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0180 - Sonderauftrag Maracaibo

0180 - Sonderauftrag Maracaibo

Titel: 0180 - Sonderauftrag Maracaibo
Autoren: Sonderauftrag Maracaibo
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Sie nannten sich Pitt und Joddy, und sie waren zwei Strolche, die von wer weiß, was lebten. Im Augenblick trieben sie sich im Hafenviertel von Maracaibo herum. Ihre Aussprache verriet, dass sie aus den Nordstaaten der USA kamen, dass sie Yankees waren.
    Joddy hatte die Hände bis zu den Ellenbogen in die Taschen seiner sandfarbenen Hose geschoben, die am rechten Knie ein faustgroßes Loch hatte. In seinem Gesicht standen blauschwarze Bartstoppeln, die mindestens sechs Tage alt waren. Auch seine Frisur hätte dringend einer ordnenden Hand bedurft.
    Pitt sah nicht besser aus. Nur dass seine Hose kein Loch hatte. Gelangweilt schlenderten sie an den Buden vorbei, wo Fischer ihren frischen Fang feilboten. Stimmen aus allen Herren Ländern schwirrten durcheinander. Dazwischen ertönte ab und zu die Dampfsirene eines Schiffes, das'in den Hafen einlief oder ihn verließ.
    Es war später Nachmittag, und als die beiden lange genug herumgebummelt waren, beschlossen sie, sich zurück zu dem zu begeben, was der Besitzer mit viel Fantasie Hotel nannte, was aber in Wahrheit nicht mehr als eine verrottete Bruchbude war, die von Wanzen und Flöhen als gastliches Haus betrachtet wurde.
    In der Gaststube hockten vier Hilfsmatrosen. Einer von ihnen war eine Mischung aus mind'estens drei Rassen: weiß, gelb und schwarz. Von den Negern hatte er die wulstigen Lippen und den krausen Haarschopf. Von einem Chinesen die Gesichtszüge mit den schief gestellten Augen und den asiatischen Backenknochen. Von einem Weißen die Hautfarbe und das Wassergrau der Augen. Er führte das lauteste Wort, und er konnte es sich erlauben, denn er war der Stärkste von ihnen.
    Als Pitt und Joddy von ihrem Bummel zurückkamen, kippte der Mischling dem ängstlichen Wirt gerade den Inhalt eines Schnapsglases ins Gesicht. Der Wirt sprang einen Schritt zurück und rieb sich die Augen. Die anderen lachten. Pitt und Joddy setzten sich an die Theke und beobachteten die Szene.
    »Ich habe Rum bestellt!«, röhrte der Mischling wütend. »Kein lauwarmes Spülwasser! Bring uns Rum - oder ich schraube deinen ganzen Saftladen auseinander!«
    Der fette, schwitzende Wirt versicherte in einem Wortschwall, der aus fünf oder sechs verschiedenen Sprachen bestand, dass dies Rum sei, und dass er ihn eigens für die Señores gekühlt habe. Der Mischling hörte sich den Wasserfall von Worten eine Weile an, dann stieß er dem Dicken ärgerlich die Faust in den Bauch.
    »Hau ab und bring richtigen Rum! Aber schneller als gewöhnlich!«
    Seufzend verschwand der Wirt hinter der Theke, verdrehte die Augen, als ihn die vier aufdringlichen Gäste nicht sehen konnten, und kramte in seinem Vorräten. Mit einer anderen Flasche begab er sich wieder an den gefährlichen Tisch.
    Der Mischling riss ihm die Flasche aus der Hand. Nur an seinen etwas unsicheren Bewegungen konnte man erkennen, dass er schon ungeheure Mengen Alkohol vernichtet haben musste. Er riss mit den Zähnen den Korken aus und setzte die Flasche an die Lippen. Unter dem Gegröle der anderen ließ er den scharfen Rum in seine unersättliche Kehle gluckern. Als er die Flasche endlich absetzte, hatte er gut den Inhalt von fünf oder sechs normalen Gläsern verkonsumiert.
    »Das war die Weinprobe«, erklärte er schmatzend »Die gibt’s in jedem Lokal gratis. Ehrlich gesagt, ich habe jetzt gar keinen Durst mehr. Kommt, Jungs, wir gehen!«
    Der Wirt wurde blass vor Wut. Er war im Hafen einiges gewöhnt, und er steckte allerhand geduldig ein, aber es durfte nicht an das Heiligste gehen, was er kannte: ans Geld.
    »Señores!«, erklärte er entschlossen. »Sie können sofort gehen! Aber erst wird Ihre Zeche bezahlt! Sie haben aus der Flasche mindestens den Inhalt von fünf Gläsern getrunken! Ich verlange, dass Sie das bezahlen!«
    »He?«
    Der Mischling stand auf. Er überragte den Wirt um Haupteslänge, und er nutzte diese höhere Position aus, um beinahe mitleidig auf den schwitzenden Dicken herabzublicken.
    »Bezahlen!«, wiederholte der Wirt.
    Der Mischling fegte den Wirt mit einer Handbewegung beiseite, ging hinter die Theke und zog das Schubfach auf, in dem der Wirt die Einnahmen zu verwahren pflegte. Grinsend zog er ein paar Geldscheine heraus.
    »Mein Lieber, Bester, Einziger!«, sagte er zu dem Wirt, während er mit den Geldscheinen wedelte. »Ich bin dein alter Freund, und natürlich werde ich dich nicht um eine Zeche prellen. Das tun keine Ehrenmänner. Aber weil ich dein Freund bin, wirst du mir bis morgen Zeit geben, die
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