegung des Lichts gegeneinander. Geweitete Augenpaare starrten sie aus zusammengekauerten Leiberknäueln an, erstarrt und rund wie Froschlaich in aufgewühltem Schlamm.
    Sofort zuckten die Armbrustschäfte hin. Ihre Leute waren angespannt, sowohl die Milizgardisten als auch ihre eigenen Kadergefährten. Hastig wurde die Lampe wieder abgeblendet.
    Sie legte die Hand auf den Lauf von Khrivals Waffe, der sich dicht bei ihr hielt. »Nur Kriegsflüchtlinge. Arme Schweine.« Sie sprach gedämpft, doch so, dass auch die anderen sie verstehen konnten. »Keine Gefahr für uns.«
    Das Treibgut des Krieges. Ihre Augen suchten noch einmal die Dunkelheit hinter den Gewölbebögen ab, doch dort war nichts mehr zu sehen. Selbst das Gemurmel war verstummt. Hausten hier in den Katakomben unter der Kirche, wo sich sonst niemand hintraute. Außer ihnen und zwielichtigem Gesindel, dass hier seine Geschäfte abwickelte. Gesindel wie das, dem sie gerade auf den Pelz rückten.
    Sie eilten vorsichtig weiter, zwischen Mauerschutt und Rinnsalpfützen hindurch.
    Bis hier war es einfach. Bis hierhin war das Terrain bekannt. Soweit man eben die Katakomben unter den Ruinen der Haikirion-Kirche kennen konnte. Sie konnten sich ausrechnen, wo Posten aufgestellt sein würden. Sie wussten, wo der Waffenhandel stattfinden sollte. Sie kannten den Weg dorthin und die Zugangstür zu den Kammern. So weit alles klar.
    Nur hinter der Tür… Dort begannen die Ungewissheiten. Niemand, auch keiner von Sandros Kontakten, hatte ihnen Genaues über diese Kammern sagen können. Es sollten aus diesen Kellergewölben Tunnel bis vor die Stadt führen. Und einige davon sollten älter sein als die Stadt Rhun selbst. Man erzählte sich, sie sollten noch von der älteren Stadt herrühren, auf deren Ruinen Rhun erbaut worden war. Deren Überreste fand man noch heute überall in Rhun eingebaut, und selbst einen guten Teil der Unterwelt unter dem Pflaster des heutigen Rhun sollten sie ausmachen. Das übliche Gerede der Leute, doch was die Tunnel betraf, die aus den Katakomben herausführten, war etwas dran. Sie würden improvisieren müssen. Kein Problem. Normaler Job, normales Risiko. Ihr Kader, ihr Job; ein weiterer glorreicher Tag bei den Einsatzkadern der Stadtmiliz Rhun.
    Ein Schimmer zeichnete sich vor ihnen hinter den wuchtigen Mittelpfeilern ab. Ölfackellicht, halb verdeckt von Mauertrümmern.
    Khrival neben ihr war erstarrt. Sie hob die Hand, nur für den Fall, dass irgendjemand hinter ihr die Gefahr noch nicht bemerkt haben sollte.
    Sie legte Khrival die Hand auf die Schulter. Der nickte nur knapp und ließ ohne sie anzublicken, seine Hand zum Griff des Messers an seinem Gürtel gleiten. Die verfilzten Zöpfe mit Totemzeichen und Ringen darin waren mit einem Tuch zu einem Bündel nach hinten gebunden, damit nichts klirrte. Alte gegerbte, verlässliche Söldnerfresse. Khrival verschwand im Dunkel.
    Danak trat hinter die Kante des Pfeilers und merkte wie Sandros neben sie schlüpfte. »Unser Killer aus dem wilden Norden«, flüsterte Sandros neben ihrem Ohr, eben noch für sie hörbar, so nah, dass sie seinen Atem spürte. Sie ließ ihren Mundwinkel grimmig hochzucken, wusste, dass er es sah. Wenn es dazu kam, dass sie jemandem ihr Leben anvertrauen musste, dann war Khrival der Erste auf der Liste.
    Um die Kante des Pfeilers spähend, erkannte sie, wie die Gestalt des Postens sich gegen den Lichtschein abzeichnete.
    Es dauerte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher