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Weisse Haut - Schwarze Haut

Weisse Haut - Schwarze Haut

Titel: Weisse Haut - Schwarze Haut
Autoren: Angelika Friedemann
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Kopf ein weißes Käppi, Ochsenkarren, andere führten
bepackte Esel an ihnen vorbei. Muselmanen hatte sein Lehrer die einmal genannt.
    Irgendwie lustig fand er die Männer mit dem roten Fez oder
einem Turban auf den Kopf und den weißen Nachthemden. So ein ähnliches Gewand
trug seine Mutter des Nachts. Er hatte einmal zu seinem Bruder geflüstert, wie
ein Gespenst aus einem der Schlösser.
    Beeindruckend sahen hingegen Männer in dunkelblauen
Umhängen aus. Selbst ihre Gesichter waren mit einem dunkelblauen Tuch verhüllt,
dazu war der Kopf mit dem gleichen Stoff in Form eines Turbans bedeckt. Sie
wirkten selbst von seinem Standpunkt aus, groß, stolz und schön. Sie führten
Kamele oder Dromedare, so genau wusste er das nicht, hinter sich her, die mit
Kisten und Körben beladen waren. Er überlegte, ob das die gefürchteten Tuareg
waren, von denen er gehört hatte. Vor einem Jahr hatte er noch nicht einmal
daran gedacht, dass er eines Tages richtige Kamele sehen würde, geschweige die
gefürchteten Krieger der wüste, falls es welche waren. Kinder liefen herum,
lachten, spielten. Dazwischen tollten Hunde laut bellend herum und ein älterer
Mann zog drei Ziegen hinter sich her.
    Männer mit verschiedenen Hautfarben, oftmals nur mit einer
Hose bekleidet, saßen in Booten, brüllten um die Wette, um ihre Waren zu
verkaufen.
    Es war komisch, da man nur wenige Frauen sah. Er fand das
alles faszinierend. War es doch ein kleiner Vorgeschmack auf das, was ihn
erwartete.
    Eine Weile sah er dem Treiben zu, dann rief die Arbeit.
Die Afric Star würde nun bald in den Suezkanal einfahren.

*
    E inen Tag später bot sich ihnen ein Blick auf die
Arabische Wüste. Die Luft wurde wärmer, trockener, je südlicher sie
schipperten.
    „In der Nähe ist Luxor. Dort befinden sich die Tempel des
Gottes Amun und auf der anderen Seite des Nils sind die Königsgräber. Noch ein
Stück südlicher ist der berühmte Abú-Simbel-Tempel, der in der Zeit von Ramses
gebaut wurde.“
    „Hat man da nicht vor einigen Jahren so ein Grab von einem
Pharao gefunden? Tutachmun oder so ähnlich. Der Mann, dieser Lord Carnarvon ist
doch kurz darauf, wegen eines angeblichen Fluches, gestorben.“
    „Ja, Howard Carter war der Archäologe und der Pharao hieß
Tutanchamun. Ob es ein Fluch der Pharaonen war?“, zuckte er mit der Schulter.
„Jetzt kommt bald der Sudan.“
    „Das war, wo der Mahdi, dieser Mohammed Ahmed Ibn Saijid
Abd den Heiligen Krieg ausrief. Er besiegte 1883 die britisch-ägyptischen
Truppen, nahm im Januar 1885 Khartum ein und errichtete das Kalifat von
Omdurman. Wir haben damals eine Expeditionsarmee hingeschickt, der es 1898
unter der Führung von Lord Kitchener gelang, den Aufstand niederzuschlagen. Der
Sudan wurde in ein britisch-ägyptisches Kondominium überführt. General Gordon
war in Khartum, nicht wahr?“
    „Ja, stimmt! Woher weißt du das?“
    „Mister Dudley hat es mir erzählt. Erst habe ich überlegt
nach Ägypten zu gehen. Mister Dudley sagte, ich solle mein Glück in British
East Africa versuchen.“
    „Wir fahren derzeitig durch das Rote Meer und nun kommt
bald Italienisch East Africa.“
    „Danach kommt der Golf von Aden und die Kolonie
Französisch-Somaliland und British Somaliland und Italienisch-Somaliland. Das
Horn von Afrika sagte mein Lehrer.“
    „Dein Lehrer hat dir eine Menge beigebracht. Ras Asir, ist
ein Kap im Nordosten des Landes und ragt in den Indischen Ozean.“
    So ging es Tag für Tag zwischen den beiden so ungleichen
Männern. Es gab so viel zu sehen und er verbrachte nun jede freie Minute an
Deck. Er wollte alles wahrnehmen, sich nichts entgehen lassen.
     
    Die Landschaft veränderte sich, als sie näher dem Horn von
Africa kamen. Der helle Wüstensand wich Dunkelgrauem, ja fast schwarzem Gestein,
Felsformationen. Es sah trostlos aus, zumal dort nicht ein grünes Pflänzchen zu
sehen war. Menschen konnte da gewiss keine leben, dachte William. Die Hitze war
hier unerträglich und die wenigen Passagiere hatten sich in die Kabinen
zurückgezogen.
     
    Abends saß er oftmals lange neben seinem neuen Freund, um
mit ihm zu reden. Immer mehr informierte er sich über das Land, in dem er nun
leben wollte. Oftmals ging er danach hinunter und machte sich Notizen, damit er
ja nichts vergaß. Mister Kanther hatte ihm einige Blatt Papier gebracht und
einen neuen Bleistift. „Damit du dir etwas aufschreiben kannst“, hatte er
lächelnd gesagt. Colin und Marvin schickten ihn öfter an Deck, damit
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