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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
Autoren: Jess Rothenberg
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Unser Trainer hatte mein Team für ein Sechs-Uhr-Training bestellt, und ich war gerade wieder von einem Sprung aufgetaucht – einem beinahe perfekten Salto mit Schraube vom Dreimeterbrett. Bei der Tür zu den Umkleidekabinen tuschelten ein paar meiner Teamkameraden aufgeregt miteinander, also verließ ich das Schwimmbecken, um zu sehen, was los war. Ich spüre noch immer das Adrenalin durch meine Adern strömen, als ich meine Schwimmkappe vom Kopf nahm und mich abtrocknete.
    »Hey, Mo, was ist los? Wollen sich die Cyclones vor dem Wettkampf drücken?«
    Ich sah ihren Augen an, dass ich es damit nicht einmal annähernd getroffen hatte.
    »Letzte Nacht hat es ein Feuer gegeben«, sagte sie. »Ein Mädchen aus der elften Klasse ist dabei umgekommen.«
    Ich erstarrte, und das Handtuch glitt mir durch die Finger. »Wer? Wer ist umgekommen?«
    Mo legte mir ihre Hand auf die Schulter, während die anderen Mädchen betreten schwiegen. »Deine frühere Freundin, glaube ich. Larkin Ramsey.«
    Ich kann mich noch gut an das Gefühl in meinem Bauch erinnern, nachdem Morgan diese Nachricht ausgesprochen hatte. Ich spüre noch die kühlen Wassertropfen auf meiner Haut, die wie Tränen über meinen Rücken kullerten.
    Meine alte Freundin.
    Larkin Ramsey.
    Meine ganze Familie ging zur Trauerfeier. Wer hätte damals gedacht, dass wir nur ein paar Jahre später wieder hier sitzen würden – diesmal wegen mir?
    Im Raum leuchteten dieselben weißen Lichter wie damals, und in der Mitte der Bühne war ein riesiges, mindestens drei Meter hohes Foto von mir aufgestellt worden. Es war erst vor sechs Monaten in Judy’s Café aufgenommen worden, wo wir Jacks Geburtstag gefeiert hatten.
    Auf dem Foto trug ich einen blauen Pulli und darunter mein graues T-Shirt mit den Sonnenblumen, mein Haar war mit glitzernden blauen Haarspangen halb hochgesteckt, und ich grinste breit. Bestimmt hatte Dad gerade wieder einen seiner lächerlich schlechten Witze gemacht, als das Foto geschossen wurde ( Welche ist die cremigste Stadt der Welt? Philadelphia! ). Es war zwar nicht mein Lieblingsbild, aber zumindest hatte ich keinen Pickel auf der Nase oder Essensreste zwischen den Zähnen oder etwas ähnlich Peinliches. Und dennoch war es ein seltsames Gefühl, mein überdimensionales Gesicht auf der Bühne der Aula zu sehen, wo es tausend Augen anstarrten.

    Schließlich kam der Teil, bei dem die Leute auf die Bühne treten und von ihren Erinnerungen erzählen. Mein Chemielehrer, Dr. O’Neil, erzählte davon, wie ich bei dem Versuch, einen Elektromagneten zu bauen, einmal fast meinen Tisch in Brand gesetzt hätte (Ursache war ein unschuldiger Rechenfehler) und wie ich mich immer als Erste meldete, wenn einer der jüngeren Schüler Nachhilfe brauchte.
    Danach kam meine Trainerin Trini zusammen mit zwei meiner Teamkameraden, Alli und Mo, auf die Bühne und erzählte vom letztjährigen Finale gegen die San-Mateo-Highschool, bei dem ich unser Team in letzter Minute mit einem überraschenden Hechtsprung auf den ersten Platz brachte und uns so für die Regionalmeisterschaften qualifizierte. Alli erzählte, dass ich immer die Erste im Wasser war und die Letzte, die wieder herauskam. Mo sprach von meinem geradezu enzyklopädischen Musikwissen und meiner beispiellosen Liebe für die Musik der Achtziger, sie verriet meine Leidenschaft für das Softeis von Wendy’s und sagte, wie sehr ich dem Team fehlen würde.
    Meine Spanischlehrerin, Mrs. Lopez, die in einem ihrer schicken Leinenkleider erschienen war, erzählte, wie ich einmal eine ganze Folge der Fernsehserie Friends ins Spanische übersetzt und der Klasse das Lied Smelly Cat (Gato Maloliente) vorgesungen hatte. Dann sang sie selbst ein paar Zeilen des Lieds und brachte damit alle zum Lachen, sogar meine Eltern.
    Tatsächlich wurden nur lustige Geschichten erzählt. Bei all den schönen Erinnerungen konnte man leicht vergessen, dass jemand gestorben war und es sich hier um eine Trauerfeier handelte. Die Stimmung war nicht bedrückend oder gar verzweifelt. Und mir tat es sogar richtig gut zu hören, wie sehr mich alle mochten. Dabei hatte ich mir Sorgen gemacht, dass ich es nur schwer würde ertragen können, die Trauerfeier mitzuerleben. Aber die Stimmung war beinahe unbeschwert. Fast wie bei einem Fest oder einer Party.
    Und ich war der Star.
    Als Letzte erhoben sich Sadie, Tess und Emma von ihren Plätzen und gingen Hand in Hand auf die Bühne. Sie wirkten so jung. So lebendig.
    Sadie, die mit ihrem dunklen Haar so
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