Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus
Autoren: Horus W. Odenthal
Vom Netzwerk:
spuckte auf den kopflosen Kadaver herab.
    Danak sah es, spürte, wie der hektische, anstachelnde Rausch des Kampfes in ihr verebbte und ihre Hände anfingen zu zittern. Sie biss die Zähne zusammen und ballte die Hände zu Fäusten, damit niemand es bemerkte. Sie hielt den Atem an und drehte sich dann langsam, wie widerwillig um ihre Achse, um sich durch die sich allmählich senkenden Schleier von Staub in der düsteren Gewölbehöhle umzusehen.

2
    Sie waren eine aufeinander eingespielte Truppe.
    Vorna Kuidanak, von allen nur Danak genannt, war der Kopf des Kaders, Ex-Soldatin, danach Stadtmiliz Rhun. Sandros Moridian, schwarzes Schaf aus alteingesessener Rhuner Familie; er schaffte es irgendwie immer wieder, über zahlreiche Kontakte an alle möglichen und unmöglichen Informationen heranzukommen. Histan Vohlt, war der Kühle, Verlässliche, der ruhende Pol ihrer Truppe; gut ihn zu haben. Mercer dagegen war ein Hitzkopf, aber er war kompetent und hatte Biss, wenn man verstand ihn im Zaum zu halten. Chik hieß eigentlich Maisaczik, sein Vorname war schlimmer, er stammte aus Bilginaum. Khrival war tot.
    Sie war zu dem Platz, wo sie ihn hatte fallen sehen, zurückgegangen, und er hatte noch immer dagelegen, so unmöglich still. So wie sie ihn noch nie gesehen hatte. So einfach zur Seite gekippt.
    Bleich, starr, die markanten Falten hatten nichts Lebendiges mehr, wirklich nur noch Kerben, so wie man sie auch in einem Stück Holz oder in einem Klumpen Ton hätte finden können. Sie folgten den Gesetzen unbelebter Materie. Fleisch, das es zur Erde zog.
    Eine weitere, eine tiefe, blutig rohe Kerbe zeichnete seinen Hals. Von dort war alles Leben aus ihm ausgelaufen, hatte sich mit Dreck und Staub vermischt. Der Kopf hing aber noch am Hals.
    Sie stand wohl eine Weile da. Wie lange, wusste sie nicht.
    Während sich in ihrem Geist eine lähmende Kälte ausbreitete. Ihr Körper, der Verräter, wollte dabei nicht aufhören zu beben, als müsse er die ganze Zeit in einem fort immer wieder und wieder brüllen und brüllen: Ich lebe noch, ich lebe noch.
    Sei still, sei still, sei still: Khrival ist tot! Hast du das noch nicht begriffen? Sei still, du mieser, kalter, egoistischer Drecksack!
    Das Rauschen in ihren Ohren klang laut wie Fanfarengedröhn, dabei flach wie eine Nebelwand. Dahinter wütete irgendetwas sinnlos vor sich hin, aber das war nicht sie, und sie hätte nichts davon benennen können.
    Sie fühlte die Anspannung ihrer Arme, straff gespannte Bogensehnen, doch sie traute sich nicht, sie zu lockern, aus Angst, sie würde dann anfangen, unkontrolliert und grobschlägig zu schlottern, wie bei Schüttelfrost, und wenn sie einmal anfing, war sie sich nicht sicher, jemals wieder aufhören zu können.
    Khrival.
    Sie hörte nicht, wie Histan Vohlt hinzutrat, merkte erst, dass er mit ihr sprach, als er ihr die Hand auf die Schulter legte.
    Sie riss sich aus seinem Griff frei, als sie sich der Berührung bewusst wurde. Fast hätte sie ihm die Faust ins Gesicht gedroschen, im Reflex, im Fluss der Bewegung. Gerade noch konnte sie sich stoppen. Histan wich einen Schritt zurück, sagte wieder etwas.
    Tote habe es gegeben. Sie sollten in die Kammer direkt hinter dem Eingang zurückgehen.
    »Musst du mir nicht sagen, verdammt!« Es war ihre Stimme, die ihn anbrüllte. »Denkst du ich bin blind? Dass es Tote gegeben hat, seh’ ich verdammt noch mal selber ganz gut!«
    Khrival.
    Histan hob besänftigend die Arme. Sie sah es zwar, doch so, als sei gar nicht sie gemeint, als hätte das alles gar nichts mit ihr zu tun. Als sei Histan nur ein bloßer Schatten, irgendwo. Sein Mund bewegte sich, aber das, was er sagte, ergab keinen Sinn.
    Khrival.
    Das ging so nicht. Sie musste sich irgendwie in den Griff kriegen. Das hier musste weitergehen.
    Es ist dein Job. Du hast ihn dir ausgesucht, du hattest deine Gründe. Ihr hattet eure Gründe.
    Khrivals Gründe waren hier gerade in Dreck und Staub aus ihm herausgeblutet.
    Histan redete mit ihr. Sein Blick ging zum Boden, zu Khrival rüber. Auch er war bleich. Geschockt, behielt aber die Kontrolle. Es musste schließlich weitergehen. Musste es wohl. Sie war hier die Anführerin.
    Sie setzte sich in Bewegung, spürte ihre Glieder sich rühren, ihre Beine Schritte vorwärts tun.
    Als sie in der Hauptkammer ankam, zeigte sich, dass auf der eigenen Seite noch mehr Opfer zu beklagen waren. Neben dem Gardisten und Khrival, die im Kampf gegen den Homunkulus gefallen waren, gab es hier zwei weitere Tote,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher