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Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast

Titel: Weisst du eigentlich, dass du mir das Herz gebrochen hast
Autoren: Jess Rothenberg
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unechter Pelzkragen.
    Und dann traf es mich wie ein Blitz. Es war nicht sein Gesicht, das mir bekannt vorkam, sondern sein Outfit! Das war der Stil der Achtziger, Kampfjet-Pilot. Tom Cruise in Top Gun, auch bekannt als Bester Film aller Zeiten . Ich unterdrückte ein Grinsen und kam mir albern vor. Mir fiel der Soundtrack des Films ein, und ich konnte nicht anders, als leise vor mich hin zu summen.
    Highway … to the … danger zone!
    Da erst bemerkte ich seine Narbe.
    Tief und gezackt zog sie sich über seinen Handrücken und sein Handgelenk bis unter seinen Ärmel.
    O Scheiße.
    »Alle neuen Seelen müssen am Tresen einchecken.« Eine Frauenstimme unterbrach abprupt meine innere Karaoke-Darbietung.
    Ich fuhr herum und sah mich einer grauhaarigen Asiatin gegenüber, die auf einem Barhocker an der Pizzatheke saß. Sie hatte ein großes Kreuzworträtsel vor sich ausgebreitet und trug eine hellrote Brille auf der Nasenspitze.
    »Name?« Die Frau schaute mich nun direkt an, und ihre Stimme klang zu einem Drittel gelangweilt und zu zwei Dritteln genervt.
    Ich sah erst nach links, dann nach rechts. Niemand sonst im Raum reagierte. Sie hatte eindeutig mich gemeint.
    »Ähm, Brie Eagan?«
    »Du bist spät dran.«
    »Bin ich das?«
    Sie deutete nach oben auf eine Wanduhr, die offenbar stehen geblieben war.
    »Tut mir leid.«
    Die Kreuzworträtsel-Lady winkte mich zu sich. »Macht nichts. Komm her, setz dich. Papierkram. Außerdem kannst du mir bei meinem Kreuzworträtsel helfen.«
    Mein Magen knurrte erneut, diesmal noch lauter. Ich sah noch einmal zu Tom Cruise hinüber, der seine Fernbedienung nun gegen ein köstlich aussehendes Stück Pizza eingetauscht hatte.
    Mmh, was ist denn da drauf? Artischocken und sonnengetrocknete Tomaten?
    Er hielt seinen Blick auf mich gerichtet, während er provozierend genüsslich in den dicken Pizzarand biss.
    Mampf. Mampf. Mampf.
    Die Kreuzworträtsel-Lady räusperte sich, um meine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen. »Erst meldest du dich an, dann kannst du essen.«
    Wow. Die kann wohl Gedanken lesen!
    Ich verließ meinen Tisch und trottete ärgerlich zur Theke. Nachdem ich mir einen Barhocker zurechtgerückt und Platz genommen hatte, holte sie eine brandneue Mappe hervor und kritzelte meinen Namen darauf. Ich sah die Adern ihrer schneeweißen Hände, als sie ein einzelnes Blatt aus dem Aktenschrank nahm, es auf einem Klemmbrett festmachte und mir über die Theke schob. »Du brauchst nur das hier auszufüllen.«
    »Ich glaube, da liegt ein Missverständnis vor.«
    Sie sah mich an, blieb jedoch ungerührt. »Das bezweifle ich.«
    »Aber das ist alles ein Missverständnis. Ich fühle mich gut.«
    Sie lachte. »Wie jeder andere hier. Los jetzt, Papierkram.«
    Trotzig wie eine Fünfjährige verschränkte ich die Arme und schob das Kinn vor. »Ich. Habe. Keinen. Stift.«
    Sie deutete auf meine rechte Hand. »Doch. Das. Hast. Du.«
    Ich wollte ihr schon widersprechen, als ich feststellte, dass ich sehr wohl einen Stift hatte. Startklar in meiner Hand. Ich fiel fast vom Stuhl.
    Wie zum Teufel war der dort hingekommen?!
    Und das Merkwürdigste daran war: Ich erkannte ihn wieder.
    Nee, oder?
    Es war genau derselbe Stift, den ich in der dritten Klasse hatte. Damals, als ich noch so dumm war, dass ich vor dem Schulsachen-Einkaufen vor lauter Aufregung nicht einschlafen konnte.
    Der Stift war oben weiß und unten himmelblau und hatte sechs (sechs!) farbige Minen, die heraussprangen, je nachdem, welchen Knopf man drückte. Man konnte sogar zwei Knöpfe gleichzeitig herunterdrücken und die Farben mischen. (Ich weiß. ) Aber für einen Bücherwurm in der dritten Klasse, der seinen ganzen Sommer damit verbrachte, seine Unterschrift zu üben, war dieser Stift Gold wert.
    Eines Freitagnachmittags legte ich ihn unter meine Schulbank, und als ich ihn am Montagmorgen wieder herausnehmen wollte, war er verschwunden. Wirklich, hier geht es um eine echte Grundschultragödie.
    Mysteriöserweise kam Chloe Lutz – ein Mädchen, das jeden Tag mit Zöpfen zur Schule ging, Himmel! – ein paar Tage später mit einem ähnlichen (oder besser gesagt genau diesem) Stift an.
    Ach ja, Chloe?
    Ich wusste, dass sie ihn genommen hatte. Emma, Sadie und Tess wussten, dass sie ihn genommen hatte. Aber petzen kam nicht in Frage, da unsere Lehrerin, Mrs. Arden, eine sehr strenge Anti-Petz-Politik verfolgte. Also wollte ich Chloe in der Pause zur Rede stellen, verwarf diese Idee aber schnell wieder, als ich daran dachte, dass sie
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